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Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Titel: Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Schlauch an sich und schüttete das Wasser gierig in sich hinein, ohne sich darum zu scheren, daß es nach Kamel stank. Kiber beobachtete ihn aufmerksam. Schließlich knurrte er zufrieden und warf Mathew ein Bündel vor die Füße. Dann hockte sich der Goum vor den jungen Hexer und zog einen scharfen Dolch aus dem Gürtel. Mathews wunde Kehle schnürte sich zusammen.
    Doch Kiber wollte ihn gar nicht töten. Mit einem schnellen Schnitt trennte er geschickt die Fesseln an Mathews Handgelenken auf. Anschließend zeigte er auf das Bündel, dann auf Mathew und wieder auf das Bündel.
    Mathew starrte es verwirrt an.
    Kiber hob das Bündel auf und warf es ihm in den Schoß. Unschlüssig untersuchte es Mathew, und langsam drang die Erkenntnis in seinen benebelten Verstand, was er da eigentlich in den Händen hielt.
    Kleidung. Frauenkleider!
    Er schaute zum Goum auf, der ihn scharf anfuhr und wild gestikulierend voll Ekel auf sein verdrecktes Gewand wies.
    Es war unmißverständlich, was der Mann meinte. Mathew riß das Bündel fest an sich. Der Augenblick war gekommen. Der Augenblick der Bewährung, da er seinem Geschick mutig und entschlossen die Stirn bieten wollte. Er würde dem Anführer die Wahrheit ins Gesicht schleudern und sein Schicksal unverzagt annehmen. Tapfer sterben! Sterben in Würde.
    Sterben…
    Vor Angst zog sich sein Magen zusammen. Er wollte aufstehen, doch seine Beine gehorchten ihm nicht mehr. Seine Augen schwammen in Tränen. Er schluckte schwer und ließ verzagt den Kopf hängen. Kiber verließ mit verächtlichem Grunzen das Zelt.
    Mathew breitete die Frauenkleider auf dem Boden aus und zog sich langsam seine blutbefleckte Robe über den Kopf.
     

5
    Die Frauenkleider bauschten sich füllig und in anmutigem Faltenwurf über Mathews flacher Brust und seinen schmalen Hüften, fielen locker über seine schmächtige, schlanke Gestalt und boten somit eine ausgezeichnete Verkleidung. Aber wie sehr unterschieden sie sich doch von den tiefausgeschnittenen, bodenlangen Gewändern, die die Frauen seiner Heimat trugen; Gewänder, die großzügig die schneeweißen Brüste und gepuderten Schultern enthüllten, deren seidenes Gewebe sanft über den Boden glitt und die die Frauen anheben konnten, um die feinen Linien ihrer grazilen Knöchel vorzuzeigen.
    Mit zittrigen Fingern, voller Furcht, von draußen Schritte zu hören, schlüpfte er hastig in die seidig glänzenden, weit geschnittenen Baumwollhosen, die sich ähnlich wie Männerhosen eng um die Fußgelenke schlossen. Er trug bereits eine hauchdünne Hemdbluse, deren Ärmel bis zu den Ellbogen reichten. Darüber knöpfte er ein Wams, mit langen Ärmeln bis zu den Handgelenken, und über alles zog er dann einen bodenlangen schwarzen Kaftan. Schließlich legte er noch einen schwarzen Schleier an, der Gesicht und Kopf verhüllte. An den Füßen trug er Pantoffel aus weichem Leder.
    Als Mathew seinen Aufzug in dem schummrigen Mondlicht betrachtete, das durch das Zelttuch drang, sah er sich wieder mit flatternden schwarzen Gewändern am Strand entlanglaufen. Der Irrtum des Goums war nur zu verständlich gewesen.
    Die Leute mußten ihn für einen wandernden schwarzen Kokon halten, so glaubte Mathew – ein Kokon, der einen zum Sterben verdammten Wurm verbarg.
    Doch welches Schicksal stand ihm jetzt bevor?
    In seinen Frauengewändern kauerte Mathew im Zelt und wagte nicht einzuschlafen. Der junge Hexer hatte bisher ein klösterliches Leben geführt, seine Kindheit und Jugend in der abgeschlossenen und verborgenen Schule der Weisen verbracht, aber er wußte genug über die Gepflogenheiten der Männer und Frauen, um daraus den Schluß zu ziehen, daß er in den Stunden der Nacht am gefährdetsten war. Schaudernd erinnerte er sich an die Berührung des Mannes in der Sänfte, dessen juwelenbesetzte Hand seine Wange gestreichelt hatte, und sein Mut schwand.
    Voller Bitternis trauerte er seinen magischen Hilfsmitteln nach, den Amuletten und magischen Gegenständen, die jemanden in süßen Schlummer schicken konnten, oder Zauberformeln, die einem die Orientierung nahmen, so daß man sich an einem Ort wähnte, an dem man sich gar nicht befand. Zwar hätte Mathew sie aufs neue herstellen können, doch das wäre zeitaufwendig gewesen und hätte Material beansprucht: die Feder eines Rabens, um die geheimen Wörter zu schreiben, aus Schafshaut gefertigtes Pergament, Blut…
    Blut… Er sah John fallen…
    Nein! Mathew schloß die Augen, drängte die grausamen Visionen aus seinen

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