Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter
bronzeglänzenden Brust verschränkt, stand er mitten im Handgemenge, und seine schwarzen Augen blitzten zornig.
»Hört mir zu, mir, dem Dschinn Scheich Majiid al Fakhars, Dschinn seines Vaters, Dschinn seines Vaters Vater, Dschinn seines Vaters Vaters Vater, Dschinn der vergangenen fünfhundert Generationen der Akar. Hört den Willen des Allerheiligsten Akhran des Wanderers, der sich nach zweihundert Jahren herabgelassen hat, sein Schweigen zu brechen und zu euch närrischen Sterblichen zu sprechen!«
»Sein Name sei gepriesen«, murmelte Majiid in beißendem Spott und half Khardan auf die Beine.
Sond vernahm Majiids sarkastische Bemerkung, entschied sich aber, sie nicht weiter zu beachten. »Es ist der Wille Akhran des Wanderers, daß ihr, die Akar und Hrana, die ihr von alters her Feinde seid, durch die Vermählung des ältesten Sohnes mit der ältesten Tochter der Stammesführer in Frieden verbunden werdet. Es ist der Wille Akhrans, daß kein Stamm das Blut eines Angehörigen des anderen Stammes vergießen soll. Weiterhin ist es der Wille Akhrans, daß beide Stämme ihre Lager am Fluß des Tel aufschlagen und so lange dort verweilen werden, bis die Zeit gekommen ist, da die Blume der Wüste, die dem großen und mächtigen Akhran dem Wanderer geweiht ist und allseits Rose des Propheten genannt wird, ihre Blüten entfaltet. Dies ist der Wille Akhrans.
Als Lohn für ihren Gehorsam«, Sond bemerkte den benommenen Blick des Bräutigams und sprach daraufhin schneller, »verspricht der heilige Akhran seinem Volk Segen und Beistand in der Zeit aufkommenden Haders.«
»Aufkommender Hader! Hah!« murmelte Jaafar seiner Tochter zu. »Wir haben stets nur gegeneinander gekämpft, und jetzt will man es uns verbieten!«
Zohra erschlaffte im Griff ihres Vaters. Sie hatte plötzlich aufgehört, sich zur Wehr zu setzen, und sank nun gegen seine Brust, was ihr Vater als Erschöpfung auslegte. In der allgemeinen Verwirrung und dem herrschenden Durcheinander war ihm entgangen, daß sich sein Dolch nicht mehr am gewohnten Platz in der Schärpe befand.
»Überspring den Rest«, befahl Fedj, der das Vermählungsband in Händen hielt, das die beiden offiziell zu Mann und Frau machen sollte. »Fahr mit dem Gelöbnis fort.«
»Im Namen Akhran des Wanderers, bist du, Prinzessin Zohra, Tochter des Scheichs Jaafar al Widjar, hier aus freiem Willen erschienen, um den Kalifen, Khardan al Fakhar, zum Mann zu nehmen?«
Der bittere Fluch der Braut konnte von ihrem Vater nur dadurch unterbunden werden, daß er seine Hand fest um ihre Kehle schloß. »Das ist sie«, antwortete er schwer atmend.
»Im Namen Akhran des Wanderers, bist du, Kalif Khardan al Fakhar, Sohn des Scheichs Majiid al Fakhar, hier aus freiem Willen erschienen, um die Prinzessin Zohra, Tochter des Scheichs Jaafar al Widjar, zur Frau zu nehmen?«
Ein gemeiner Stoß seines Vaters in den Rücken ließ Khardan kerzengerade stehen und mit blinzelnden Augen in die Runde starren.
»Sag bali! Bali!«, befahl Majiid. »Ja! Ja!«
»B-bali!« grölte Khardan und erhob die Hand zu einer triumphierenden Geste. Mit weit aufgerissenem Mund verdrehte er die Augen und schwankte auf der Stelle.
»Schnell!« rief Fedj und reichte den beiden Vätern das Vermählungsband.
Das Band sollte Liebe und Treue symbolisieren, die Mann und Frau aneinander banden. Gewöhnlich bestand es aus feinster Seide, doch bei dieser überstürzten Hochzeit war keine Zeit für eine Reise in die befestigte Stadt Kich geblieben, in der man ein solches Band hätte erstehen können. So wurde aus kräftigem Wüstenhanf schnell ein Ersatz gefertigt, der wohl, wie Pukah behauptete, dem Ereignis ohnehin angemessener wäre.
»Hier, nehmt es!« befahl Fedj.
Beide Väter zögerten und starrten einander an. Das Raunen im Zelt schwoll zu lautem Grollen an. Sond knurrte furchterregend, Fedj spannte die kräftigen Arme an. Ein plötzlicher Windstoß wirbelte einen kleinen Sandteufel durch die geöffnete Eingangsklappe ins Zeltinnere.
Majiid stand noch unter dem Eindruck der Stürme, welche die Ifrite entfesselt hatten, und griff nach dem Band. Widerwillig wickelten sie die Hanfschnur um ihre Sprößlinge und zogen sie dann mit einem Liebesknoten fest, der ein wenig strammer ausfiel, als es erforderlich gewesen wäre.
»Im Namen Akhran des Wanderers, ihr zwei seid jetzt verheiratet!« schnaufte Sond, wischte sich den Schweiß von der Stirn und nahm das Paar mit düsterem Blick in Augenschein – der Bräutigam lehnte
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