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Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Titel: Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Hexer hätte die Krüge gern genauer untersucht, denn er meinte, in ihrem äußeren Schnitzwerk magische Zeichen zu erkennen. Ihm fiel auf, daß der Deckel mit dem geschnitzten Leib einer durchtrennten Schlange verziert war – mit dem gleichen Emblem, das auf Khardans schwarzer Rüstung prangte. Doch Mathew mußte sich jetzt Zohra zuwenden.
    Die Frau ist ebenso verwirrt und durcheinander wie ich, dachte Mathew. Nein, sogar noch mehr, denn er kannte den Sklavenhändler wenigstens und wußte, weshalb Auda ibn Jad ihn wollte – offensichtlich wegen der Fische, obwohl das auch noch nicht alle Fragen beantwortete. Zohra war aus einem verzauberten Schlaf an einem fremden Ort erwacht; noch immer torkelte sie ein wenig. Der Hexer merkte, daß es sie eine große Anstrengung kostete, aufrecht stehenzubleiben. Anscheinend hatte sie keinerlei Vorstellung, wo sie sich befand. (Das enttäuschte Mathew. Er hatte darauf gehofft, daß sie diesen Ort wiedererkennen würde.) Und doch musterte sie Auda ibn Jad mit demselben verächtlichen Blick, wie sie ihn dem armen Usti, ihrem Dschinn, gönnte, wenn er einen ihrer Befehle nicht richtig ausgeführt hatte.
    Audas Aufmerksamkeit blieb auf das Entladen der Elfenbeinkrüge gerichtet. Mathew sah, wie Zohras dunkle Augen über dem Schleier zornig aufflackerten. Er wußte, daß er sie aufhalten sollte. Im Geist sah er schon, wie das Sklavenmädchen, ibn Jads Messer zwischen den Rippen, in den Sand stürzte. Doch die unerträgliche Hitze raubte Mathew die Kraft. Er konnte sich nur an einem der Pfähle festhalten, die die Sänfte, auf der Khardan lag, stützten, und versuchen, Zohra mit einer Geste zum Schweigen zu bringen. Zohra erblickte ihn, dann sah sie Khardan, der stöhnte und benommen den Kopf schüttelte.
    »Ich habe dir eine Frage gestellt, Schwein!« sagte Zohra und stampfte auf den rissigen Boden auf, wobei ihr Schmuck klimperte.
    Hund von einem Kafir! Schwein! Mathew zuckte zusammen.
    »Ich bin eine Prinzessin meines Volks. Du wirst mich auch wie eine solche behandeln«, fuhr Zohra fort und hielt dabei den Schleier fest über das Gesicht gelegt, während der sich verstärkende Wind die seidenen Falten ihres Chador um ihre Beine peitschte. »Du wirst mir mitteilen, wo ich mich befinde, und danach wirst du mich zu meinem Volk zurückbringen.«
    Als er sich davon überzeugt hatte, daß die neun Elfenbeinkrüge sicher am Ufer verstaut worden waren und von vier Gumen bewacht wurden, richtete Auda ibn Jad seine Aufmerksamkeit wieder auf die Frau vor ihm. Die schläfrigen Augen zeigten ein belustigtes Glitzern. Matt ließ sich Mathew auf den heißen Boden sinken, kauerte sich in einem kleinen Schattenfleck zusammen, der von Khardans Sänfte geworfen wurde. Doch sofort regte sich in ihm eine neue Furcht, als der junge Hexer nämlich sah, wie Khardan die Augen öffnete, um seine Umgebung in verwirrtem Staunen zu mustern.
    In der Nähe lag ein Wasserschlauch. Mathew nahm ihn auf und reichte ihn Khardan zum Trinken, wobei er versuchte, ihn zu warnen, still zu sein. Der Kalif schob den Schlauch beiseite. Mit vor Schmerz zusammengebissenen Zähnen stemmte Khardan sich auf einen Ellenbogen und starrte Auda ibn Jad eindringlich an.
    »Du stehst, Prinzessin, am Ufer der Kurdinischen See…«
    »An den Wassern von Tara-kan?« unterbrach Zohra ihn verächtlich. »Hältst du mich zum Narren?«
    »Nein, teure Dame.« Audas Stimme verriet Respekt.
    Er spielte mit ihr, amüsierte sich, weil er keine’ andere Unterhaltung hatte. Die Sklaven und die Gume hatten das Entladen der Kamele abgeschlossen. Keuchend sanken die Sklaven zu Boden und versuchten verzweifelt, wenigstens ein wenig Schatten zu finden, indem sie neben den knienden Kamelen kauerten. Die Gume standen in diszipliniertem Schweigen da, nippten Wasser und bewachten Gepäck und Sklaven. Sie schienen unempfindlich gegen die Hitze zu sein, wenngleich Mathew riesige Schwitzflecken erkennen konnte, die ihre schwarzen Uniformen verdunkelten. Und wie er sie anblickte, bemerkte er auch, daß mehr als einer von ihnen den Blick auf die See gerichtet hatte, um beim Anblick des auf dem Wasser wachsenden Schattens erleichtert und befriedigt zu nicken.
    »Jedermann weiß, daß es die Wasser des Tara-kan nicht gibt«, sagte Zohra und verwarf mit Endgültigkeit in der Stimme das riesige Meer, das sich vor ihr erstreckte. Sie sprach mit einer solchen Ruhe und Entschlossenheit, daß es schon schien, als müsse sich das Meer selbst seines Irrtums bewußt

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