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Die Rose von Angelâme (German Edition)

Die Rose von Angelâme (German Edition)

Titel: Die Rose von Angelâme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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gesetzten Glanzpunkt an der Spitze des Herzchens und stellte bei näherer Betrachtung der übrigen Lichteffekte fest“, hier unterbrach Christina ihre Übersetzung und ließ Simon wissen, wie der italienische Kunstkenner das durch Veränderung der Helligkeitseinstellungen über ein für solche Zwecke installiertes Spezialprogramm an seinem PC gemacht hatte. Dann knüpfte sie wieder an: „Stellte also fest, dass dieser eine Punkt die beiden Sterne Alkor und Mizar im Sternbild des Großen Bären markierte, der uns auch als großer Wagen bekannt ist. Der Ehering am Mittelfinger der Dame ist demzufolge Benetnasch am Ende der Deichsel, Alioth können Sie als kleinen Lichtpunkt direkt hinter dem Ellbogen der Dame in einer dunkel angedeuteten Vase erkennen und so weiter.“
    „Benetnasch. Hört sich an wie der Name einer Indianer-Squaw.“
    Simon beugte sich vor, um die beschriebenen Stellen besser sehen zu können.
    Christina setzte das ganze Bild in Grautönen auf den Bildschirm und veränderte die Helligkeit so, dass die Lichtpunkte deutlicher zu sehen waren.
    „Es handelt sich um Sternbilder“, erinnerte sie ihn dabei. „Es sind die Namen von Sternen.“
    „Beeindruckend. Als ob der Künstler geahnt hätte, dass in fernen Zeiten die moderne Technologie sein kleines Geheimnis offenbaren würde“, kommentierte er sarkastisch. „Sehr unwahrscheinlich, oder? Alles in allem also doch eine neuere Fälschung,“
    „Geben Sie immer so schnell auf?“, fragte Christina ruhig und legte das Schriftstück neben ihren Laptop auf den Schreibtisch.
    Simon antwortete ihr nicht. Er dachte darüber nach, was das alles zu bedeuten hatte.
    Nach kurzem Zögern fuhr sie fort: „Mein italienischer Mailpartner vertritt unter anderem die Ansicht, dass vieles auf diesem Bild Ähnlichkeiten mit einem Bild aufweise, das sich in seinem Besitz befinde.“ Christina sah Simon mit zusammengekniffenen Augen an. „Der Künstler hat den Ausführungen des Italieners zufolge vor der Entstehung dieses Spika-Bildes am Hofe eines reichen Orientalen gearbeitet, was er anhand – sagen wir mal verschiedener Details zu erkennen glaubt.“
    Als Simon wieder nicht antwortete, erläuterte sie ihm weiter: „Nach Angaben meines Mailpartners wurde sein Bild auf den Resten einer Holzplanke gemalt, die wohl zeitlich passend zu einem gestrandeten Schiff der Kreuzritter gehört haben könnte.“
    „Ah, die Kreuzritter! Na, wenn das keine eindeutigen Hinweise sind!“ Simon lachte gequält. „Wir lassen hier aber auch nicht die winzigste Möglichkeit eines Klischees aus, oder? Woher will er das alles denn wissen, Ihr schlauer Italiener?“ Er klopfte mit dem Knöchel seines Zeigefingers auf den Bildschirm. „Auf seinem Bild steht nicht zufällig auch Spika als Signatur? Damit wäre klar: Dieser italienische Kunstkenner ist ein Fälscher. Er schreibt doch weiter vorne -“ Simon wedelte mit der Hand über dem Ausdruck –„ dass ihm dieser Name nie als Signatur begegnet sei. Wenn sein Bild also auch …“
    Christina biss sich auf die Unterlippe, und Simon nötigte sich ein gemurmeltes Entschuldigung ab. Er war nach wie vor verärgert darüber, dass sie ihn solch idiotischer Dinge wegen aus dem Bett geklingelt hatte.
    „Nein, keine Signatur. Und was den Rest betrifft: Vielleicht hat er sein Bild einer genaueren Untersuchung unterziehen lassen.“
    „Die edle Dame im roten Samt wurde ebenfalls auf Holz gemalt, das kann ich auch ohne nähere Untersuchung erkennen.“ Er zeigte mit dem Daumen über die Schulter in Richtung des Schlafzimmers, wo er das Bild wusste.
    „So ist es.“
    „Gut, vielen Dank für dieses aufschlussreiche Gespräch. Kann ich jetzt gehen und weiter schlafen?“ Simon warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Halb sieben. Oh shit, forget about. Ich muss ja gleich aufstehen.“
    „Sie wissen noch immer nicht alles.“ Christina zog eine Schnute.
    Er sank an die Lehne seines Stuhls zurück.
    „Noch eine umwerfende Neuigkeit?“
    „Ja.“
    Sie legte ein weiteres Bild auf den Bildschirm vor das Gemälde mit der Dame: die Vergrößerung eines Ausschnitts aus dem Hochzeitsfoto der Martins vor dem Sideboard.
    Simon erstarrte, als sie die beiden Bilder in schneller Folge wechselte.
    „Verblüffend, nicht?“
    Das Bild zeigte auf dem zurechtgeschnittenen Foto Roger Martin im Dreiviertelporträt wie die geheimnisvolle Dame in Rot auf dem Gemälde. Fast dieselbe Perspektive sogar. Das Erstaunliche daran war: Die beiden ähnelten sich wie

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