Die Rose von Angelâme (German Edition)
ein Leihwagen.“ Aber die OASE war dafür bekannt, schwarze Ford zu benützen, schoss ihm durch den Kopf. Simon versuchte, seine Gedanken zu entwirren: „Sie sagten, dass normalerweise Sarah das Auto lenkte, in dem Roger starb. Er fuhr den Wagen an jenem Tag rein zufällig.“
„Das ist richtig.“
„Was bedeuten könnte, jemand wollte Sarah aus dem Weg räumen und verursachte den tödlichen Unfall, bei dem jedoch nicht sie, sondern – gehen wir mal davon aus – ihr Mann versehentlich ums Leben kam.“
„Roger hat erst wenige Minuten vor seinem Weggehen beschlossen, das Auto zu nehmen und nicht den Bus.“ Christinas Stimme klang aufgeregt. Sie hielt einen Moment lang inne. „Das konnte der Mörder nicht wissen, der irgendwo gewartet hat“, fuhr sie fort, und Simon stimmte ihr mit langsamem Kopfnicken zu. „Weil es das erste Mal fehlschlug, erschoss Rogers Mörder Sarah später beim Kindergartenfest aus einem Auto heraus. Es ging um Sarah!“
„Dazu müsste er aber gewusst haben, dass sie dort war, und dass sich ein Teil des Festes trotz der kalten Jahreszeit im Freien abspielte.“
„Das mit dem Basar war nicht schwer herauszufinden“, erklärte Christina. „Sarah war die Vorsitzende des Frauenbeirats, der das kleine Fest mitgestaltet hat.“ Sie zuckte die Achseln. „Er hätte sie allerdings auch auf dem Weg von diesem Fest nach Hause erschießen können.“ Sie hielt abrupt inne. „Das heißt, er wartete irgendwo in der Nähe des Kindergartens auf seine Chance.“
Christina stand auf.
„Also da wird mir zu viel gewartet“, gestand Simon.
Sie ging nicht auf ihn ein und verschwand im angrenzenden Wohnzimmer. Gleich darauf kam sie zurück und blätterte in einem Album. Dann legte sie es aufgeschlagen so vor ihn auf die Tischplatte, dass er sehen konnte, was sie gefunden hatte. Aufgeregt tippte sie mit dem Zeigefinger auf eines der Fotos.
„Hier. Der Wagen.“
Simon beugte sich vor, um besser sehen zu können, was sie meinte.
Auf dem Foto war im Vordergrund eine Gruppe Frauen zu sehen, die zusammen mit einer Schar Kinder vor einem Eingang standen, im Hintergrund ein Stück Straße, an deren Rand geparkte Autos zu erkennen waren. Das Bild war aus einem Flur heraus aufgenommen worden.
„Sieht man nicht sehr viel“, meinte er enttäuscht.
„Es ist ein schwarzes Auto!“, versuchte sie ungeduldig, ihn zu überzeugen.
„Sicher, aber sehr undeutlich zu erkennen, so im Gegenlicht.“
Sie blätterte weiter und stieß einen kleinen Schrei aus.
„Das ist mir noch gar nicht aufgefallen“, sagte sie und zeigte ihm, was sie entdeckt hatte: Ein Foto fehlte. Zurück geblieben war die ausgefranste Spur, wo es ursprünglich festgeklebt worden war.
Christina ging zurück in ihr Büro und fuhr den Computer hoch. Simon war ihr gefolgt und beobachtete sie von der Tür aus.
„Die Fotos habe ich mit meiner digitalen Camera gemacht“, erklärte sie, während sie sich durch ein paar Daten klickte. „Sie sind hier drauf.“
Sie scrollte eine Reihe von Ordnern herunter, bis sie gefunden hatte, wonach sie suchte. Mit einem Doppelklick öffnete sie zunächst den Ordner und schließlich ein Foto.
Beide beugten sich zu dem Bildschirm herunter. Das Foto war so aufgenommen, dass man im Vordergrund eine spielende Kindergruppe sehen konnte, dahinter ein Stück Zaun, und auf der gegenüberliegenden Seite ein schwarzes Auto.
Christina vergrößerte den Ausschnitt mit dem Auto.
„Das ist es. Ein schwarzer Ford. Sie sind unglaublich gut, Donnerwetter!“, lobte Simon sie.
„Leider ist das Bild so saublöd abgeschnitten, dass man weder Fahrer noch Nummernschild erkennen kann“, sagte sie.
„Wäre auch zu einfach gewesen.“
Christina hatte ihn am Bildschirm stehen lassen, holte ihr schnurloses Telefon aus dem Wohnzimmer und tippte eine lange Nummer ein.
„Wen rufen Sie denn an?“, fragte Simon und konnte ein erneutes Gähnen nicht unterdrücken.
„Den Italiener“, antwortete Christina, lauschte in den Hörer und gab Simon mit der freien Hand ein Zeichen, still zu sein, als er etwas sagen wollte.
„Hallo?“ Christina schien jemanden am Telefon zu haben.
Sie sprach ein paar Sätze in italienischer Sprache, aus denen Simon herauszuhören glaubte, dass sie mit einem Herrn namens Benetti verbunden werden wollte. Das anschließende Gespräch dauerte gut und gerne fünf Minuten, bevor Christina den Hörer in die Ladestation zurücklegte und sich auf ihren einbeinigen Stuhl fallen ließ.
Inzwischen
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