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Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Titel: Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Vortrag eines Cherubs: Vertraue vollen Herzens auf Promenthas, glaube fest daran, daß in allem der Wille Gottes wirkt und alles auf den höheren Sinn des Guten zustrebt.
    Der Gedanke an diese Strafpredigt und den Klang der sonoren Stimme ließen Asrials Tränen nur noch heftiger fließen. Ihren Glauben hatte sie keineswegs verloren; nein, das war es nicht. Sie glaubte mit ganzem Herzen und ganzer Seele an Promenthas. In seinem Namen auf dieser irdischen Sphäre zu wirken bereitete ihr die größte Freude, die sie sich vorstellen konnte. So war es die ganzen achtzehn Jahre gewesen, seit man Mathew ihrer Führung und ihrem Schutz anvertraut hatte.
    Aber jetzt?
    Asrial schüttelte betrübt den Kopf. Der junge Mann, den sie behütete, war nicht der einzige, den Kummer und Elend quälten. Asrial hatte entsetzt mit ansehen müssen, wie die Goume die Schützlinge anderer Engel abschlachteten. In ihrer Hilflosigkeit waren diese Engel auf die Knie gefallen, um flehentlich zu Promenthas zu beten. Doch ihre Bitten wurden nicht erhört, und sie mußten die Seelen der Dahingeschiedenen trösten und zu ihrer letzten Ruhe geleiten.
    Nur Asrial mochte sich nicht mit dem Gebet allein zufriedengeben, denn sie liebte Mathew aufrichtig. Als wäre es erst gestern gewesen, erinnerte sie sich an die Zeit, als sie Nacht für Nacht über seiner Wiege schwebend gewacht und ein stilles Vergnügen daran gefunden hatte, einfach nur zuzusehen, wie er atmete. Die Vorstellung, daß er ruchlos an diesen fremden Gestaden gemordet werden könnte und sie dann seiner verwirrten Seele gegenüberstehen und versuchen müßte, ihn einem Leben zu entwöhnen, das er so sehr geliebt und an dessen Anfang er erst gestanden hatte…
    Es war die unhörbare Einflüsterung Asrials gewesen, die den jungen Zauberer veranlaßt hatte, um sein Leben zu laufen. Und die unsichtbare Hand des Engels hatte ihm die schwarze Kapuze vom Kopf gezogen und damit sein feines Gesicht und die langen, kupferroten Haare enthüllt. Warum hatte sie das getan? In der verzweifelten Hoffnung, seine Jugend und Schönheit könne die Herzen der Barbaren so sehr rühren, daß sie ihn in Frieden ließen. Sie hatte ja nicht gewußt, daß der Mann, mit dem sie es zu tun hatte, kein Herz besaß, und daß Gier das einzige Gefühl war, das Mathews Schönheit in ihm auslöste.
    Erst als Asrial sah, daß man den jungen Mann zur Karawane brachte, um ihn als Sklaven zu verkaufen, erkannte sie, daß es ein schwerer Fehler gewesen war, sich persönliche Gefühle für einen Menschen zu erlauben. Fahrlässig hatte sie an Promenthas’ Plan herumgepfuscht, und jetzt mußte ihr Schützling darunter leiden. In jener ersten Nacht, als Mathew sich in der Handelskarawane in den Schlaf geweint hatte, war Asrial zu Promenthas geflogen. Sie hatte sich vor dem Gott auf die Knie geworfen, den Saum seines weißen Gewands geküßt und ihn um Vergebung und einen sanften, schnellen Tod für ihren leidenden Schützling angefleht.
    Promenthas war schon bereit gewesen, ihre Bitte zu erfüllen, als sie von Akhran, dem Wandernden Gott, unterbrochen wurden. Dieses Wesen flößte Asrial Furcht ein. Zitternd hatte sie sich im Mittelschiff verkrochen, um ungeduldig abzuwarten, bis die Götter ihre Unterredung beendet hatten. Sie stellte sich schon Mathews Befreiung von seinem schrecklichen Leben und den friedlichen Ausdruck vor, der auf sein Gesicht treten würde. Welche Freude, wenn er erführe, daß seine Seele endlich heimkehren durfte!
    Doch dann, nach dem Gespräch mit dem barbarischen Wandernden Gott, hatte Promenthas seine Meinung geändert. Mathew sollte offenbar am Leben bleiben. Aber warum? Natürlich erhielt Asrial keine Begründung. Glaube und vertraue in den Herrn. Nun sollte sie ihr Möglichstes tun, den Lebensmut des jungen Mannes zu wecken – und sie sollte ihn auch noch den Händen derer überantworten, die Akhran verehrten.
    Bitter enttäuscht und mit dem Gefühl, daß die Angst und das Elend Mathews ihr fast das Herz brachen, gehorchte Asrial dennoch den Befehlen ihres Gottes. Sie hatte den Wächter darauf aufmerksam gemacht, daß Mathew dem Verhungern nahe war. Auch hatte sie Khardan mit ihren Flügeln berührt, damit er den Kopf wandte und den jungen Mann sah, der als Sklave verkauft werden sollte.
    Und wofür hatte sie ihr Herzblut gegeben? Dafür, daß Mathew jetzt in der Kleidung einer Frau unter Menschen lebte, die ihn für verrückt hielten! Was hatte Promenthas nur vor? Was konnte dieser eine Mensch,

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