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Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Titel: Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Khardan, daß Mathews magische Gürteltasche, die der Kalif so vorsichtig entfernt hatte, als sie den Jungen seiner schweren Gewänder entkleideten, umgestülpt worden war: Ihr Inhalt lag achtlos zusammengeworfen in einer Ecke.
    Khardan machte einen Schritt darauf zu, dann blieb er stehen. Er hätte keine Möglichkeit festzustellen, ob irgend etwas fehlte, und es hatte auch keinen Sinn, Gegenstände zu berühren, deren bloßer Anblick ihm schon einen Schauer über den Rücken jagte. In diesem Augenblick kam ihm der Gedanke, daß Zohra möglicherweise versuchte, einen von Mathews Zaubern auszuführen.
    Khardan gefror die Seele bis ins Mark. Mathew hatte ihr beigebracht, was er wußte. Der junge Mann hatte versucht, dem Kalifen davon zu erzählen, doch Khardan hatte sich geweigert zuzuhören, weil er nichts davon wissen wollte. Frauenzauber. Oder, schlimmer noch, die Magie eines Kafiren aus einem fremden Land.
    Er hörte eine Stimme. Zohras Stimme. Sie klang merkwürdig… Sie sang!
    Wenn ein Dutzend krummsäbelschwingender Soldaten des Emirs durch die Tür gekracht wären, um ihn anzugreifen, hätte Khardan mit bloßen Händen gegen sie gekämpft und dabei keine Furcht gekannt. Dieser gespenstische Gesang jedoch brachte ihn aus der Fassung und ließ ihn am ganzen Leibe zittern.
    Ihre Stimme klang recht nahe, kam aus einem anderen Teil des Hauses. Wahrscheinlich aus der Mitte, schätzte Khardan, dem einfiel, daß er einen offenen Hof erblickt hatte, dessen Boden aus Bruchgestein bestand. Jetzt würde er Zohra mühelos finden, wenn er nur seine Füße dazu bringen konnte, ihn über die Türschwelle zu tragen.
    Ohne auf den Lärm zu achten, den er dabei machte, eilte Khardan durch die Gänge und stellte fest, daß der Gesang wirklich aus dem Hof kam.
    Unter einem Steinbogen blieb er stehen. In der Mitte des Hofs stand ein großes, rundes Becken, volle zehn Fuß im Umfang, mit Steinmauern, die sich ungefähr drei Fuß über dem Boden erhoben. Vor langer Zeit hatte dieser Hauz Wasser für den Hausgebrauch enthalten, Wasser, das vielleicht von jenen Kanälen in das Haus geführt worden war, von denen Auda ibn Jad ihnen erzählt hatte. Das war vor langer Zeit gewesen. Inzwischen war der Teich von dem Sand erstickt, den die Wüste bei ihrem Versuch in den Hof geweht hatte, sich zurückzuholen, was der Mensch ihr geraubt hatte. Ein riesiger Sandhaufen ergoß sich über den Rand des Teichs und bildete eine kleine Düne.
    Am Rand des vertrockneten Hauz stand Zohra. Sie hatte Khardan den Rücken zugewandt. Sie sah ihn nicht, und nach ihrer starren Körperhaltung zu schließen, hätte sie ihn vielleicht nicht einmal gesehen, wenn er ihr unter die Augen getreten wäre. Leise ging der Kalif auf sie zu.
    Als er endlich ihr Gesicht sah, bemerkte er, daß sie die Aufmerksamkeit auf ein Stück Pergament gerichtet hatte, das sie fest in den Händen hielt. Das Glitzern des Sonnenlichts auf einer Metallklinge offenbarte ihm seinen Dolch. Die Waffe lag am Rande des Hauz, und daneben befand sich eine dunkle – rote – Lache.
    Mit aufgerissenen Augen sah Khardan, wie Blut aus einer tiefen Wunde an Zohras linkem Arm troff. Sie beachtete sie jedoch nicht. Ihr Blick war auf das Pergament gerichtet, und sie sang das Lied, das kein Lied war, mit einer Stimme, bei der sich Khardan die Nackenhaare sträubten. Als er heranschritt, um sich das Pergament genauer anzusehen, bemerkte der Kalif, daß es mit Zeichen bedeckt war, Zeichen, die in Blut geschrieben waren!
    Ehrfürchtig und dennoch entschlossen sie aufzuhalten, kroch Khardan vor und streckte eine Hand aus. In diesem Augenblick verstummte Zohra. Khardan brach die Bewegung ab, obwohl es nicht den Anschein hatte, daß sie sich seiner Gegenwart bewußt war. Ihre Augen waren so sehr auf das Pergament gerichtet, daß er Zweifel daran hegte, daß sie auch nur ein Donnergrollen wahrnehmen würde.
    Seine Hand erzitterte und fiel schlaff wieder herab. Die blutigen Zeichen auf dem Pergament hatten begonnen sich zu bewegen – sie zappelten und wanden sich wie vor Schmerzen! Khardan stockte der Atem, beinahe wäre er erstickt, als er mit ansah, wie die Zeichen über das Papier krochen und eins nach dem anderen in die Lache fielen.
    Und plötzlich stand der Kalif knöcheltief im Wasser. Wasser umwirbelte seine Füße, überflutete den Hof, strömte ins Haus. Wasser glitzerte und funkelte in der Mittagssonne.
    Zögernd glitten Zohras Finger in das Wasser, als könnte sie selbst noch nicht so recht daran

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