Die Rose von Angelâme (German Edition)
italienischer Kunstfreund hat nichts weiter zu diesem zweiten Bild geschrieben?“
„Nein. Ich werde ihn heute danach fragen. Auf dem Porträt mit dem Mann fehlen übrigens die Lichtpunkte.“
Sie öffnete die Schiebetür der Wand gegenüber, knipste das Licht in der angrenzenden Küche an. Simon schaute zu, wie sie Wasser in einen chromglänzenden Kessel laufen ließ, den sie auf ihren Gasherd setzte. Kurz darauf begann das Wasser über der blauen Flamme zu summen. Christina hatte eine Kaffeekanne heiß ausgespült und einen altmodischen Keramikfilter darauf gesetzt, in den sie eine braune Filtertüte drückte. Sie öffnete eine Blechdose und zählte sechs große Messbecher Kaffeepulver in den Filter. Dann goss sie das heiße Wasser darüber, und er beobachtete, wie Dampf aufstieg und gleich darauf der unvergleichliche Duft frisch gebrühten Kaffees den Raum durchzog.
Christina Weiß kam mit einem Tablett aus der Küche, stellte zwei blaue Becher mit Löffeln und die Kanne mit dem frisch aufgebrühten Kaffee auf den Esstisch, dazu Zucker und frische Sahne. Sie setzten sich einander gegenüber, jeder mit einem Kaffeebecher in der Hand, und betrachteten die ausgedruckten Bilder auf dem Tisch.
„Lassen Sie mich mal sehen, ob ich alles auf die Reihe kriege. Also Roger wird ermordet – und davon gehe ich jetzt einfach mal aus.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Vielleicht wollte der Mörder gar nicht Roger, sondern Sarah umbringen, die an diesem Tag jedoch nicht in ihrem Auto saß.“ Ihre Stimme zitterte ein wenig. „Allerdings fuhr sie ja nicht täglich zur selben Zeit diese Strecke, und Roger hatte sich verspätet. Also muss der Fahrer des Wagens, der Roger von der Straße gedrängt hat, irgendwo auf ihn gewartet haben. Das mit dem LKW war einfach: Der parkte da jede Nacht bis ungefähr neun Uhr vormittags. Und dass Sarah mit dem Anschlag gemeint sein musste, ist meiner Meinung nach sicher. Sonst würde sie jetzt noch leben, oder?“
„Das hat was, wenn unsere Mordtheorie stimmen sollte. Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, warum jemand Sarah oder Roger oder alle beide umbringen wollte und wer.“ Er schwieg einen Augenblick lang und mühte sich vergebens, seine Gedanken zu entwirren. Denn inzwischen stand für ihn fest, dass auch Rogers Mutter umgebracht worden war. Aber warum? „Wenn ich nicht das Gefühl hätte, dass alles irgendwie mit dem Bild zusammenhängt, würde ich mich jetzt für den netten Plausch bei Ihnen bedanken, ins Büro fahren und die Akte schließen“, gestand er, weil ihm alles viel zu verworren schien, und er gerne allen recht gegeben hätte die sagten: Lass die Finger davon, das ist Sache der Polizei. Falls überhaupt.
„Aber was genau ist denn Ihrer Meinung nach das Verbindungsstück zwischen dem Tod meiner Freunde und diesem Bild da, wenn es eines gibt? Das ist alles irgendwie so …“
„… verwirrend“, ergänzte Simon ihren Gedankengang, bevor er laut überlegte: „Ich denke mal, das goldene Herz könnte uns weiterbringen, das ja auch Ihren italienischen Sammler auf die Spur mit den Lichtpunkten gebracht hat. Vielleicht ist es eine Brücke zwischen damals und heute.“
„Das hieße, jemand hat Interesse daran, das Geheimnis des Bildes zu entschlüsseln, wenn es denn eines gibt, und hätte deshalb zwei Menschen umgebracht?“ Drei, wandte Simon in Gedanken ein, schwieg aber. „Also das ist schon eine ziemlich heftige Theorie“, fuhr sie fort, „die nicht unbedingt nachvollziehbar ist. Es sei denn, die darin verborgene Botschaft hätte etwas Ungeheuerliches an sich, aber das wage ich denn doch zu bezweifeln. Ich frage mich, warum man das Bild nicht einfach geklaut hat.“
„Das ist auch wieder wahr. Trotzdem – vorausgesetzt, unsere Theorie stimmt – wäre es nach meiner Meinung in dem Fall für irgendjemand nicht nur wichtig, an Informationen über dieses Bild zu kommen, sondern auch, ihre Besitzer auszuschalten.“ Er warf ihr einen schnellen Blick zu. „Entschuldigen Sie bitte, das ist natürlich reine Spekulation und sollte nicht respektlos klingen.“
„Passt schon. Und weiter?“
Simon dachte einen Augenblick lang nach. „Das Original selber ist vielleicht nicht so wichtig, wichtig ist möglicherweise die Information, die der Künstler auf dem Bild versteckt hat. Es genügt also ein Foto, um das zu entschlüsseln. Wie dem Herrn in Italien, der für seine Ausführungen ja auch nur die gemailte Kopie eines Fotos verwendet hat.“ Simon strich sich
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