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Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Titel: Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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verbergen, Sidi«, sagte ibn Jad demütig und verneigte sich ein weiteres Mal voller Anmut.
    Natürlich haben sie das nicht, dachte der Hauptmann säuerlich. Sie haben davon gewußt und sich entsprechend vorbereitet. Dennoch mußte er das Erforderliche tun. Er drehte sich zu seinen Männern um und gab den Befehl, die Karawane zu durchsuchen, während Auda ibn Jad dem Anführer der Gume die Anweisung erteilte, die Kamele abzuladen.
    »Was ist dort drin?« Der Hauptmann zeigte auf die Bahren.
    »Die Leichname, Sidi«, erwiderte ibn Jad in leisem, ehrfürchtigem Ton. »Ich erwähnte doch, daß dies eine Trauerprozession ist, nicht wahr?«
    Der Hauptmann zuckte zusammen. Ja, der Mann hatte zwar erwähnt, daß es sich um eine Trauerprozession handelte, doch hatte der Hauptmann angenommen, daß es eine reine Ehrenprozession war, die vielleicht die Ikone irgendeines verblichenen Imams zurück an seinen Geburtsort geleitete. Nie war es dem Soldaten in den Sinn gekommen, daß dieser Auda ibn Jad Leichen mit sich herumschleppte. Der Hauptmann musterte die Bahren und furchte die Stirn.
    »Leichen! Es tut mir leid, Effendi, aber die kann ich nicht in die Stadt einlassen. Die Gefahr von Krankheiten…«
    »… gibt es nicht, das kann ich dir versichern. Komm, Hauptmann, sieh selbst.«
    Dem Hauptmann blieb nichts anderes übrig, als dem Mann in Schwarz zu den Bahren zu folgen, wo sie auf dem Sandboden der Ebene ruhten. Der Hauptmann war zwar kein zimperlicher Mann; im Laufe seines Lebens hatte er mehr als genug Leichen zu Gesicht bekommen, dennoch näherte er sich den Bahren nur mit größtem Zögern. Ein Leichnam, der auf dem Schlachtfeld in Stücke gehauen wurde, war eine Sache. Eine Leiche dagegen, die in der Hitze des Frühsommers befördert worden war, eine völlig andere. Als er sich den ersten Bahren näherte, stählte sich der Hauptmann innerlich für das, was da kommen würde. Allerdings war es seltsam, daß nirgendwo Fliegen umhersummten. Der Hauptmann schnüffelte, konnte aber keine Verwesung riechen, und so sah er den Mann in Schwarz verwundert an.
    Auda ibn Jad las die Gedanken des Soldaten und lächelte, als würde er nichts davon sich selbst zugute halten. Als er an die Bahre trat, verschwand sein Lächeln und wich einem Ausdruck trauriger Feierlichkeit. Mit einer Geste wies er den Hauptmann an, hinzuschauen.
    Nicht einmal auf diese kurze Entfernung war der leiseste Hauch von Verwesung wahrzunehmen, noch konnte der Hauptmann irgendwelche Duftstoffe bemerken, die ihn überdeckt hätten. Sein Ekel wich der Neugier, und so beugte er sich vor, um in die erste Bahre hineinzuspähen.
    Seine Augen weiteten sich.
    In einer Haltung friedlichster Ruhe, die Hände über dem juwelenbesetzten Knauf eines prunkvollen Schwerts gefaltet, lag ein junger Mann von etwa fünfundzwanzig Jahren. Er war gutaussehend, hatte schwarzes Haar und einen säuberlich gestutzten schwarzen Bart. Zu seinen Füßen lag ein Helm, der mit einem Schnitzwerk verziert war, das der zerteilten Schlange glich, neben ihm ein zerbrochenes Schwert, das vermutlich dem Feind gehört hatte, der ihn erschlug. In seiner schimmernden schwarzen Rüstung, deren Brustharnisch mit demselben Zeichen geschmückt war, das auch die Banner von Auda ibn Jad zierte, schien der junge Mann allem äußeren Anschein nach soeben erst in den Schlaf gefallen zu sein. So glatt und makellos war das Fleisch, so schimmernd-schwarz und glänzend das Haar, daß der Hauptmann sich nicht beherrschen konnte und die Hand ausstrecken mußte, um die weiße Stirn zu berühren.
    Das Fleisch war kalt. Der Pulsschlag am Hals war stumm, die Brust hob und senkte sich nicht vom Atem des Lebens.
    Der Hauptmann wich zurück und starrte den Mann in Schwarz erstaunt an.
    »Wie lange ist dieser Mann schon tot?«
    »Ungefähr einen Monat«, erwiderte ibn Jad in feierlichem Ton.
    »Das… das ist unmöglich!«
    »Nicht für die Priester unseres Gotts, Sidi. Sie haben das Geheimnis entdeckt, die Säfte des Körpers mit anderen Säften auszutauschen, die den natürlichen Vorgang der Verwesung verzögern oder sogar völlig aufhalten können. Die Prozedur selbst ist recht faszinierend. Das Gehirn wird herausgenommen, indem man es aus der Nase zieht…«
    »Genug!« Erbleichend hob der Hauptmann die Hand. »Welches ist dein Gott?«
    »Verzeih mir«, erwiderte Auda ibn Jad sanft, »aber ich habe ein heiliges Gelübde abgelegt, seinen Namen niemals in Gegenwart von Ungläubigen auszusprechen.«
    »Er ist doch wohl

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