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Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Titel: Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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lesen und schreiben. Euer Leben ist unnütz. Ihr werdet geboren, ihr lebt, ihr sterbt. Euer Gott tut rein gar nichts für euch!«
    »Wir sind frei.«
    »Frei?« Der Imam schien ihn nicht zu verstehen.
    Achmed bemerkte, daß der Emir, auch wenn er vorgab, in das Dokument vertieft zu sein, genau zuhörte und das Geschehen eifrig aus dem Augenwinkel beobachtete.
    »Über uns herrscht niemand. Wir folgen keinem anderen Gesetz, außer unserem eigenen. Wir bewegen uns so frei wie der Wind und entnehmen das, was wir brauchen, dem Land. Wir arbeiten für uns selbst. Aus unserer Hände Arbeit zieht niemand seinen Gewinn. Aber wir können dieses«, er zeigte auf das Dokument des Emirs, »auf Papier gemalte Gekritzel nicht lesen. Und weshalb sollten wir auch? Wofür?«
    »Natürlich müßt ihr die heiligen Schriften eures Gottes lesen!«
    Khardan schüttelte den Kopf. »Die Botschaft unseres Gottes steht im Wind geschrieben. Wir hören seine Stimme im Gesang der Dünen. Wir sehen seine Worte in den Sternen, die uns unseren Weg durch das Land weisen. Unser heiliges Glaubensbekenntnis schwingt sich auf den Flügeln des Falken in den Himmel und ertönt im Donnern der Hufe unserer Pferde. Wir erkennen es, wenn wir in die Augen unserer Frauen schauen. Wir hören es im Schrei jedes neugeborenen Kindes. Es einzufangen und der Knechtschaft von Papier zu unterwerfen, wäre ein böses Vergehen. Unser Gott verbietet das.«
    »So…«, lächelte der Imam, »euer Gott macht euch also Vorschriften, und ihr befolgt sie?«
    »Ja.«
    »Dann seid ihr nicht wirklich frei.«
    »Es steht uns frei, zu gehorchen oder nicht«, bemerkte Khardan und zuckte mit den Schultern.
    »Und wie wird Ungehorsam bestraft?«
    »Mit dem Tod.«
    »Und womit wird ein rechtschaffenes Leben belohnt?«
    »Mit dem Tod.«
    Der Emir gab einen kichernden Laut von sich, den er, als der Imam ihm einen irritierten Blick zuwarf, schnell in ein Räuspern verwandelte. Kannadi schaute wieder zu Khardan, der zunehmend ungeduldig wurde, da er das alles für kindisches Gerede hielt. Erwachsene verschwendeten ihre Zeit nicht damit, über solch offensichtliche Dinge zu sprechen oder nachzudenken. Achmed sah das flackernde Feuer in den Augen des Priesters und wünschte, sein Bruder würde es etwas ernster nehmen.
    »Ihr seid also frei, ein hartes Leben zu leben und einen grausamen Tod zu sterben. Sind dies die Geschenke eures Gottes?«
    »Unser Leben gehört uns. Wir verlangen nicht, daß ihr es lebt oder versteht. Der Tod ereilt jeden, es sei denn, ihr habt eine Möglichkeit gefunden, ihn durch Stadtmauern auszuschließen.«
    »Man sagt, daß jemand, der von Geburt an blind ist und in ständiger Dunkelheit wandelt, nicht imstande ist, das Licht zu verstehen, da er es nie gesehen hat«, erklärte der Imam frömmelnd. »Eines Tages werden eure Augen offen sein für das Licht. Ihr werdet im Glanze Quars wandeln und erkennen, wie blind ihr gewesen seid. Ihr werdet euer zielloses Umherwandern aufgeben und hierher in die Stadt kommen, um euch an den Gaben Quars zu erfreuen. Und ihr werdet ihm eure Dankbarkeit erweisen, indem ihr ein rechtschaffenes, nützliches Leben führt.«
    Khardan warf seinem jüngeren Bruder einen bezeichnenden Blick zu und rollte bedeutungsvoll mit den Augen. Die Schwachsinnigen wurden bei den Nomaden immer gut behandelt, denn jeder wußte, daß sie das Angesicht Gottes geschaut hatten. Doch man beachtete ihr Gefasel einfach nicht. Deshalb wandte sich der Kalif gezielt an den Emir.
    Kannadi räusperte sich abermals, übergab dem Schreiber das Papier und entließ den Mann mit einem Wink.
    »Es freut mich zu hören, daß eure Leute solch eine philosophische Auffassung haben, Kalif.« Der Emir betrachtete Khardan mit eisigem Blick. »Denn ein hartes Leben hat die Neigung, noch härter zu werden – wir können eure Pferde nicht gebrauchen.«
    »Was sagst du?« Khardan starrte den Emir entgeistert an.
    »Wir können eure Pferde im Augenblick nicht brauchen und werden das wohl auch in Zukunft nicht tun. Ihr müßt mit leeren Händen zu euren Leuten zurückkehren. So sehr ihr die Stadt auch verachtet, versorgt sie euch doch mit bestimmten lebensnotwendigen Gütern, ohne die es für euch schwer sein dürfte zu überleben. Es sei denn«, fügte er mit triefendem Spott hinzu, »euer Gott hat gelernt, Reis und Korn vom Himmel regnen zu lassen.«
    »Ich bin nicht irgend so ein Teppichhändler, o König«, fuhr Khardan erbost auf. »Denke nicht, daß ich dir hinterherlaufen und

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