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Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Titel: Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Sicherheit waren sie mehr wert als ein einziges Pferd.
    Bei dem Gedanken an ihren Schmuck seufzte Zohra leise auf und streichelte über die Nüstern des Pferds. Das Tier rieb den Kopf ungeduldig an ihrem Nacken. Es sehnte sich nach einem schnellen Galopp und drängte sie, die Reise fortzusetzen. Zohra kraulte es besänftigend.
    »Wir brechen gleich auf«, versprach sie, ohne sich jedoch zu rühren.
    Wenn diese starke Frau eine Schwäche besaß, so war es ihre Liebe zu edlem Schmuck. Das Klingen goldener Ohrringe, das Aufblitzen der Saphire und das Glitzern der Rubinreifen an ihren schlanken Armen, all das war es ihr wert, als Frau geboren worden zu sein. Das war auch der eigentliche Grund, warum sie noch einmal das Brautzelt aufgesucht hatte; ein letztes Mal wollte sie einen Blick auf den Schmuck werfen, den man ihr geschenkt hatte. Aber er war ihr nur beinahe wert, als Frau geboren zu sein. Zwar waren die Juwelen dazu gedacht, ihren Körper zu schmücken, aber für – ja, für wen eigentlich? Nur, um in den Augen irgendeines Pferdezüchters begehrenswert zu erscheinen?
    Zohra schürzte den Mund zu einem verächtlichen Grinsen. Im Geiste malte sie sich aus, wie ihr der Mann mit seinen plumpen, ungeschickten Händen die Ringe von den Fingern zog, die Armbänder von den Handgelenken zerrte und sie achtlos in eine Ecke des Zelts schleuderte, während er… während er…
    Plötzlich wieherte der Hengst auf und warf den Kopf zurück. Zohra griff nach dem Dolch, wirbelte herum und stach mit einem schnellen und geschickten Stoß zu.
    Eine starke Hand schloß sich schmerzhaft um Zohras Handgelenk. Die Frau fest im Griff, starrte der Dschinn Fedj das Heft der Waffe an, die aus seiner Brust ragte. Grimmig zog er den Dolch heraus und gab ihn der vor Wut rasenden Braut zurück.
    »Ich befehle dir: Verschwinde! Kehr zurück in deinen Ring!« schrie sie ihn mit bebender Stimme an.
    »Ich bin deines Vaters Dschinn und daher nur seinen Befehlen verpflichtet, Prinzessin«, antwortete Fedj gelassen.
    »Hat er dich hinter mir hergeschickt? Und wenn schon, das ändert auch nichts mehr. Ich werde sowieso nicht zurückkehren«, forderte Zohra ihn heraus, eine Herausforderung, deren Wirksamkeit allerdings beträchtlich dadurch geschwächt wurde, daß der mächtige Dschinn, wie Zohra sehr wohl wußte, sie mit einem einzigen Augenzwinkern zurück in das Zelt ihres Vaters befördern konnte.
    Fedj wollte ihr gerade antworten, als der Lärm trunkenen Gelächters, der vom Fuß des Hügels herauf schallte, die Aufmerksamkeit der beiden auf sich zog. Als sie hinunterblickten, sahen sie, wie sich der Zug des Bräutigams langsam einen Weg durch das Lager bahnte. Offenbar hatte Khardan nach dem Kampf im Hochzeitszelt seinen Rausch ausgeschlafen, denn er schritt aufrecht voran und lachte und scherzte mit einigen weniger standfesten Kumpanen, die neben ihm her schwankten. Einzelne Gesprächsfetzen wehten mit dem frischen, kühlen Wüstenwind zu Zohra hinauf.
    »Mir sind Geschichten über dieses Teufelsweib eines Schafhirten zu Ohren gekommen.« Khardans tiefer Bariton klang warm und voll, sein Lachen frech und ansteckend. »Ich hörte, sie habe bei Akhran geschworen, daß kein Mann sie je besitzen soll. Welch unheiliger Schwur! Um ehrlich zu sein, meine Freunde, bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß dieser gotteslästerliche Schwur der eigentliche Grund dafür ist, daß Hazrat Akhran die Akar mit dem Stamm unserer Feinde zusammengebracht hat. Diese Schafhirten haben schon zu lange bei ihren Schafen gelebt. Akhran hat wohl einen richtigen Mann gesucht, der sich dieser Frau annimmt und ihr die Pflichten ihres Geschlechts beibringt…«
    Zohra rang nach Luft. Ihre dunklen Augen blitzten auf, und ihre Hand schloß sich fest um den Griff des Dolchs. »Ich habe meine Meinung geändert«, stieß sie aufgebracht aus. »Bring mich zurück in das Brautzelt, Fedj. Dieser dreckige Spahi wird noch lernen, was es mit den ›Pflichten‹ einer Frau auf sich hat!«
    Das Gesicht des Dschinns war bleich vor Wut, als er zu dem prahlenden Prinzen hinuntersah, der sich seiner Liebeskünste rühmte. »Glaub mir, Prinzessin! Nichts würde mir größeres Vergnügen bereiten, als diesem jungen Mann hundert Kaktusdornen durch den Teil seiner Anatomie zu jagen, der ihm am teuersten ist, aber…«
    Rauhes Gelächter aus den Kehlen der Kumpane des Kalifen scholl herauf. Khardan drehte sich schwankend um und setzte langsam und gemächlich seinen Gang zum Brautzelt fort.

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