Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar
der Emir auf deinen Gebieter pfeift, wird die Zeit der großen Hitze angebrochen und ein erneuter Angriff nicht mehr möglich sein. Und jetzt, da du deinem Meister wieder einmal die rettende Hand warst, kannst du endlich dem armen Sond aus seinen Schwierigkeiten helfen, wofür er dir zweifellos ewig dankbar sein wird.«
»Ein wunderbarer Plan«, bestätigte Pukah dem anderen schlauen Burschen in ihm. »Es dauert bestimmt nicht lange, und Sond und Fedj arbeiten für mich…«
»Ach, Pukah«, unterbrach ihn sein anderes Ich mit Tränen der Rührung in den Augen, »wenn du so weitermachst, wird selbst der Ehrwürdige Akhran vor dir auf die Knie sinken und dich anbeten!«
»Was? Das ist unmöglich!« brüllte Zeid und zügelte sein Kamel so heftig, daß das Tier fast in die Knie brach.
»Das dachte ich zuerst auch, Sidi«, stimmte Raja zu, der vor Anstrengung heftig keuchte. »Aber weil ich wußte, was für ein Lügner dieser Pukah ist, bin ich unverzüglich nach Kich geflogen, um mich an Ort und Stelle zu vergewissern.«
»Und?«
»Und ich stellte fest, daß der Emir einen Teil seiner Truppen aus dem Süden zurückgerufen hat. Während wir uns hier unterhalten, versammeln sie sich gerade in der Stadt. Die Soldaten haben Gerüchte gehört, daß es nach Osten in die Wüste gehen soll.«
»Also ist er noch nicht aufgebrochen?«
»Nein, Sidi. Vielleicht verhandelt man noch über die Heirat…«
»Pah! Ich kann das einfach nicht glauben. Ein Bündnis zwischen Stadt und Wüste? Hazrat Akhran gäbe dazu nie seine Erlaubnis. Oder vielleicht doch?« murmelte der Scheich in seinen Bart. »Es steht fest, daß Khardan die Stadt zwar wie ein Trümmerfeld hinterlassen hat, aber für seine Kühnheit nicht bestraft wurde. Frei wie der Wind zog er hinaus in die Wüste. Und außerdem hat man beobachtet, daß eine Frau aus dem Palast bei ihm auf dem Pferd saß. Den Berichten nach soll sie so schlank und lieblich wie eine biegsame Weide ausgesehen haben…«
»Wie lauten deine Befehle, Sidi?« unterbrach ihn Raja. »Kehren wir nach Hause zurück?«
Der Scheich ließ in seinem furchtbaren Zwiespalt den Blick über die riesige Armee der berittenen Krieger schweifen. Zahllos blitzten die Säbel und Dolche, die Lanzen- und Pfeilspitzen in der Sonne. Dem eigentlichen Heer folgten die Scharen der Frauen und Kinder, welche die Männer begleiteten, um das Lager für sie aufzuschlagen und nach der Schlacht ihre Wunden zu versorgen. Alle Stämme, die ihm zur Gefolgschaft verpflichtet waren, hatten sich hier versammelt. Um sie zusammenzuschließen, hatte er endlose Stunden verhandelt, widerwillig Zugeständnisse gemacht und alte Wunden geheilt. Nun waren sie alle begierig zu kämpfen. Sollte er ihnen jetzt befehlen, sich zurückzuziehen? Sollte er ihnen erklären, daß Scheich Zeid mit eingekniffenem Schwanz dem Schlachtfeld floh, weil ein größerer Hund ihm Angst einjagte?
»Niemals!« brüllte Zeid mit so wilder Entschlossenheit, daß seine Stimme die langen Reihen der Männer entlanghallte, die seinen Aufschrei mit tosendem Jubel beantworteten, obwohl niemand wußte, worum es eigentlich ging.
Zeid entriß seinem Fahnenträger das Banner und schwenkte es hocherhoben zum Zeichen des Aufbruchs.
»Reitet, meine Männer! Reitet! Wir werden auf unsere Feinde niederfahren wie der Wüstensturm!«
Mit wehenden Fahnen galoppierten die Reiter auf ihren Meharis nach Norden auf den Tel zu.
»Ich versichere dir noch einmal, Sond, Hazrat Akhran hat ganz ausdrücklich darauf bestanden, daß wir diese Reise unternehmen.« Pukah sprach mit sanftem Nachdruck auf den befreundeten Dschinn ein. Die beiden hielten sich bereit, ihren Gebietern aufzuwarten, die sich wieder einmal in Majiids Zelt trafen, um zu beraten, wie man sich Scheich Zeid gegenüber verhalten sollte. »Ich weiß natürlich auch«, fügte Pukah herablassend hinzu, »daß ein solcher Rettungsversuch höchst gefährlich ist, wenn du aber nicht mitkommen willst…«
»Ich komme mit«, schwor Sond, »und wenn es direkt in den Abgrund von Sul gehen sollte! Das weißt du auch, Pukah, also rede keinen Unsinn.«
»Dann bitte deinen Gebieter endlich um Erlaubnis«, drängte Pukah. »Oder willst du lieber hier warten und Kaffee servieren, während dein Herz vor Ungewißheit und Sorge blutet, weil du nicht weißt, unter welch schrecklichen Qualen Nedjma leidet? Die kurze Zeit, die wir brauchen, um die verlorenen Unsterblichen zu retten und mit Ruhm bedeckt zurückzukehren, können unsere
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