Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar
beweisen, daß ich es wert bin, deine Frau zu sein!«
Über Khardans Haut schlug eine Flammenzunge, und sein Blut raste. Bevor er richtig begriffen hatte, wie ihm geschah, lag Meryem in seinen Armen, und sein Mund kostete von der Süße ihrer Lippen. Seine Küsse wurden heftig erwidert. Der Körper des Mädchens schmiegte sich mit einer Leidenschaft an ihn, die er bei der jungfräulichen Tochter des Sultans eigentlich nicht vermutet hätte. Doch Khardan hegte keinen Verdacht. Sein Mund berührte ihren bleichen Hals, und seine Hände tasteten voller Begierde nach der Weichheit unter der Seide ihres Kaftans, da wurde dem Kalifen schlagartig klar, worauf er sich da einließ.
Nach Luft ringend, stieß er Meryem in die Kissen zurück.
Aber nicht nur Khardan hatte die Kontrolle über sich verloren. Vollkommen verzehrt von einer Lust, wie sie Meryem noch nie zuvor in den Armen eines Mannes verspürt hatte, griff sie nach ihm.
»O mein Liebster, meine Liebe!« hauchte sie, vergaß alles um sich herum und zog ihn mit der Lüsternheit einer Konkubine des Emirs zu sich auf die Kissen. »Wir können jetzt glücklich sein! Wir müssen nicht warten!«
Zu Meryems Glück hatte Khardan viel zu sehr mit sich zu kämpfen, als daß er von ihrem Wandel etwas bemerkte. Er entwand sich ihren Armen, sprang auf und stolperte zum Zelteingang. Dabei keuchte er so, als habe er gerade einen tödlichen Kampf ausgefochten und wäre nur knapp mit dem Leben davongekommen.
Meryem hingegen verbarg ihr Gesicht in den Kissen und brach in Tränen aus. So gewann Khardan den Eindruck, als habe er ihre Unschuld verletzt, und er kam sich wie ein entfesselter Dämon vor. Ihre Tränen aber rannen in Wirklichkeit aus Verärgerung und Enttäuschung.
Khardan murmelte etwas darüber, daß er seine Mutter zu ihr schicken wollte, und eilte aus dem Zelt. Nachdem er fort war, gewann Meryem nur mühsam ihre Fassung wieder. Sie trocknete sich die Tränen, ordnete ihr Gewand und zauberte sogar ein Lächeln auf die Lippen.
Khardans im verborgenen glimmende Liebe war zu einem alles verzehrenden Feuer entfacht, einem Feuer, das er nicht so einfach wieder löschen konnte. Blind vor Verlangen würde er bereit sein, an jedes Wunder zu glauben, das es ihnen ermöglichte, sich auf der Stelle zu vereinigen.
Als Meryem sein Zelt verließ, traf sie Badia, die gerade herbeigeeilt kam, um ihr zu helfen. Das Mädchen beantwortete die besorgten Fragen ihrer zukünftigen Schwiegermutter und berichtete, wie sie ohnmächtig geworden und Khardan so freundlich gewesen war, bei ihr zu bleiben, bis sie sich wieder besser fühlte.
»Du armes Kind, die Trennung voneinander muß für euch beide eine Qual sein«, meinte Badia und legte ihren Arm tröstend um Meryems schlanke Taille. »Wir werden eine Lösung dafür finden müssen.«
»So Akhran will, so sei es«, fügte Meryem süß und unschuldig lächelnd hinzu.
»Usti, was machst du außerhalb deiner Kohlenpfanne? Ich habe nicht nach dir gerufen!« Zohra stieß dem auf den Kissen schlummernden Dschinn in den fetten Bauch. »Und was ist mit dem Ding hier auf dem Boden?«
Usti grunzte verwirrt und setzte sich kerzengerade auf. Dabei wogten und wabbelten seine Fettwülste in Wellen hin und her. Im Schein der Öllampe blinzelte er seine Gebieterin an. »Ah, Prinzessin«, rief er erschrocken, »schon so schnell zurück?«
»Das Abendessen ist schon längst vorbei.«
»Kann ich dem entnehmen, daß du bereits gegessen hast?« fragte er hoffnungsvoll.
»Ja, ich habe bereits mit dem Verrückten gespeist. Und ich frage dich noch einmal, was das hier ist, du faule Ausgeburt eines Dschinn.«
»Eine Holzkohlenpfanne«, antwortete Usti und blickte auf den Gegenstand, der auf dem Boden stand.
»Ich kann selbst sehen, daß es eine Holzkohlenpfanne ist, du Dschinn mit dem Verstand einer Ziege!« Zohra kochte aufgebracht. »Aber es ist nicht meine. Wo kommt sie her?«
»Die ehrwürdige Herrin sollte sich etwas genauer ausdrücken«, schmollte Usti. Doch als er sah, wie sich Zohras Augen gefährlich verengten, fügte er eilig hinzu: »Es ist ein Geschenk. Von Badia.«
»Von Badia?« Sie schaute den Dschinn erstaunt an. »Khardans Mutter? Bist du sicher?«
»Ja, das bin ich«, erwiderte Usti eifrig und freute sich darüber, seine Gebieterin wenigstens einmal beeindruckt zu haben. »Eine ihrer Dienerinnen überbrachte das Geschenk und betonte ausdrücklich, daß es für ›ihre Tochter Zohra‹ sei. Ich bin nur deswegen aufgeblieben, um es dir
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