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Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas

Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas

Titel: Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Worten zu fesseln und zu bezaubern, sie in einen fiebrigen heiligen Wahn zu reden, in dem sie jeden Gedanken an sich selbst und aneinander verlieren und allein für den Gott existieren würden. In einem solchen Zustand würde der Qualm der verbrennenden Leiber abgeschlachteter Frauen und Kinder nicht nach üblem Mord riechen, sondern wie das lieblichste Duftöl, das sich gleich Weihrauch dem Himmel entgegenhob.
    Die Helligkeit der Lichter um den Tempel ließen jene Teile der Stadt, die man der Nacht überlassen hatte, um so dunkler erscheinen. Spät am Abend waren die Straßen fast leer. Bis auf einen gelegentlichen Händler, der noch die allerletzte Möglichkeit nutzen wollte, saumseligen Kunden das Geld auszuquetschen, gab es nur wenige Passanten. Manchmal waren die Soldatenpriester Feisals zu sehen, die sich auf der Suche nach jenen befanden, welche einer etwas eindringlicheren Aufforderung bedurften, um Quars Segen in Empfang zu nehmen. Und so erregten die beiden Soldatenpriester, die in der Nähe der Kasbah die Straße entlanggingen, nur wenig Aufmerksamkeit.
    Die Straße war dunkel, die Verkaufsstände auf der anderen Seite geschlossen und abgesperrt. In Haus und Arwat waren die Lichter erloschen, denn heute nacht würde niemand in seinem Bett schlafen. Auf den ersten Blick wirkte die Straße viel zu leer, und Khardan fluchte.
    »Er ist nicht da.«
    »Doch, das ist er«, versetzte Auda kühl.
    Als er blinzelnden Blicks in die tiefen Schatten hineinspähte, konnte Khardan im Widerschein der Flammen, die den Himmel erleuchteten, eine geduckte Gestalt erkennen, die an der Mauer kauerte.
    »Die Anhänger des Benario werden diese Nacht nicht dem Quar opfern, sondern ihrem eigenen Gott, für den diese Festlichkeiten Fleisch und Wein sind«, sagte Auda mit grimmigem Lächeln.
    In der Tat. Mehr als einer in der Menschenmenge würde später entdecken, daß seine Geldbörse gestohlen, daß ihr Schmuck entwendet war. Mehr als einer würde nach Hause zurückkehren und seine Truhe geplündert vorfinden.
    Als sie sich vorsichtig durch die Straßen stahlen, ergriff Khardan plötzlich Audas Arm und deutete.
    »Schau, nicht jeder im Palast nimmt an der Feier teil.«
    Hoch oben in einem Turm brannte ein einsames Licht. Dort saß – obwohl die beiden unter ihm ihn nicht sehen konnten – Qannadi. Allein in seinem Raum, umgeben von seinen Landkarten und Depeschen, las er jede davon aufmerksam und machte sich mit fester, ruhiger Schrift Notizen. Doch als er dem atemlosen, dem gedrückten und angespannten Schweigen lauschte, hatte der Emir das Gefühl, als stünde er auf Messers Klinge. Er hatte Kräfte in Bewegung gesetzt, über die er keine Kontrolle besaß, und ob es zum Guten oder zum Bösen geschehen war, wußte Sul allein.
    Auda zuckte mit den Schultern. Das Licht war weit entfernt und stellte keine Gefahr dar. Mit leisen Bewegungen begab er sich mit Khardan zu dem blinden Bettler hinüber, der mit dem Rücken an der Mauer der Kasbah dasaß. Doch obwohl ihre unbekleideten Füße kein Geräusch gemacht hatten, waren sie anscheinend nicht leise genug gewesen. Die milchigen Augen wurden aufgerissen, der Kopf wandte sich ihnen zu.
    »Soldatenpriester«, sagte er, seinen Korb ausstreckend. »Im Namen Quars, zeigt Erbarmen.«
    »Du riechst unsere Kleidung aber nicht die Männer darin«, erwiderte Auda leise, während er eine Reihe von Münzen in den Korb fallen ließ und Khardan mit einer Geste anwies, das gleiche zu tun. Der Kalif überreichte ihm seine Börse, die das allerletzte Geld seines Stammes enthielt.
    Der Bettler rümpfte die Nase. »Du hast recht. Du stinkst nach Weihrauch. Aber ich kenne diese Stimme. Was willst du, der du das Paßwort des Benario benutzt und doch nicht zur Bruderschaft gehörst?«
    Das schien Auda Unbehagen zu bereiten, und der blinde Bettler grinste, sein zahnloser Mund ein großes, klaffendes Loch in der flammenbeschienenen Nacht. Mit vorgestreckter Hand packte er Khardans Arm und ergriff ihn so kräftig, wie man es von jemandem, der so schwach und gebrechlich zu sein schien, nicht erwartet hätte. »Sag mir, was du tun wirst, Mann, der nach Pferd riecht«, die andere Hand packte auch Auda, »und Mann, der nach Tod riecht.«
    »Der Tod ist mein Geschäft, alter Mann«, sagte Auda barsch. »Und je weniger du weißt, um so besser.«
    »Der Tod ist dein Geschäft«, wiederholte der Bettler, »und doch bist du nicht gekommen, den Emir umzubringen, denn das hättest du heute bereits erledigen können.

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