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Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Titel: Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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rief er, als er feststellte, daß einer der Posten nicht reagierte. »Wieder betrunken? Schleppt ihn ins Wachhaus! Und zwar schnell! Und schaut euch einmal eure Uniformen an! Was ist denn das? Blut? Dein eigenes? Sag ihm, es stammt von dem Dieb. Was war das? Der Mann ist vor zwei Tagen gestorben? Um so schlimmer! Dann bleib außer Sichtweite! Und die anderen? Versucht wachsam auszusehen, sofern ihr das überhaupt könnt, Schweinebrut. Und jetzt weitermachen! Zurück auf eure Plätze!«
    Der Kommandant stieß Verwünschungen vom Emir bis zu Hamd aus, dessen schlaffer, zusammengesackter Körper unsanft über den Boden zum Wachhaus gezerrt wurde. Er schob und scheuchte seine ausdruckslos dreinblickenden Männer auf ihre zugewiesenen Positionen, half einigen der langsameren mit kräftigen Hieben seines dicken Schlagstocks nach.
    Das Hufgetrappel kam immer näher. Der Kommandant rang nach Luft, er schwitzte und warf einen letzten Blick auf sein Gefängnis. Wenigstens waren die Gefangenen nach ihrem mittäglichen Ausgang wieder in ihre Zellen verbracht worden, dachte er dankbar. In der Dunkelheit des Zindan waren geschwollene Wangen, aufgeplatzte Lippen und blaue Augen nicht so deutlich zu erkennen. Ebensowenig die Blutflecken auf den Tuniken. Doch um ganz sicherzugehen, überlegte sich der träge Verstand des Kommandanten Entschuldigungen, weshalb gegen den ausdrücklichen Befehl des Emirs verstoßen worden war, die Gefangenen – insbesondere die Nomaden – körperlich nicht zu mißhandeln. Der Kommandant war gerade damit beschäftigt, einen ganzen Gefangenen-Aufstand zu erfinden, als der jüngere Wärter seine unbeholfenen Gedanken unterbrach.
    »Weshalb kommt der Emir hierher? Ist das üblich?«
    »Nein, beim Sul!«
    Die beiden standen in einer gewissen Annäherung an eine Habachtstellung vor dem Wachhaus, und der Kommandant, der die Augen geradeaus hielt, mußte aus dem Mundwinkel antworten.
    »Der alte Sultan ist nie auch nur näher als tausend Schritt herangekommen, wenn er es vermeiden konnte. Und wenn er dazu gezwungen war vorbeizureiten, tat er es in einer verhüllten, dicht verhangenen Sänfte und hielt sich eine Apfelsine an die Nase, die rundherum mit Nelken gespickt war, um den Gestank zu vertreiben.«
    »Weshalb kommt der Emir dann?«
    »Woher, in Quars Namen, soll ich das wissen?« knurrte der Kommandant und wischte sich verstohlen mit dem Ärmel das Gesicht. »Zweifellos hat es irgend etwas mit diesen verdammten Nomaden zu tun. Es ist schon schlimm genug, daß der Priester hier ständig herumschleicht und in alles seine Nase steckt. Quar vergib mir.« Vorsichtig blickte der Kommandant zum Himmel empor. »Ich bin froh, wenn der ganze Haufen verschwunden ist.«
    »Wann wird das sein?«
    »Wenn sie konvertieren, natürlich.«
    »Eher werden die sterben.«
    »Das soll mir gleich sein.« Der Kommandant zuckte mit den Schultern. »Was es auch wird, es dürfte jedenfalls nicht mehr lange dauern. Pst!«
    Die Männer verstummten. Der Kommandant veränderte unbehaglich seine Stellung, sehnte sich danach, den Kopf wenden zu dürfen, um nach hinten zu schauen und sich davon zu überzeugen, daß alles in Ordnung war; er wagte es aber auch nicht, sich seine Unruhe anmerken zu lassen. Hinter sich konnte er hören, wie Hamd plötzlich mit betrunkener Stimme ein zotiges Lied zu grölen begann. Dem Kommandanten begann das Blut in den Schläfen zu pochen, doch da ertönte ein Geräusch, als würde jemand gegen eine überreife Melone schlagen, ein ersticktes Stöhnen, und der Gesang brach ab.
     
     
    Die berittenen Soldaten trabten ans Tor. Auf Befehl ihres Anführers schwärmten sie zu einer Linie aus und saßen steif in ihren Sätteln, die magischen Pferde so still, als hätten sie sich wieder in jenes Holz zurückverwandelt, aus dem sie einst erschaffen worden waren. Mit einem Schlenker hob der Hauptmann sein Schwert. Qannadi, der in kurzer Entfernung hinter seinen Truppen geritten war, trabte vor. Er erwiderte den Salut seines Hauptmanns und stieg ab. Sein Blick huschte über das Gefängnis und seine Höfe, als er sich langsam dem schwitzenden Kommandanten näherte. Der Hauptmann folgte ihm.
    In den alten Zeiten wäre ein Besuch des Sultans, hätte er tatsächlich jemals das Gefängnis inspizieren wollen, ohne Hunderte von Leibwachen um seine geheiligte Person unmöglich gewesen; Sklaven hätten seinen Sessel getragen und rote Teppiche ausgerollt, damit er seine seidenen Schuhe nicht auf dem unwürdigen Boden

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