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Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas

Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas

Titel: Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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erklären, als draußen Stimmen erklangen.
    »Laßt mich hinein«, forderte eine Stimme vor dem Nebenzelt. »Ich will den Gefangenen sehen.«
    Mathew zog die Zeltklappe ein winziges Stück beiseite und spähte hinaus.
    Es war Majiid, der mit Khardans Wache sprach.
    »Laßt uns allein«, befahl der alte Mann den Posten. »Ich werde nicht in Gefahr sein, und er wird nicht weglaufen. Nicht schon wieder.«
    Hastig zog Mathew sich zurück. Zusammen mit Zohra hörte er wie die Schritte der Wachen auf dem Sand knirschten. Mathew konnte sich vorstellen, wie Majiid den unbeweglichen Auda wütend ansah, dann hörten sie, wie die Zeltklappe beiseite geworfen wurde und Khardan respektvoll seinen Vater willkommen hieß.
    Zohras Wachen sprachen mit leisen Stimmen darüber. Zohra und Mathew wechselten vielsagende Blicke, dann krochen sie lautlos in den Teil des Zelts, der sich dicht neben Khardans Unterkunft befand. Wenn sie die Luft anhielten, konnten sie einen großen Teil des Gesprächs zwischen Vater und Sohn belauschen.
    »Haben die Scheichs über mein Schicksal entschieden?«
    »Nein«, knurrte Majiid. »Wir kommen heute abend zusammen. Du wirst das Recht haben zu reden.«
    »Warum bist du dann hier?« Khardans Stimme klang matt.
    Es folgte ein tiefes Schweigen, als würde der alte Mann um Worte ringen. Dann sagte er mit müder Stimme: »Sag ihnen, daß die Hexe dich verzaubert hat. Sag ihnen, daß es ihr Plan war, unseren Stamm zu vernichten. Die Scheichs werden zu deinen Gunsten urteilen, weil du unter dem Einfluß von Magie gehandelt hast. Dann wird deine Ehre wiederhergestellt sein.«
    Khardan schwieg. Zohras Gesicht war bleich, aber kühl und ausdruckslos. Ihre Augen waren voller Finsternis. Doch sie war nicht so gelassen, wie es schien. Unwillkürlich streckte sie den Arm vor und ergriff Mathews Hand.
    Schließlich hatte Majiid von Khardan nichts anderes gefordert, als die Wahrheit zu sagen.
    »Was wird mit meiner Frau geschehen?«
    »Was schert es dich?« versetzte Majiid zornig. »Sie ist dir doch nie eine Ehefrau gewesen!«
    »Was wird geschehen?« Khardans Stimme klang hart wie Stahl.
    »Man wird sie steinigen – das Schicksal der Frauen, die böse Magie ausüben!«
    Sie hörten ein Rascheln, so als ob Khardan sich erhöbe.
    »Nein, Vater. Das werde ich den Scheichs nicht sagen.«
    »Dann liegt dein Schicksal in den Händen Akhrans!« fauchte Majiid verbittert, und sie hörten ihn aus dem Zelt stürmen.
    Mathew und Zohra wollten sich gerade wieder an ihre Arbeit machen, als sie Khardan noch einmal sprechen hörten – doch nicht zu einem Menschen, sondern zu seinem Gott. »Mein Schicksal liegt in deinen Händen, Hazrat Akhran«, sagte der Kalif ehrfürchtig. »Du hast mir mein Leben genommen und es mir aus irgendeinem Grund zurückgegeben. Mein Volk ist in Gefahr. Demütig trete ich vor dich und flehe dich an, mir zu zeigen, wie ich ihm helfen kann! Wenn es bedeuten sollte, mein Leben zu opfern, werde ich das frohen Muts tun! Hilf mir, Akhran! Hilf mir, ihnen zu helfen!«
    Seine Stimme verstummte. Eine heiße Träne fiel auf Mathews Hand. Als er aufblickte, sah er, wie ihre Gefährtin soeben Zohras bleiche Wange herabglitt.
    »Ich spreche davon, sie umzubringen«, murmelte sie. »Er spricht davon, sie zu retten. Akhran verzeih mir.«
    Sie gab sich nicht damit ab, die Träne fortzuwischen, sondern huschte schnell und lautlos zur Mitte des Zelts. Dort nahm sie den Kiel auf, rieb ihn in Khol und beugte sich über die Ziegenhaut, um sie für den Fall zu verbergen, daß irgend jemand ins Zelt kam. Dann begann sie, mühsam die geheimen Worte aufzumalen, die Wasser aus dem Sand hervorbringen würden.

5
    Kurz nachdem Majiid Khardans Zelt verlassen hatte, kam der Rat zusammen. Jedenfalls schienen Mathew die heftigen Streitereien darauf hinzudeuten, die in der stillen Nachtluft zu vernehmen waren. Als er mit der Arbeit an seiner Schriftrolle begonnen hatte, hatte er befürchtet, nicht genügend Zeit zu haben, um das Werk zu vollenden. Doch nach und nach, als die Stunden verstrichen und das Gezänk sich fortsetzte, beruhigte Mathew sich wieder. Aus gelegentlichen Rufen schloß er, daß die Scheichs sich darüber stritten, in welchem Teil des Lagers das Gericht stattfinden und welcher Scheich und wessen Aksakal den Vorsitz führen sollte.
    Zeid forderte, daß er das Urteil fällen solle, da er mit keiner der beteiligten Parteien verwandt war. Das führte zu einem stundenlangen Streit darüber, ob der Sohn des Bruders des

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