Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen
erhob sich vorsichtig, um dem Ifrit nachzutapsen, der zornig in der Höhle auf und ab stampfte.
»Er fürchtet Khardan!«
»Tut er das, Gebieter?«
»Nicht weil dein früherer Herr mächtig oder stark wäre, sondern weil Quar ihn nicht beherrschen und anscheinend auch nicht töten kann.«
»Also ist mein Herr – ehemaliger Herr – nicht tot?«
»Überrascht dich das sehr, kleiner Pukah? Nein, ich dachte es mir doch. Und deine geflügelte Freundin auch nicht, wie?«
»Ich habe keine Vorstellung, worauf mein Gebieter anspielt, es sei denn, Sond sind Federn gewachsen.« Pukah warf sich mit ausgestreckten Armen vor ihm auf den Boden. »Ich versichere meinen Gebieter meiner völligen Treue. Ich würde alles für meinen Herrn tun, ja sogar ausziehen, um den Kalifen zu suchen, wenn mein Gebieter das befiehlt.«
»Das würdest du tun, Pukah?« Kaug drehte sich um und musterte den Dschinn eindringlich.
»Nichts würde mir mehr Vergnügen bereiten, mein Gebieter.«
»Ich glaube, daß du ausnahmsweise einmal die Wahrheit sagst, kleiner Pukah.« Der Ifrit grinste. »Ja, ich denke, ich werde auf dein Angebot eingehen, Sklave des Korbs. Du begreifst doch, wem du nunmehr dienst, nicht wahr, Pukah? Nach den Gesetzen der Dschinnen bin ich dein Herr, bist du mein Sklave. Wenn ich dir befehle, Khardan säuberlich in vier gleich große Teile zerstückelt herzubringen, würdest du das doch tun, nicht wahr, Sklave?«
»Natürlich, mein Gebieter«, antwortete Pukah aalglatt.
»Ach, ich sehe schon, wie dein Geist sich windet und einen Ausweg sucht. Soll er sich winden, soviel er will, kleiner Pukah. Er ist wie ein Esel, der an ein Wasserrad gebunden ist. Er dreht und dreht sich nur im Kreis. Ich habe deinen Korb. Ich bin dein Gebieter. Vergiß das nicht und auch nicht die Strafe, die dir droht, solltest du mir nicht gehorchen.«
»Ja, mein Herr«, sagte Pukah mit eingeschüchterter Stimme.
»Und um mir deine Treue zu beweisen, kleiner Pukah, werde ich dich jetzt mit einem Auftrag ausschicken, bevor du dich auf die Suche nach dem verschwundenen Khardan machst. Ich befehle dir, den Chirak von Sond an einen bestimmten Ort zu bringen. Dort wirst du ihn zurücklassen und zu mir zurückkehren, um meine Anweisungen hinsichtlich des Kalifen entgegenzunehmen.«
»Wo ist dieser ›bestimmte Ort‹, mein Gebieter?«
»Du machst doch wohl nicht schon einen Rückzieher, kleiner Pukah, oder?«
»Ganz gewiß nicht, Herr! Es ist nur so, daß ich auch wissen muß, wohin ich gehen soll, um dorthin zu gelangen, du dämliches Spatzenhirn.« Die letzten Worte murmelte Pukah nur halblaut vor sich hin.
»Trotzdem er mich so hart angegangen ist, will ich Sond seinen Herzenswunsch erfüllen. Ich werde ihn mit seiner Geliebten Nedjma wiedervereinen. Du wolltest doch wissen, wo die Verschollenen Unsterblichen sind, nicht wahr, kleiner Pukah?«
»Ich versichere meinem Gebieter, daß ich nicht das geringste Interesse daran habe…«
»Nimm Sonds Lampe und begib dich damit zur Stadt Serinda, dort wirst du feststellen, was aus den Verschollenen geworden ist.«
»Serinda?« Pukahs Augen weiteten sich. Er hob den Kopf vom Boden. »Diese Stadt ist nicht mehr, mein Gebieter. Sie ist vor Hunderten von Jahren im Wüstensand verschwunden, es ist so lange her, daß ich mich nicht einmal mehr daran erinnere.«
Kaug zuckte die Schultern. »Dann verlange ich eben von dir, Sonds Chirak in eine tote Stadt zu bringen, kleiner Pukah. Stellst du meine Anweisungen schon jetzt in Frage?« Die Stirn des Ifrit legte sich in Falten.
»Nein, Gebieter!« Pukah legte sich flach hin. »Die Flügel, von denen du sprichst, sind mir bereits an den Füßen gewachsen. Ich werde in meine Behausung zurückkehren…«
»Keine Eile, kleiner Pukah. Ich möchte, daß du dir etwas Zeit nimmst, um dich in dieser interessanten Stadt umzusehen. Denn solltest du mich enttäuschen, Dschinn, wird sich dein eigener Korb auf dem Marktplatz von Serinda wiederfinden.«
»Jawohl, mein Gebieter. Dann will ich jetzt kurz in meine Behausung zurück…«
»Nicht so eilig. Du mußt das hier tragen.« In der Hand des Ifrit erschien ein schwarzer, dreiseitiger Stein an einem Lederband. »Setz dich auf.« Pukah tat wie ihm geheißen, und Kaug legte dem Dschinn das Band um den Hals. Der Stein, der oben wie eine kleine Pyramide spitz zulief, klopfte gegen Pukahs nackte Brust. Pukah musterte ihn zweifelnd.
»Es ist gütig von dir, mir dieses Geschenk zu machen, Gebieter. Was ist das für ein
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