Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Titel: Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
heftig auf den Kopf. Als ich erwachte«, fuhr sie in einem jammernden Tonfall fort, »lag ich so da, wie sich mich gefunden haben – halb nackt, scheinbar tot.«
    »Und Khardan?«
    »Anscheinend verschwunden, Imam. Ich weiß es nicht. Ich bin erst wieder im Palast aufgewacht. Aber als ich die Soldaten danach fragte, hatten sie keine Spur von ihm gesehen.«
    »Und sein Leichnam wurde nie gefunden«, meinte der Imam nachdenklich.
    »Nein, das wurde er nicht«, murrte Meryem und zog den Schleier einmal mehr vors Gesicht, wobei sie den Blick gesenkt hielt.
    »Und weshalb, glaubst du, hat dieser… dieser Verrückte dir die Kleider vom Leib gerissen?«
    »Ist das vielleicht nicht offensichtlich, wenn du mir die Frage verzeihst, Imam? Um sich an mir zu vergehen, natürlich.«
    »Mitten in einer tobenden Schlacht? Dann muß er wirklich verrückt gewesen sein!«
    Meryem blickte immer noch zu Boden. »Ich… vermute, Imam, daß er während seines schändlichen Tuns unterbrochen wurde…«
    »Vielleicht.« Feisal lehnte sich vor. »Würde es dich überraschen zu erfahren, daß Khardan gesehen wurde, wie er vom Schlachtfeld floh, und zwar in Frauenkleidern?«
    Meryem sah auf, die blauen Augen weitaufgerissen. »Aber… aber natürlich!« stammelte sie.
    »Lüge nicht!«
    »Also gut!« rief sie heftig und stampfte mit ihrem kleinen Fuß auf. »Ich wußte es zwar nicht, aber ich hatte es vermutet. Es wäre die einzige Möglichkeit gewesen, den Soldaten zu entkommen! Im Lager waren zahlreiche alte Vetteln zurückgeblieben. Wenn die Soldaten Khardan in Frauenverkleidung gesehen haben, haben sie ihn wahrscheinlich einfach durchgelassen.«
    »Und dann ist Khardan auch noch am Leben!« sagte Feisal leise. »Du weißt es, und du hoffst darauf, daß er zurückkehren wird!«
    »Ja!«
    »Woher weißt du es?«
    »Der Zauber wird weiterhin wirken, ihn vor Schaden bewahren, solange er die Halskette trägt…«
    »Vielleicht hat sie aber jemand entfernt, sie ihm abgenommen. Vielleicht der Verrückte.« Feisal sank in den Sessel zurück, die Stirn gefurcht. »Wenn er wirklich ein Zauberer ist…«
    »Das ist Unsinn!« widersprach Meryem lebhaft. »Nur Frauen besitzen die Magie. Das weiß jeder!«
    »Dennoch…« Feisal schien in Gedanken verloren. Dann kehrte er mit einem Achselzucken zur gegenwärtigen Frage zurück. »Du spekulierst nicht nur darauf, daß er am Leben sein könnte, Meryem! Du weißt, daß er es ist! Du weißt, wo er ist, und deshalb hast du dich gefürchtet. Weil du glaubst, daß er jeden Augenblick zurückkehren und den Emir herausfordern kann, der daraufhin Verdacht schöpfen könnte, daß sich in seinem Feigenkorb eine Schlange verbirgt…«
    »Nein! Ich schwöre es…«
    »Sage es mir, Meryem. Oder«, Feisal ergriff ihre Hand, »würdest du es vorziehen, es dem Obersten Scharfrichter zu berichten, während er von diesen zerbrechlichen Knochen die Haut abschält…«
    Meryem riß ihre Hand fort. Der von Schweiß und Tränen befleckte Schleier klebte feucht an ihrem Gesicht. »Ich… ich habe in die Hellsehschale geschaut«, murmelte sie. »Wenn… wenn er tot wäre, würde ich seinen… seinen Leichnam darin sehen.«
    »Aber das hast du nicht getan?«
    »Nein!« Ihre Stimme war kaum zu vernehmen.
    »Du hast ihn lebend gesehen!«
    »Nein, das auch nicht.«
    »Ich werde dieses Geredes müde!« Die Stimme des Imams war wie ein Peitschenhieb und Meryem erschauerte, als die Worte auf sie einschlugen.
    »Ich lüge nicht, Imam!« rief sie, warf sich zu Boden und sah flehend zu ihm auf. »Er ist am Leben, aber er ist auch von einer Wolke der Finsternis bedeckt, die ihn vor meiner Sicht verbirgt. Das ist… Zauberei, nehme ich an. Aber anders als jede Magie, die ich je gesehen habe! Ich kenne ihre Bedeutung nicht!«
    Schweigen legte sich über den Tempelraum, so tief und dicht und ehrfurchtsvoll, daß Meryem ihr Schluchzen unterdrückte und die Luft anhielt, um es nicht zu stören, ebensowenig den Imam, dessen Mandelaugen in die Schatten starrten:
    Schließlich rührte sich der Imam. »Du hast recht. Im Palast bist du in Gefahr.«
    Meryem hob den Kopf und blickte ihn mit ungläubiger, ungewisser Hoffnung in den Augen an.
    »Ich werde dem Emir vorschlagen, dich in die Stadt zu den Nomaden zu schicken. Dort kannst du dann leben. Ich glaube, Khardans Mutter wurde auch gefangengenommen und nach Kich gebracht.«
    »Aber was soll ich ihnen sagen?« Meryem ging wieder auf die Knie. »Sie halten mich für die Tochter des Sultans! Sie

Weitere Kostenlose Bücher