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Die Rose von Angelâme (German Edition)

Die Rose von Angelâme (German Edition)

Titel: Die Rose von Angelâme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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ihnen vorging. Er hatte sich vermutlich innerhalb weniger Augenblicke zum wiederholten Male lächerlich gemacht.
    „Wir werden den Himmel darum bitten, uns auf unserem Weg zu beschützen“, ordnete der hoch aufgewachsene Mann an seiner Seite an, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. Währenddessen legte ihm der Knappe schweigend eine Kapuze über den Kopf und ging dann hinüber zu den anderen. Nicht einmal dieses Kind benimmt sich so ungeschickt wie ich, schoss es Pierre durch den Kopf. Er war froh, dass man im Licht der Fackeln nicht sehen konnte, dass sich sein Gesicht rot verfärbt hatte.
    Das halblange, dunkelblonde, von der Feuchtigkeit inzwischen stark gewellte Haar ihres Anführers verschwand fast völlig unter seiner Kopfbedeckung, seine zu schmalen Schlitzen geschlossenen Augen funkelten im Schein der Fackeln.
    Der Priester, der sich im Gefolge des Königs befand und während des Gesprächs zwischen jenem und dem Erzbischof nervös im Gastraum des Gehöfts umhergegangen war, hielt eine kurze Andacht. Pierre warf einen schnellen Blick zu seinem Herrn hinüber, der mit gesenktem Haupt den Worten des Geistlichen folgte. Ein Anblick, der Pierre immer wieder faszinierte. Er kannte niemanden, der von einem Augenblick zum anderen so gottesfürchtig und fromm aussehen konnte wie dieser Mann, und der seinen Glauben so ernst nahm wie er. Oder war alles nur Schein?
    „Aufsitzen lassen!“, befahl Philipp unmittelbar nach dem Amen des Priesters und Pierre schrak zusammen. Genau so schnell, wie er in seine tiefe Andacht versunken war, tauchte sein Herr auch wieder daraus auf. Niemand außer Pierre schien es zu befremden. Nicht einmal den Geistlichen, der sich zwischen den Söldnern einen Weg zu seinem Maultier bahnte.
    Der König stieg mithilfe des Jungen auf seinen hellgrauen, stämmigen Hengst und winkte zum Aufbruch.
    Zwei der Männer gingen voran. Sie hielten die Zügel ihrer Pferde in der einen, eine Fackel in der anderen Hand, um den Weg zu beleuchten. Die übrigen Reiter saßen auf ihren Tieren und warteten, bis ihr Herr an ihnen vorbei geritten war, um ihm dann zu folgen.
    Pierre schwang sich auf sein Pferd, eine dunkelbraune, kräftige Stute. Das unruhig flackernde Licht der Fackeln beleuchtete den matschigen Weg nur unzureichend. Seine Stute stolperte mehrmals und er betete, dass sie sich nicht verletzte. Nicht nur, dass er damit sein Pferd verloren hätte. Wieder einmal hätten die übrigen Männer ihren Spaß an ihm, der mit einer Stute ritt, die sich die Knöchel brach wie ein Weib.
    Männer ritten Hengste, Pfaffen hatten ein Maultier, Pierre und Weiber ritten Stuten.

    Das sich immer heftiger entladende Unwetter machte es ihnen nach kurzer Zeit unmöglich, weiterzukommen. Die Männer stiegen ab und ließen ihre Pferde hinter sich gehen. Es war zu gefährlich, die Tiere weiterhin ihren Weg finden zu lassen, und die rußenden Fackeln drohten über kurz oder lang zu erlöschen.
    Das kleine Anwesen, in dem sie nach mehreren Stunden Fußmarsches schließlich Unterschlupf fanden, lag verlassen und halb verfallen neben dem inzwischen kaum noch begehbaren, schlammig gewordenen Weg. Sie hatten es zufällig entdeckt, als einer der Männer ein paar Schritte abseits des Weges sein Wasser abschlagen wollte.
    Gestrüpp versperrte ihnen den Weg, das sie mit ein paar gezielten Schwerthieben teilten, um bis zum schief in den Angeln hängenden, halb verfaulten Tor zu gelangen.
    Nachdem die Männer sich, so gut es ging, umgeschaut und den Ort als sicher befunden hatten, suchten sie ihren Platz unter dem teilweise erhaltenen Dach eines kleinen Anbaus, der zu früheren Zeiten einmal ein Stall gewesen sein mochte.
    Murrend schälten sich die Männer aus ihren härenen Umhängen, die vom Regen nass und schwer geworden waren, um sie über die angekohlten Balken und Stützen zu hängen, die überall aus den Trümmern ragten. Offenbar war das Anwesen vor Zeiten einem Feuer zum Opfer gefallen.
    Pierre registrierte schmunzelnd, wie schnell sich die tapferen Recken ein trockenes Plätzchen gesucht und schlafen gelegt hatten, nachdem sie etwas von ihren Vorräten gegessen und getrunken hatten. Selbst der König lag, kurz, nachdem er die Wachen eingeteilt hatte, schnarchend unter einer Decke auf dem nackten Boden.
    Anderntags bahnten sie sich ihren Weg durch inzwischen völlig unwegsam gewordenes, teilweise überschwemmtes Gelände, nachdem sie ihr mitgeführtes Mahl eingenommen hatten. Es bestand aus Brot, Käse, getrocknetem

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