Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Titel: Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
schwer gegen die Braut, sein Kopf hing haltlos auf ihrer Schulter.
    Man sah ein Messer aufblitzen, und schon waren die Hanfschnur wie auch die Handfesseln der Braut durchschnitten. Die Klinge blitzte ein zweites Mal auf und hätte dem Hochzeitstag, wie auch allen zukünftigen Tagen des Bräutigams, beinahe ein jähes Ende bereitet, wäre Khardan nicht der Länge nach zu Boden gestürzt. Als Zohra erkannte, daß sie ihn verfehlt hatte, sprang sie über den Körper ihres frischgebackenen Gemahls und stürzte auf den Ausgang zu.
    »Haltet sie auf!« schrie Majiid. »Sie wollte meinen Sohn umbringen!«
    »Halt sie doch selber auf!« brüllte Jaafar. »Eine Frau könntest du in einem fairen Kampf vielleicht besiegen!«
    »Du Hund!«
    »Schwein!«
    Die Väter zogen ihre Säbel. Cousins und Brüder sprangen sich an die Kehle.
    Als Khardan den klirrenden Stahl vernahm, kam er taumelnd wieder auf die Beine. Blindlings tastete er nach seinem Säbel, bis ihm dämmerte, daß er ihn zu seinem Hochzeitstag nicht angelegt hatte. Mit einem Fluch torkelte er vorwärts, um sich mit bloßen Händen ins Kampfgetümmel zu stürzen.
    Stahl traf auf Stahl. Unter dem Gewicht der kämpfenden Menge schwankten die Zeltstangen beängstigend. Ein Aufschrei, ein Fluch und das Stöhnen einer Wache, die in der Nähe des Zeltausgangs postiert war, ließen erahnen, daß sich die messerschwingende Braut mittlerweile dem Zeltausgang genähert hatte.
    Zornig beobachteten die beiden Dschinnen die tobende Menge. »Du folgst ihr!« schrie Sond. »Ich bereite dem Aufruhr ein Ende!«
    »Akhrans Segen sei mit dir!« rief Fedj und löste sich in wirbelndem Rauch auf.
    »Das fehlte mir gerade noch!« murmelte Sond.
    Mit kräftigen Händen griff der Dschinn nach der mittleren Zeltstange, warf noch einen letzten wütenden Blick auf die Schwerter und Dolche schwingende, hin und her wogende Meute, verzog seinen Mund zu einem dämonischen Grinsen und riß schließlich mit einem einzigen Ruck die Zeltstange aus dem Boden, brach sie säuberlich entzwei und ließ sie fallen.
    Das Zelt sackte wie eine angestochene Ziegenblase in sich zusammen und verfehlte die Braut nur knapp, begrub aber den Bräutigam vollständig unter sich und beendete auf der Stelle den Kampf zwischen Vätern, Brüdern und Cousins. Mit dem Dolch in der Hand floh Zohra in die Wüste hinaus. Der Kumys war Khardan derart zu Kopf gestiegen, daß er glückselig schnarchend zwischen den Bahnen des Festzelts liegen blieb, aus dem die letzte Luft unter pfeifendem Brausen entwich und fürs erste die Flamme des Hasses ausblies, die seit Menschengedenken heiß in den Herzen dieser Völker gebrannt hatte.

5
    Nachtschwarze Dunkelheit hatte sich inzwischen über die Wüste gelegt. Nur rings um den Tel leuchteten die Flammen Hunderter kleiner Sonnen so hell, daß sie die Nacht beinahe zum Tage machten, und die Luft war von trunkenem Gelächter erfüllt. Die Feierlichkeiten fanden weniger in Gedanken an die Hochzeit statt als vielmehr in Erinnerung an den glorreichen Kampf, der im Anschluß stattgefunden hatte, und in Erwartung noch ruhmreicherer Kämpfe, die folgen mochten. Das größte Lagerfeuer brannte vor Khardans Zelt. Umgeben vom Tanz der ineinander verwobenen schwarzen Gestalten leckten die hungrigen Flammen das Holz wie Schakale das Blut.
    Eine silberne Sichel ging am dunklen Himmel auf. Achmed, noch der nüchternste von allen, verkündete mit jugendlicher Stimme den Aufgang des Mondes. Hierauf setzte allgemeiner Jubel ein, war dies doch das Zeichen, den Bräutigam zum Zelt seiner Braut zu geleiten, die ihn wohl schon in duftender und juwelenglänzender Pracht erwartete. Mit dem Bräutigam an der Spitze wogte die Schar hinüber. Viele seiner Kameraden hakten sich unter, um sich gegenseitig zu stützen, da sie zu betrunken oder zu zerschlagen waren, um ohne Hilfe auf eigenen Beinen zu stehen.
    Bei dem Scharmützel im Hochzeitszelt war niemand umgekommen, was zweifelsohne der zerbrochenen Zeltstange zu verdanken war, doch auf beiden Seiten gab es mehrere Männer, die zu ihren Zelten getragen werden mußten, wo sich die Frauen ihrer angenommen hatten. Zu ihnen gehörte auch Zohras Vater Jaafar. Gerade als das Zelt über ihnen nachgegeben hatte, war ihm ein glücklich geführter Säbelhieb Majiids über die magere Brust gefahren. Der Hieb hatte ihm eine blutige, klaffende Wunde beigebracht, sein bestes Gewand ruiniert und die untere Hälfte seines langen, weißen Barts säuberlich abgetrennt; doch abgesehen

Weitere Kostenlose Bücher