Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar
der Schule erlebt, hatte dort jedoch wegen der alles durchdringenden Magie einfach nicht darauf geachtet. Auf jeden Fall kribbelte die fremde Magie auf seiner Haut, sie machte ihn kurzatmig, und er spürte, wie ihm die Haare zu Berge standen, als ob er sich in der Nähe eines einschlagenden Blitzes befände.
Es handelte sich um schwarze Magie – böse Magie –, das erkannte Mathew sofort, denn man hatte ihn gelehrt, den Unterschied zwischen weißer und schwarzer Magie genau zu bestimmen. Das mußte ein Hexer unbedingt beherrschen, um für den Fall gewappnet zu sein, daß er auf fremdartige Schriften oder Zauberbücher stieß.
Doch Mathew zögerte noch. Sollte er sich einmischen? Würde er sich nicht selbst in tödliche Gefahr bringen, falls er seine eigene Macht dem entgegenstellte, der hier am Werk war? Er versuchte, den Zauber zu ignorieren, und nahm seine Arbeit wieder auf. Doch seine Hand zitterte so stark, daß ihm die Tinte auf das Pergament kleckste. Die Aura des Bösen um ihn herum nahm immer bedrohlichere Formen an.
Mathew erhob sich. Er mochte ein Feigling sein, wenn es darum ging, mit blitzendem Stahl aufeinander einzuschlagen, aber eine magische Auseinandersetzung gehörte zu seinem Metier. Mit den geheimen Zaubersprüchen, die er kannte und auch beherrschte, verstand er es zu kämpfen! Hastig griff er nach dem Beutel mit den Schriftrollen und stürzte aus dem Zelt in die mondhelle Nacht hinaus, mußte sich allerdings eingestehen, daß die Neugier seine Sorge bei weitem überwog.
Der Ursprung des Zaubers war leicht auszumachen, ja, er schlug ihm geradezu wie die glühende Mittagssonne ins Gesicht. Mathew nahm die böse Magie buchstäblich als pulsierenden Herzschlag wahr. Er drang aus Zohras Zelt.
Hatte die Frau ihn an der Nase herumgeführt? War sie in Wirklichkeit eine mächtige Zauberin und in den schwarzen Künsten bewandert? Mathew, der sich an ihr Zelt heranschlich, wollte es einfach nicht glauben. Sie war wild, leicht reizbar und schnell aufgebracht, aber über alle Maßen aufrichtig. Nein, dachte er grimmig, wenn Zohra dich töten will, kommt sie einfach in dein Zelt und stößt dir einen Dolch durchs Herz. Sie besaß nichts von der Durchtriebenheit einer Schwarzmagierin.
Das bedeutete…
Das Herz schlug Mathew bis zum Hals, und er eilte voran. Der Abstand zwischen ihren Zelten war nicht groß, schließlich gehörten beide zu Khardans Harem, aber für Mathew war eine Ewigkeit verstrichen, als er das Zelt endlich erreichte und die Eingangsklappe zur Seite schlug.
Versteinert vor Entsetzen starrte er Zohra an.
Eine grünleuchtende Rauchwolke schwebte über ihrer schlummernden Gestalt. In dem Augenblick, als er in das Zelt stürzte, senkte sich die Wolke herab und kroch langsam in Zohras Nasenlöcher. Mit dem Einatmen sog Zohra die Wolke in sich hinein.
Dann atmete sie aus, aber der nächste Atemzug stockte. Sie riß die Augen auf. Sie versuchte, durch den Mund Luft zu holen, aber der grünliche Nebel kroch auch in ihren Mund und drohte sie zu ersticken. Ihre Augen weiteten sich in panischer Angst. Die Hände versuchten, die leuchtende, todbringende Wolke zu packen. Vor Angst rasend, schlossen sich die Finger vergeblich, sie griffen nichts als Rauch.
Was war das für eine Erscheinung? Mathew hatte keine Ahnung, nie zuvor hatte er so etwas gesehen oder auch nur davon gehört. Was immer das war, es brachte Zohra um. Ihr Widerstand erlahmte bereits, und in wenigen Minuten würde sie tot sein, wenn der Nebel weiter in Zohras Nase strömte. Woher kam diese Erscheinung? Wodurch wurde sie hervorgerufen? Wenn er ihre Quelle zerstörte, konnte er vielleicht…
Hastig blickte Mathew sich im Zelt um und suchte wie wahnsinnig nach einer Schriftrolle oder einem Zauberamulett. Plötzlich bemerkte er die Holzkohlenpfanne, und ihm fiel auf, daß der Rauch nicht aufstieg und oben aus dem Zelt austrat, sondern hinüber zu Zohras Bett trieb. Die glühende Holzkohle…
Mathew stürzte aus dem Zelt, griff sich eine Handvoll Sand, sprang zurück und warf den Sand auf die glühende Holzkohlenpfanne in der Hoffnung, die Erscheinung damit abzulenken – doch vergebens. Der tödliche Rauch beachtete ihn überhaupt nicht, sondern konzentrierte sich ganz auf sein Opfer, in das er weiterhin ungehindert einströmte, so daß Zohra tatsächlich zu ersticken drohte. Ihr Gesicht lief bereits blau an, und in vergeblicher Anstrengung, Atem zu schöpfen, zuckte ihr ganzer Körper krampfhaft zusammen.
Mathew stürzte sich
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