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Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Titel: Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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drei Seiten hin verschlossen. Die vierte Seite führte auf einen mit Säulen umsäumten Balkon hinaus, von wo aus man auf den wunderschönen Lustgarten hinabschauen konnte. Ohne es zu merken, blickte Khardan sehnsüchtig in diese Richtung. In Höhe des Balkons konnte er die Kronen der Zierbäume erkennen. Eine nach seltenen Blüten duftende Brise durchzog den Saal, Sonnenlicht flutete zwischen den Säulen hindurch. Große, hölzerne Trennwände standen an den Seiten. Man konnte sie über den Boden schieben, um den Audienzsaal bei rauhem Wetter oder bei einem Angriff auf den Palast fest zu verschließen.
    Von hier aus führten Türen zu zahlreichen anderen Teilen des Palastes, auch zu den Privatgemächern des Emirs. Zu beiden Seiten dieser Türen standen seine Leibwächter, und zwei weitere Wachen waren rechts und links des Throns postiert. Khardan schaute sie teilnahmslos an. Nachdem er sich nun mit dem Raum vertraut gemacht hatte, wandte er seine Aufmerksamkeit Abul Kasim Kannadi, dem Emir von Kich zu.
    Zwei Männer unterhielten sich in der Nähe des Rosenholzthrons, der einst dem Sultan gehört hatte. Khardan musterte die beiden eingehend, und es fiel ihm nicht schwer festzustellen, welcher von beiden der Emir war: der große Mann mit den geraden, breiten Schultern, der sich in dem reich bestickten Seidenkaftan offenbar unbehaglich fühlte. Als der Emir hörte, wie Khardan sich näherte, raffte er die Falten seines langen, wallenden Seidengewands zusammen und erklomm steif die Stufen zum Rosenholzthron. Als Kannadi sich setzte, verzog er das Gesicht. Offensichtlich war ihm der Thron unbequem. Khardan betrachtete das braune, vom Wetter gegerbte Gesicht des Emirs. Er konnte sich vorstellen, daß dies ein Mann war, der sich im Sattel weitaus heimischer fühlte als auf dem Thron. Der Zorn des Kalifen verflüchtigte sich; das war ein Mensch, den er verstehen konnte. Unglücklicherweise kam es Khardan jedoch nicht in den Sinn, daß dies auch jemand war, den er besser fürchten sollte.
    Der andere Mann stellte sich neben den Thron. An dem blütenweißen Umhang, der ihm glatt von den Schultern fiel, erkannte Khardan den Priester, und er würdigte ihn kaum eines Blickes. Den Kalifen wunderte es lediglich, was einen Priester wohl am Verkauf von Pferden interessieren mochte. Er konnte sich nur vorstellen, daß die beiden eine Beratung abgehalten hatten, die durch die Ankunft Khardans unterbrochen worden war.
    Als der Kalif den Fuß des Throns erreicht hatte, grüßte er mit dem förmlichen Salam. So, wie er es auch vor dem Sultan getan hätte, verneigte er sich und führte die Hand in einer eleganten Geste von der Stirn zur Brust. Aus dem Augenwinkel heraus versicherte er sich, daß Achmed es ihm gleichtat und nichts unternahm, was sie beide entehren könnte. Dabei entging Khardan der entsetzte Ausdruck, der im Gesicht des Imams erschien, und dessen wütende Handbewegung. So war der Kalif, als er sich aufrichtete, verständlicherweise überrascht, eine bewaffnete Wache zwischen sich und dem Emir vorzufinden.
    »Was soll dieses respektlose Verhalten, Kafir?« fuhr ihn die Wache an. »Auf die Knie vor dem Vertreter des Herrschers, dem Auserwählten Quars, dem Licht der Welt.«
    Khardans Wut entflammte aufs neue. »Ich bin der Kalif meines Volkes! Ich falle vor niemandem auf die Knie, nicht einmal vor dem Herrscher persönlich, wäre er hier!«
    »Du Wurm!« Der Wachsoldat erhob drohend seinen Säbel. »Du würdest auf dem Bauch liegen, wenn der Herrscher hier wäre!«
    Khardan wollte nach seiner Waffe greifen, doch seine Hand fuhr ins Leere. Sein Gesicht verfinsterte sich, und herausfordernd trat er einen Schritt auf die Wache zu, als ob er sie mit bloßen Händen bezwingen wollte. Aber vom Thron her erklang eine tiefe Stimme.
    »Laß ihn in Ruhe, Hauptmann. Schließlich ist er ein Prinz.«
    Khardan überhörte den leisen Spott in der Stimme des Mannes. Doch Achmed bemerkte ihn wohl, und das Herz schlug ihm bis zum Hals. Die fremde, eisige Leere des riesigen Raums flößte ihm Unbehagen ein. Er mißtraute dem kalten, teilnahmslos blickenden Mann auf dem Thron. Aber es war nicht der Emir, sondern der Priester mit dem schmalen, abgezehrten Gesicht, bei dessen Anblick sich Achmeds Nackenhaare sträubten, wie bei einem Tier, das Gefahr witterte. Überall hätte Achmed lieber hingesehen, nur nicht in die brennenden Augen des Imams, die in dieser Welt nichts Achtenswertes zu finden schienen, sondern erst in der nächsten. Aber er

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