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Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Titel: Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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glauben. Naß zog sie die Hand wieder hervor, und dann lachte sie lauthals.
    Dann begriff Zohra, daß Khardan bei ihr war. Sie drehte sich zu ihm um, und noch nie hatte er sie so schön gesehen. Ihre Wangen leuchteten strahlend vor Stolz und Erfolg, ihre Augen funkelten heller als das Wasser.
    »Dein Wunder!« sagte sie stolz zu ihm. »Und zwar von meinen Händen!« Sie streckte sie ihm entgegen, und er sah den blutigen Schnitt an ihrem Arm. »Nicht von Akhran!«

14
    »Dein Gott hat sein Wunder vollbracht. Es ist offensichtlich, daß er will, daß dieser Junge am Leben bleibt. Mir liegt es fern, seinem Willen zuwiderzuhandeln. Ich töte nicht um des Vergnügens willen, Prinzessin«, fuhr Auda ibn Jad ernst fort, »sondern aus Notwendigkeit.«
    Zohra hatte den Verdacht, daß Akhrans ›Wunder‹ vergebens gewesen sein könnte. Wasser besaß sie zwar jetzt im Überfluß; doch da es ihr an den Kräutern und Heilsteinen gebrach, mit der die Nomadin gewöhnlich Krankheiten behandelt hätte, konnte Zohra wenig mehr tun, als Mathews brennende Haut zu kühlen und Wasser auf die ausgetrockneten, rissigen Lippen tropfen zu lassen. Das Fieber wütete ungehindert. Mathew hörte sogar mit seinem unzusammenhängenden Geplapper auf und lag nur noch starr da. Das einzige Geräusch, daß er jetzt von sich gab, war das leise Stöhnen des Schmerzes.
    Zohra kämpfte allein gegen die Todin an. Die Sorge für die Kranken war eine Arbeit der Frauen, und sie war nicht sonderlich überrascht, als ibn Jad und Khardan den Raum verließen, der nach Krankheit und Tod roch. Weil sie nicht darauf lauschte, hörte sie Khardan nicht zurückkehren, noch sah sie ihn auf dem Boden eines schattigen Alkovens Platz nehmen, der draußen vor der offenstehenden Tür zu Mathews Raum lag und von wo aus er sie beobachten konnte.
    Der Nachmittag verging quälend, die Zeit maß sich an den keuchenden Atemzügen des fiebergeplagten Körpers. Jeder Zug war ein Sieg, ein Schwerthieb gegen einen unsichtbaren Feind, den Mathew als Lohn für sich forderte. Khardan, der selbst nur selten krank war, hatte sich nie viel mit Krankheit beschäftigt, hatte kaum Gedanken auf den Kampf verschwendet, den die Frauen gegen einen so alten und starken Feind wie Sul führten.
    Es war ein grimmiger und ermüdender Krieg, der keinem nachstand, den er selbst mit Stahl geführt hatte. Man konnte dem Gegner nicht mit Geschrei und dem Kreuzen von Klingen begegnen, konnte ihn nicht packen und zu Boden ringen. Dieser schreckliche Feind mußte mit Geduld bekämpft werden, mit dem endlosen Austauschen trockener Tücher gegen feuchte, mit der Weigerung, es schweren Augenlidern zu gestatten, sich zu schließen.
    Die gefährlichste Zeit kam zum Aseur, um Sonnenuntergang. Denn zu dieser Zeit zwischen Tag und Nacht waren die Geister des Körpers am schwächsten. Die sinkende Sonne tauchte die Behausung in lange, tiefe Schatten. Es gab keine Lampe und kein Licht, und so führte Zohra ihren Kampf in matter, staubiger Dunkelheit.
    Mathew hatte sogar aufgehört zu stöhnen. Er gab überhaupt kein Geräusch mehr von sich, und Khardan dachte mehrere Male, daß der Junge zu atmen aufgehört habe. Doch dann vernahm der Kalif wieder ein trockenes Keuchen oder sah eine weiße Hand, die matt in der Dunkelheit zuckte; da wußte er, daß Mathew noch am Leben war.
    »Sein Geist ist stark, auch wenn sein Leib es nicht ist. Aber es dauert zu lange«, sagte Khardan bei sich. »Er erträgt das nicht. Er wird nicht sehr viel länger durchhalten können.«
    Und es schien, als begriffe Zohra dieselbe Wahrheit, denn er sah, wie sich ihr Kopf neigte, wie sie das Gesicht mit einem Schluchzen in den Händen vergrub, das um so herzzerreißender war, als es stumm und ungehört blieb. Khardan erhob sich, um zu ihr zu gehen, um ihr von seiner Kraft abzugeben, falls es nötig sein sollte, die letzten Augenblicke zu überstehen, die mitanzusehen zweifellos sehr schwer sein würde. Doch die Bewegung des Kalifen erstarrte. Voller Ehrfurcht sah er in den Raum.
    Dort war eine Gestalt erschienen, eine Frau mit langem Haar, das im verblassenden Licht in fahlem Glühen schimmerte. Ihre Haut war weiß, sie war weiß gekleidet, und Khardan hatte den Eindruck, obwohl er ihr Gesicht nicht sehen konnte, daß sie sehr schön war. Ihr Gesicht war auf Mathew gerichtet, und der Kalif fragte sich, ob dies vielleicht die unsterbliche Beschützerin sein mochte, der ›Engel‹, von dem Pukah gesprochen hatte. Doch warum durchlief ihn dann ein

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