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Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Titel: Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Als der Eunuch keine versteckten Waffen fand, nickte er dem Hauptmann zu.
    »Können wir jetzt eintreten?« fragte Khardan gereizt.
    »Nicht, bevor ihr erwünscht seid, Kafir«, erwiderte der Hauptmann kühl. Er saß an seinem Tisch und bereitete sich seelenruhig darauf vor, sein Mittagessen einzunehmen. In den Augen der Nomaden war dies ein Akt außerordentlicher Unhöflichkeit, denn sie aßen nie in Gegenwart anderer, ohne zuerst dem Gast etwas anzubieten.
    »Und wann wird das sein?« knurrte Khardan.
    Die Wache zuckte gleichgültig mit den Achseln. »Wenn ihr Glück habt, heute, wenn nicht, nächste Woche.«
    Als Achmed Khardans finsteres Gesicht bemerkte, bereitete er sich schon auf den drohenden Wutanfall vor. Aber der Kalif meisterte seinen Zorn. Er drehte dem Hauptmann den Rücken zu, verschränkte die Arme vor der Brust und gab vor, die beschlagnahmten Waffen all jener in Augenschein nehmen zu wollen, die vor den Emir getreten waren. Er schlenderte zu der Stelle, an der die Waffen aufbewahrt wurden. Es sprach für sich, daß man die Waffen hier lagerte, weit entfernt von ihren Besitzern. Wäre Khardan nur ein wenig aufmerksamer gewesen, hätte ihm diese unheilvolle Tatsache auffallen müssen. In Wahrheit aber sah er die Waffen nicht einmal an. Blind vor Wut ballte Khardan unter seinem Umhang die Hände zu Fäusten, und eine blutrote Zorneswelle, die über ihm zusammmenschlug, trübte seinen Blick.
    »Nie wieder«, murmelte er, und seine Lippen formten leise den Schwur. »Akhran sei mein Zeuge, nie wieder!«
    Ein Diener trat aus dem Audienzsaal. »Der Emir wünscht den Kafir Khardan, der sich selbst Kalif nennt, zu sehen.«
    »Aha, es scheint, du hast Glück«, bemerkte der Hauptmann und kaute schmatzend weiter auf einem krustigen Brotfladen.
    Die Wachen senkten die Säbel und traten von der Tür zurück.
    »Ich bin Kalif. Ich bin schon länger Kalif, als dieser Emporkömmling sich Emir nennt.« Khardan stierte den in Seide gekleideten, affektierten Diener an, der bei diesen Worten voller Mißfallen die buschigen Augenbrauen hob und seine lange Nase hinunterschaute.
    »Immer der Nase nach«, sagte der Diener kühl. Dabei trat er so weit wie möglich zur Seite, um die Nomaden durchzulassen.
    Der lange Umhang umwallte Khardan, als er den Saal betrat. Sein Bruder, der ihm gefolgt war, bemerkte, wie der Diener bei dem strengen Pferdegeruch, der ihnen anhing, die Nase rümpfte. Mit erhobenem Kopf und langsamen Schrittes streifte Achmed absichtlich den vornehmen Diener und schaute zurück, um sich an dem Ekel des Mannes zu weiden, erblickte dabei aber etwas ganz anderes.
    Der Hauptmann hatte sich vom Tisch erhoben. Das Essen war vergessen – er lockerte den Säbel in der Scheide. Mit leiser Stimme und einer knappen Handbewegung erteilte er einen Befehl. Die Türen, die zur Kasbah hinausführten, schlossen sich leise. Zwei weitere Wachen glitten lautlos mit gezogenen Säbeln in den Raum und bezogen vor dem verschlossenen Ausgang Stellung.
    Achmed griff nach seinem Bruder. Der Weg aus dem Palast war versperrt.
     
     

5
    »Nicht jetzt, Achmed!« rief Khardan und schüttelte die Hand des jüngeren Bruders ab, die beharrlich am Ärmel seines Umhangs zupfte. »Tu, was ich dir gesagt habe. Verbeuge dich, wenn ich mich verbeuge, und ansonsten halte den Mund.«
    Während er über den farbenprächtigen Mosaikfußboden des Audienzsaals schritt, schaute sich Khardan um. Es fiel ihm auf, daß sich seit der Zeit des Sultans eine Menge verändert hatte. In vergangenen Tagen wäre der Saal überfüllt gewesen von herumstehenden Leuten, die über ihre Hunde oder ihre Falken oder den letzten Hofklatsch schwatzten. Dabei warteten sie darauf, daß der Sultan ein wohlwollendes Auge auf sie werfen möge, damit sie sich bei ihm einschmeicheln konnten. Ärmere Bittsteller hätten, in eine Ecke gedrängt, demütig ausgeharrt, um ihre Anliegen vorzutragen. Dabei ging es um so Wichtiges, wie zum Beispiel einen ermordeten Verwandten, oder um so Unwesentliches wie den Streit um die Rechte für einen Marktstand im Basar. Unzählige Diener wären barfuß hierhin und dorthin geeilt, um alles in Ordnung zu halten.
    Doch heute war der Audienzsaal leer. »Greifst du den Feind von vorne an, achte auf den Feind im Rücken«, besagte ein altes Sprichwort. Mit der Erfahrung des erprobten Kriegers verschaffte sich Khardan schnell einen Überblick über den Raum, den er seit über einem Jahr nicht betreten hatte. Der hohe, rechtwinklige Saal war nach

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