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Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Titel: Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Khardan sprang auf die Beine und blickte wütend zu dem jungen Mann hinunter, der mit weitaufgerissenen Augen zu ihm aufsah. »Das alles hat sie mir angetan wegen ein paar – Vögeln?«
    »Nein! Ja! Das heißt…« stammelte Mathew. »Die Bilder sind… sind Symbole, die der Magier in seinem Herzen und seinem Geist deutet!« Hastig suchte er nach einem Bild, das er verwenden könnte, um es dem Mann begreiflich zu machen. Es hatte keinen Zweck, die Symbologie mit Buchstaben und geschriebenen Wörtern zu vergleichen, denn der Nomade konnte weder lesen noch schreiben.
    »Ich kann es dir so erklären«, sagte Mathew schließlich. »Es ist das gleiche, als würdest du deinen Falken zur Gazellenjagd abrichten.«
    »Pah!« Khardan drehte sich um und schien das Zimmer verlassen zu wollen.
    »Hör mir doch zu!« flehte Mathew verzweifelt. »Du setzt den Falken doch nicht ohne Ausbildung auf die Gazelle an. Du legst Fleischstücke in die Augen eines Schafsschädels und bringst dem Vogel bei, die Gazelle anzugreifen, indem er sich als erstes auf das Fleisch im Schädel stürzt! Dieser Schädel steht für die Gazelle, symbolisiert sie! Sul tut mit uns das gleiche. Er benutzt diese Bilder, die wir sehen, so wie du den Schädel des Schafs benutzt.«
    Der Kalif war in der Tür stehengeblieben. Er war kaum mehr als ein großer, regloser Schatten. »Weshalb tut Sul so etwas? Weshalb sagt er nicht einfach, was er meint?«
    »Warum schickst du den Falken nicht einfach ohne Ausbildung nach der Gazelle aus?«
    »Dann würde der Vogel doch nicht wissen, was er tun soll!«
    »Und so ist das auch mit uns. Sul will nicht, daß wir seine Vision zu unbekümmert, ohne ›Ausbildung‹ übernehmen. Er möchte, daß wir unsere Herzen erforschen und die Bedeutung dessen erfassen, was wir sehen. Die Habichte sind dein Volk. Sie werden von dem Falken angeführt – das bist du.«
    Khardan nickte feierlich. »Das ergibt einen Sinn. Fahre fort.«
    Mathew atmete auf. »Die Habichte – dein Volk – kämpfen untereinander, und dadurch entkommt ihnen ihre Beute.«
    Khardan machte eine unfreundliche Bemerkung; es gefiel ihm nicht, was schließlich doch nichts anderes war als die Wahrheit. Mathew verbarg ein Lächeln und beeilte sich fortzufahren. »Die Adler greifen an – das sind die Truppen des Emirs. Du wirst verwundet und stürzt vom Himmel und stehst nicht wieder auf. Nacht legt sich über das Land.«
    »Und das bedeutet?«
    »Dein Volk wird geschlagen und verschwindet in der Dunkelheit.«
    »Du sagst, daß mein Volk ausgelöscht worden wäre, wenn ich gestorben wäre. Ich bin aber nicht gestorben!« verkündete Khardan triumphierend. »Die Vision ist also falsch!«
    »Das habe ich dir schon am Anfang versucht zu sagen«, erwiderte Mathew geduldig. »Es gibt zwei Visionen! In der zweiten wird der Falke von den Adlern getroffen und stürzt zu Boden, aber es gelingt ihm, sich wieder zu erheben, obwohl…« Mathew zögerte; er war sich unsicher, wie er es ausdrücken sollte. »Obwohl…«
    »Obwohl was?«
    Mathew atmete tief durch. »Die Schwingen des Falken sind voller Schmutz«, sagte er schleppend. »Er muß sich sehr anstrengen, um noch fliegen zu können.«
    Eine lange, unbehagliche lastende Stille folgte. Khardan stand unbeweglich da; kein Rascheln von Tuch brach die tiefe Ruhe.
    »Ich kehre zurück… entehrt«, sagte Khardan schließlich.
    »Ja.«
    »Ist das alles? Ist das der einzige Unterschied zwischen den beiden Visionen?«
    »Nein. In der zweiten Vision gibt es keine Nacht. Als du zurückkehrst, geht die Sonne auf.«

16
    »Es war keine leichte Entscheidung für Zohra, Khardan«, sagte Mathew. »Du kennst sie doch! Du kennst ihren Mut! Sie hätte es selbst vorgezogen, im Kampf gegen den Feind zu fallen, anstatt davonzulaufen! Aber das hätte das Ende eures Volks bedeutet. Das war ihr aber das wichtigste. Deshalb haben wir dich vor Meryem gerettet…«
    »Meryem!«
    Mathew hatte gewußt, daß der Kalif überrascht sein würde. »Ja«, fuhr der junge Mann fort und versuchte, möglichst leidenschaftslos zu klingen. »Sie hat dich auf dem Pferderücken fortgebracht…«
    »Sie auch – sie hat auch versucht, mich zu retten.« Khardan sagte es in liebevollem Ton, und Mathew biß die Zähne zusammen, um keine sarkastische Bemerkung zu machen.
    »Sie hatte dir einen Zauber gegeben, den du um deinen Hals tragen solltest…«
    »Ja, ich erinnere mich!« Khardan legte die Hand an den Hals. »Ein albernes Ding, Frauenmagie…«
    »Dieses ›alberne

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