Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen
interessanter Stein, wenn ich fragen darf?«
»Schwarzer Turmalin.«
»Aha, schwarzer Turmalin«, sagte Pukah weise. »Was immer das sein mag«, murmelte er.
»Was hast du gesagt?«
»Ich werde ihn stets behalten, Gebieter, damit er mich an dich erinnert. Häßlich genug ist er ja.«
»Du mußt dir angewöhnen, lauter zu sprechen, kleiner Pukah.«
»Ich sagte gerade, wenn du mich nicht mehr benötigst, werde ich in meine Behausung zurückkehren und diesen herrlichen Gegenstand irgendwo in Sicherheit…«
»Nein, nein! Du wirst ihn zu allen Zeiten tragen, kleiner Pukah. So wünsche ich es. Und nun mach dich auf den Weg!«
»Jawohl, Gebieter.« Pukah stand auf und ging auf seinen Korb zu.
»Was tust du da?« knurrte Kaug.
Pukah blieb stehen, blickte über die Schulter. »Ich kehre in meine Behausung zurück, o Mächtiger Herr.«
»Weshalb? Ich habe dir doch aufgetragen, Sonds Lampe zu nehmen und zu gehen.«
»Und das werde ich auch tun, Gebieter«, antwortete Pukah bestimmt, »sobald ich mich zurechtgemacht habe. Diese« – er zeigte auf seine Pluderhosen – »sind blut- und schleimbefleckt. Du möchtest doch nicht, daß ich in einem solchen Zustand vor deinen Freunden erscheine, Gebieter. Bedenke doch einmal, welch ein Licht das auf dich werfen würde!«
»Dort, wo du hingehst, kleiner Pukah, habe ich keine Freunde«, antwortete Kaug mit grimmigem Lächeln. »Und du kannst mir glauben, in Serinda wird niemand an ein paar Blutflecken etwas auszusetzen haben.«
»Das klingt nach einem fröhlichen Ort«, überlegte Pukah düster. »Dann kehre ich eben nicht in meine Behausung zurück. Ich gehe nur dort hin, um Sonds Lampe aufzunehmen, Gebieter«, sagte der Dschinn laut und schlich sich dabei immer näher an seinen Korb heran. »Der Boden dieser Höhle ist schrecklich naß. Ich hoffe, ich rutsche nicht aus und stürze – hoppla!«
Der Dschinn schlug zu Boden und stieß dabei den Korb um. Der Deckel sprang auf, und Pukah unternahm einen verzweifelten Versuch hineinzuschlüpfen, doch da hatte Kaug ihn bereits erreicht. Der Ifrit packte den Deckel, rammte ihn wieder auf den Korb und hielt ihn mit seiner riesigen Hand fest.
»Ich hoffe, du hast dir nicht weh getan, kleiner Pukah?« fragte der Ifrit besorgt.
»Nein, danke, Gebieter.« Pukah schluckte. »Es ist erstaunlich, wie schnell sich doch jemand von deiner Größe bewegen kann, nicht wahr, Gebieter?«
»Nicht wahr, kleiner Pukah? Wirst du jetzt endlich gehen?«
»Jawohl, Herr.« Seufzend beugte sich Pukah vor und nahm Sonds Lampe auf. Langsam und zögernd begann sich der junge Dschinn in Luft aufzulösen, bis nur noch seine Augen übrigblieben, die niedergeschlagen auf den Korb blickten. »Gebieter!« rief seine körperlose Stimme. »Wenn du mir noch einen Gefallen gewähren…«
»Verschwinde!« brüllte Kaug.
Die Augen rollten nach oben und verschwanden.
Sofort riß der Ifrit den Deckel vom Korb und schob die riesige Hand hinein.
Das erste Buch Zhakrin
1
Die Prozession bahnte sich schleppend ihren Weg über das Flachland auf die Stadt Idrith zu. Es war ein prachtvoller Anblick, und als die Kunde von ihrem Nahen sich in den Suks verbreitete, stiegen zahlreiche Idrither die schmalen Stufen empor und reihten sich auf den Stadtmauern auf, um zuzusehen, Rufe auszustoßen und sich wilden Spekulationen hinzugeben.
Am Kopf der Prozession marschierten zwei Mamelucken. Riesige Männer, beide sieben Fuß groß, Sklaven, die gefiederte Kopfbedeckungen trugen, die sie noch einmal um drei Fuß größer machten. Kurze schwarze Lederröcke mit goldenen Rändern umringten ihre Hüften. Gold blitzte in ihren Halsbändern, Edelsteine glitzerten im Kopfschmuck. Brust und Beine waren nackt, die Haut eingeölt, so daß sie in der Mittagssonne schimmerte. In den Händen trug jeder Mamelucke ein Banner mit einem seltsamen Bild, wie man es in Idrith noch nie gesehen hatte. Vor blutrotem Hintergrund schimmerte eine schwarze Schlange mit orange flackernden Augen.
Nun waren Schlangenbeschwörer nichts Seltenes – jede Stadt besaß mindestens einen kleineren oder größeren Potentaten, der sich für gerissen genug hielt, um ein solches Symbol verdient zu haben. Doch diese Insignien hatten etwas Ungewöhnliches – und Finsteres – an sich.
Der Körper der Schlange war an drei Stellen durchtrennt worden, und doch schien es durch die Darstellung der gespaltenen Zunge, die aus dem seidenen Mund hervorflackerte, als sei die Schlange am Leben.
Hinter den Mamelucken
Weitere Kostenlose Bücher