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Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Titel: Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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retten… alles nur, um Pferde auszubilden?« Seine Miene verdüsterte sich mißtrauisch. »Das kann ich nicht glauben.«
    »Im Gefängnis hast du es geglaubt.«
    »In dieser Grube des Sul schien es auch sinnvoll zu sein. Vielleicht, weil ich es so haben wollte.« Achmed schleuderte die Decken beiseite und schwang die nackten Beine über den Rand der Matratze. Er achtete nicht auf den stechenden Schmerz in seinem Kopf und mühte sich aufzustehen. »Jetzt begreife ich es. Er hat mich angelogen. Vielleicht benutzt er mich, hält mich als Geisel.« Ein plötzlicher Schwindel überfiel ihn. Er hielt inne, legte die Hand an den Kopf, kämpfte dagegen an. »Wo sind meine Kleider?« fragte er benommen.
    »Als Geisel? Welches Lösegeld sollte dein Vater denn wohl bezahlen? Der hat doch nichts mehr.«
    Achmed schloß die Augen, damit sich der Raum nicht länger um ihn drehte. Ein bitterer Geschmack erfüllte seinen Mund. Er fürchtete, sich übergeben zu müssen.
    Der hat doch nichts mehr. Nicht einmal einen Sohn…
    Kaltes Wasser spritzte ihm ins Gesicht. Keuchend öffnete Achmed die Augen, starrte Hasid an.
    »Weshalb…« rief er.
    »Ich dachte, du würdest gleich ohnmächtig.« Hasid stellte die Wasserkaraffe auf einen Tisch in der Nähe. »Geht es dir jetzt besser?«
    Achmed brachte nur ein Nicken zustande.
    »Dann zieh dich an«, befahl der alte Soldat. »Deine alten Kleider wurden verbrannt, wie es auch meine werden, wenn ich sie endlich los bin.« Er kratzte sich wieder. »Dort sind deine neuen Gewänder.«
    Achmed wischte sich über das nasse Gesicht und blickte ans Fußende seines Betts, wo ein schlichter weißer Baumwollkaftan lag.
    »Ich kann dir nicht sagen, weshalb der Emir das tut – jedenfalls nicht in Worten. Das würde bedeuten, das Vertrauen zu mißbrauchen, das sein Freund in mich gesetzt hat. Aber wenn du dich kräftig genug fühlen solltest, ein wenig spazierenzugehen«, fuhr Hasid fort, »könnte ich dir etwas zeigen, das deine Fragen beantwortet, sofern du wirklich so klug bist, wie er behauptet.«
    Wortlos und mit langsamen, vorsichtigen Bewegungen zog Achmed weiche Unterkleider an, danach den Kaftan. Er hoffte, daß sie nicht allzuweit würden gehen müssen. Trotz der magischen Heilung fühlten sich seine Beine so schwach und wacklig an wie die eines neugeborenen Fohlens.
    »Komm schon!« Hasid stieß ihn in die Rippen. »Ich bin einmal mit einem gebrochenen Knöchel fünf Meilen marschiert, und das ohne eine Behandlung durch Frauenhände!«
    Mit zusammengebissenen Zähnen folgte Achmed dem alten Soldaten durch den Raum, der so groß war wie Majiids Zelt. Feine Teppiche bedeckten den Boden, ihre schimmernden Farben waren von solcher Schönheit, daß es wie eine Entweihung schien, sie zu betreten. Das Mobiliar, mit Blattgold verziert und mit raren und wunderschönen Gegenständen geschmückt, stand neben niedrigen Liegen, deren übervoll gestopfte, seidene Kissen den jungen Mann einluden, sich darauf sinken zu lassen. Achmed kam sich grobschlächtig und tolpatschig vor, fürchtete, irgendeine kostbare Vase zu Boden zu reißen. Er stellte sich vor, wie man auf einem gebrochenen Knöchel gehen konnte. Endlich gelangte er zu dem Schluß, daß der alte Mann log. Später, als Achmed den Emir danach fragte, ob Hasids Behauptung der Wahrheit entspräche, sollte Qannadi grinsen. Hasid hatte tatsächlich gelogen. Er war keine fünf Meilen weit gelaufen. Es waren zehn gewesen.
    Als sie an ein Fenster kamen, preßte der alte Soldat sein Gesicht gegen das Glas und bedeutete Achmed das gleiche zu tun. Der Raum befand sich im Erdgeschoß des Palasts. Die Fenster wiesen auf den üppigen Garten hinaus, durch den er und Khardan erst vor Monaten entkommen waren. Das grelle Sonnenlicht stach ihm in die Augen, die Erinnerungen verkrampften sein Herz. Einige lange Augenblicke konnte Achmed nichts mehr sehen.
    »Nun?« Hasid stieß ihn aufs neue an.
    »Ich… ich kann nicht… das ist, was ich bin…«
    »Dort, der Mann, direkt vor uns. Am Springbrunnen.«
    Achmed blinzelte und traute sich nicht, mit der Hand über die Augen zu fahren, weil er fürchtete, damit Hasids Verachtung wachzurufen. Schließlich richtete er den Blick auf einen Mann, der keine fünf Fuß von ihnen entfernt stand und einer Schar von Pfauen Getreide zuwarf.
    Der Anblick des Manns war interessant genug, um Achmeds Tränen zu trocknen und ihn den Schmerz sowohl seines Körpers als auch seiner Seele vergessen zu machen. Der Mann war jung, vielleicht

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