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Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Titel: Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Schauer der Angst?
    Die Frau streckte weiße, zarte Hände nach dem Jungen aus, und Khardan begriff plötzlich, daß sie ihn nicht berühren durfte. Er wollte Zohra etwas zurufen, doch seine Zunge vermochte die Worte nicht zu bilden. Er machte ein Geräusch, eine Art Krächzen, und es lenkte die Frau ab, so daß sie ihn anblickte.
    Sie hatte keine Augen. Die Höhlen waren leer und dunkel und so tief wie die ewige Nacht.
    Das war keine Beschützerin! Der Schutzengel des Jungen war fort, und er war ganz allein, und das hier war die Todin! Die Frau starrte Khardan an, bis sie sich davon überzeugt hatte, daß er keine Schwierigkeiten machen würde, dann drehte sie sich wieder um, um ihren Sieg zu beanspruchen. Die weißen Hände berührten den Jungen, und Mathew schrie auf, sein Körper verkrampfte sich. Zohra hob den Kopf. Mit trotzigem Schrei warf sie sich über Mathew.
    Erschrocken wich die Todin zurück. Die hohlen Augen verdunkelten sich vor Zorn. Die Hände streckten sich wieder aus, und diesmal hätten sie beide gepackt, denn Zohra hielt Mathew fest in den Armen. Sein Kopf drückte sich an ihre Brust, sie wiegte und tröstete ihn. Den Rücken hatte sie ihrer Feindin zugekehrt; sie sah sie nicht näher kommen.
    Khardan setzte sich in Bewegung. Mit seinem Dolch stellte er sich zwischen die beiden und die Todin. Das blonde Haar der Frau zuckte über seine Haut, und er verspürte sengenden Schmerz. Die hohlen Augen musterten ihn bösartig, die weiße Hand griff nach ihm, und dann, ganz plötzlich, war die Todin verschwunden.
    Erschrocken und erstaunt zugleich blickte Khardan sich um.
    »Was machst du da?« ertönte Zohras Stimme.
    Khardan wandte sich zu ihr. Zohra hatte Mathew wieder auf das Lager gelegt und musterte ihren Mann mißtrauisch.
    »Die Frau! Hast du sie gesehen?« keuchte Khardan.
    »Eine Frau?« Zohra riß die Augen auf. »Was für eine Frau?«
    Es war die Todin! wollte Khardan empört rufen. Die Todin war hier! Sie wollte den Jungen haben, und du hast sie nicht gelassen, und dann hätte sie fast euch beide geholt. Hast du sie denn nicht gesehen?… Nein, begriff er plötzlich. Zohra hatte sie tatsächlich nicht gesehen. Er fuhr sich mit der Hand an den Kopf, fragte sich, ob die Hitze ihm vielleicht zugesetzt hatte. Und doch war alles so wirklich gewesen, so grauenerregend wirklich!
    Zohra blickte ihn immer noch argwöhnisch an.
    »Es… muß ein Traum gewesen sein«, sagte Khardan lahm und schob den Dolch wieder zurück in seinen Gürtel.
    »Ein Traum, den du mit einem Dolch verfolgst?« höhnte Zohra. Sie warf Khardan einen verwunderten Blick zu, schüttelte den Kopf und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Patienten.
    »Wie geht es dem Jungen?« fragte Khardan barsch.
    »Er wird überleben«, erwiderte Zohra in gelassenem Stolz. »Vor ein paar Augenblicken hätte ich ihn beinahe verloren. Aber dann brach das Fieber. Hör doch! Seine Atmung geht regelmäßig. Er schläft friedlich.«
    Khardan konnte den Jungen in der Finsternis zwar kaum ausmachen, vernahm aber das sanfte, gleichmäßige Atmen.
    Wirklich nur ein Traum? fragte er sich.
    Zohra wollte aufstehen, stolperte ermattet und wäre gestürzt, hätte Khardan sie nicht aufgefangen. Sanft half er ihr dabei sich aufzurichten. Ihr Gesicht war ein weißes Schimmern in der Dunkelheit. Das einzige Licht im Raum schien von der Flamme in ihren Augen zu stammen. So erschöpft sie auch war, loderte dieses Feuer grell.
    »Laß mich gehen.« Sie versuchte, ihren Arm aus seinem Griff zu reißen. »Ich muß mehr Wasser holen…«
    »Du mußt schlafen«, sagte Khardan entschieden. »Ich werde Wasser bringen.«
    »Nein!« Sie strich sich eine störrische Locke ihres schwarzen Haars aus der Stirn und versuchte ein weiteres Mal vergeblich, aus Khardans Griff zu schlüpfen. »Mat-hew geht es besser, aber ich sollte ihn nicht allein…«
    »Ich werde auf ihn aufpassen.«
    Khardan führte sie in den Nebenraum.
    »Aber du verstehst doch nichts von Krankenpflege!« protestierte sie. »Ich…«
    »Du wirst mir alles erklären, was ich wissen muß«, unterbrach Khardan sie.
    Müde ließ Zohra sich überreden. Khardan führte sie in einen kleinen Raum. Als er ihn betrat, breitete er seinen Umhang auf dem Fußboden aus, drehte sich um und sah, wie sie sich rücklings an eine Wand preßte und furchterfüllte Blicke durch den Raum schweifen ließ. Als Zohra bemerkte, wie er sie voller Erstaunen beobachtete, benahm sie sich plötzlich, als sei nichts geschehen, obwohl

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