Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden
schlugen die Glasperlen ihres Kleids gegeneinander.
Mathew streckte die Hand nach dem Kalifen aus, doch in diesem Augenblick drehte Khardan sich um, und Mathew riß seine Hand hastig zurück, um sie in den weiten, fließenden Ärmeln seiner Hexerkutte zu verstecken. Der Kalif warf einen Blick auf die ausdruckslose Miene seiner Frau, da verhärmten sich seine eigenen Züge wieder.
»Demütig bitte ich um deine Vergebung, Sidi, und um jene des Verrückten, ich meine Mat-hews«, sagte Pukah unterwürfig, der sich aus den Streitigkeiten lieber heraushalten wollte. »Man hat mich daran erinnert, daß der Verrückte – Mat-hew – gar nichts über seinen Engel wissen konnte, weil ein solcher Kontakt zwischen Sterblichen und Unsterblichen von seinem Gott, Promenthas, verboten wird, der, wenn ich das einmal so sagen darf, ein reichlich sauertöpfischer Gott ist und einer, der nicht allzuviel Spaß hat. Trotzdem finde ich, daß der Verrückte wenigstens dafür dankbar sein sollte, daß er noch am Leben ist…«
»Dankbar! Natürlich ist er dankbar!« erwiderte Khardan ungeduldig. »Und du willst mir erzählen, daß er nichts davon gewußt hatte, über diesen… diesen…«
»Engel«, steuerte Pukah hilfsbereit bei.
»Ja.« Khardan vermied es, das fremdartig klingende Wort auszusprechen. »Also weiß er auch nichts über diesen Krieg?«
»Nein, Sidi.« Pukah wirkte zwar etwas eingeschüchterter, doch schien er, nachdem er mit Sond Blicke getauscht hatte, entschlossen zu sein, trotz des wachsenden Mißmuts des Kalifen fortzufahren. »Asrial – das ist der Name des Engels, Gebieter – hat an einer Zusammenkunft der Einundzwanzig teilgenommen. Dort erfuhr sie von dem Krieg, der auf der Ebene der Unsterblichen tobt. Akhran selbst war dort anwesend, Gebieter, und er sagte, daß Quar viel von seiner Kraft in den Ifrit Kaug gesteckt habe, der nun danach trachtet, die Unsterblichen in unser altes Gefängnis zurückzuverbannen, ins Reich der Toten.«
»Ein Ifrit!« Khardan schnaubte. »Akhran wird doch wohl noch mit einem einzigen Ifrit fertigwerden!«
»Es ist den Göttern von Sul untersagt, auf der Ebene ihrer Diener tätig zu werden, Sidi. Nicht daß ich glaube, daß dies Hazrat Akhran aufhalten würde, wenn ihm danach wäre. Aber Asrial teilt uns mit, daß Akhran…« Der Dschinn zögerte, musterte die anderen Dschinnen, seufzte und überbrachte die schlechte Nachricht, »… daß Akhran viele Wunden am Leib hat, und wenn er sich auch alle Mühe gibt, sie zu verbergen, so fürchtet Promenthas doch, daß unser Gott nicht mehr sehr lange wird durchhalten können.«
»Akhran… im Sterben!« Khardan sagte es voller Unglauben. »Ist unser Gott wahrhaftig so geschwächt?«
»Sagen wir lieber, daß der Glaube seines Volks geschwächt ist«, warf Sond ruhig ein.
Khardan lief rot an. Seine Hand fuhr an seine Brust. Mathew erinnerte sich noch lebhaft an die Wunden, die der Kalif sich zugezogen hatte, Wunden, die nun ohne eine Narbe verheilt waren bis auf jene, die die Seele des Manns auf alle Zeiten zeichnen würden. Wunden, die von der Hand des Gotts geheilt worden waren.
Oder Wunden, die der Gott an seiner Statt erlitten hatte?
»Unser Volk.« Der lodernde Stolz und der Zorn wichen aus Zohras Blick und hinterließen darin nur die Schatten der Furcht und der Sorge. »Es ist soviel geschehen… Wir haben unser Volk vergessen.«
»Ein weiterer Grund, weshalb ihr uns helfen müßt, zu ihm zurückzukehren«, sagte Khardan zornig zu Pukah.
»Ein weiterer Grund, weshalb wir Kaug bekämpfen müssen, Kalif.« Sond sagte es in ehrlichstem Respekt, mit festester Entschlossenheit. »Wenn der Kaug in dieser Schlacht obsiegt, werden alle Unsterblichen aus der Welt verschwinden. Dann wird Quar als Stärkster der Götter dazu in der Lage sein, seinen unmittelbaren Einfluß auf das Volk zu vermehren. Seine Stärke wird wachsen, während die Schwäche der anderen Götter größer wird, und schließlich werden die Einundzwanzig zum Einen werden.«
»Wir sind nur einige wenige Stunden fort, Sidi«, meinte Pukah zuversichtlich. »Dieser Kaug mag zwar die Kraft eines Bergs haben, aber er hat auch ungefähr soviel Gehirn wie einer. Wir werden ihn besiegen und zu euch zurückkehren, bevor ihr auch nur beginnt uns zu vermissen.«
»Ruht euch während der Tageshitze aus, Sidi, in dem Zelt, das wir für euch vorbereitet haben. Wir werden rechtzeitig zurück sein, um euch das Abendessen zu servieren«, ergänzte Sond.
Die beiden Dschinnen
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