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Die Rose von Angelâme (German Edition)

Die Rose von Angelâme (German Edition)

Titel: Die Rose von Angelâme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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Fleisch und Regenwasser, das sie in einem Kübel aufgefangen hatten. Die Kerle sollten nüchtern bleiben und auf Gesindel achten, welches nur zu gerne irgendwo lauerte und dem Tross gefährlich werden konnte, hatte der König seinem Adlatus gesagt. Wein hätte nach seiner Ansicht nur den Kopf der Söldner vernebelt und ein sicheres Weiterkommen gefährdet.
    Außer ein paar zerlumpten Gestalten, die ihnen, unter zerrissenen Decken vor dem Regen Schutz suchend, ab und zu auf den kaum als solche erkennbaren Wegen daherkamen, begegnete ihnen niemand. Pierre warf hin und wieder teils neugierige, teils mitleidige Blicke auf diese Menschen, die einem Ziel zustrebten, das sich kaum ausmachen ließ. Da die meisten von ihnen keine Waren mit sich führten, vermutete er, dass sie auf dem Weg in eine Stadt waren, in der sie Arbeit zu finden hofften, die ihnen ihre bisherige Heimat nicht bieten konnte.
    Die Zeiten waren schlecht für die kleinen Leute, die mühsam ihren Lebensunterhalt verdienten, und die oft an Hunger und elenden Krankheiten starben, wenn sie keine Arbeit fanden oder sich nicht durch kleinere Diebstähle ab und zu etwas zu essen besorgen konnten.
    Er wusste um ihre Not, hatte sie bis vor wenigen Wochen noch am eigenen Leib erfahren.
    Einmal kam ihnen ein schwankendes Fuhrwerk entgegen, das von zwei Maultieren gezogen, und von einer Gauklergruppe begleitet wurde. Die bunten Tücher, die rund um den Karren und über die zerschlissene Plane gebunden waren, die Hab und Gut der Truppe schützen sollte, hingen schlaff herunter und troffen vor Nässe. Aus dem Wageninnneren lugten ein paar neugierige Kinderaugen, und schmutzige Hände schoben sich bettelnd heraus, die außer Pierre niemand zu beachten schien. Wären die abschätzenden Blicke der Gefolgsmänner seines Herrn nicht gewesen, Pierre hätte annehmen können, sie registrierten nicht einmal die beiden mitziehenden Hübschlerinnen. Eine von ihnen warf den Männern einen auffordernden Blick zu, der jedoch kaum ernst gemeint sein konnte. Bei dem Wetter wollten selbst diese Weiber nicht mit einem Freier ins Gebüsch, und wenn noch so gutes Geld dafür lockte.
    Als sie nach mehreren Stunden mühsamen Ritts entlang eines stetig anschwellenden Flüsschens die Mauern eines Ortes erreichten, der sich an den Fuß eines sanft aufragenden Hügels schmiegte, waren die Männer von oben bis unten verdreckt und nass bis auf die Haut. Es war ein Wunder, dass sich auf dem morastigen Boden keines der Rösser ernsthaft verletzt hatte.
    Pierre staunte nicht schlecht, als er hinter den anderen das von drei Söldnern bewachte Tor eines Weilers passiert hatte. Nur ganz wenige der Häuser bestanden aus Holz, die anderen waren aus Stein errichtet, und bestenfalls mit Holzschindeln gedeckt. Er konnte nicht ausmachen, womit die Häuser verputzt waren, sah aber, dass manche von ihnen einen kurzen Aufbau auf dem Dach hatten, die man Kamin nannte, und aus denen Rauch quoll. So etwas hatte er bislang nur ganz selten gesehen. Pierre schätzte diese Erfindung sehr, weil der Rauch gezielt nach oben abgeführt wurde, und nicht die Räume verpestete, die Wände schwärzte und bei schlechtem Wetter die Gassen mit Rauch füllte.
    Es schien sich um einen äußerst reichen und fortschrittlichen Ort zu handeln, und Pierre hatte versäumt zuzuhören, als die Söldner am Tor dessen Namen nannten.
    Direkt hinter der Mauer, die den Ort befriedete, fanden sie eine Schenke, die einen mehr als guten Eindruck machte. Dort würden sie ein gutes, einfaches Bauernmahl bekommen, ein Feuer finden, um die nassen Kleider zu trocknen, Proviant und Futter für die Tiere aufnehmen und ein wenig ausruhen können. Sie würden laut Befehl nicht über Nacht bleiben, obwohl jedem der Männer der Wunsch nach einem sauberen Bett förmlich ins Gesicht geschrieben stand.
    Das gastliche Anwesen bestand aus einem geduckten Hauptgebäude, in dem die Schenke untergebracht war, einem unscheinbaren Nebengebäude, was offensichtlich als Quartier für Reisende genutzt wurde, einer Stallung und einem gepflasterten Hof, auf dem allerlei Federvieh herumlief und nach Futter suchte. Alles wurde von einer imposanten Mauer umgeben, deren schweres Tor weit offen stand.
     
    Pierre, der als Letzter durch die niedrige Tür in den düsteren Schankraum getreten war, schaute in die Gesichter der Wirtsleute und wusste, dass jemand aus dem Trupp ihrer Gastfreundschaft eindrucksvoll nachgeholfen hatte. Bewusst wich er den Blicken der Mägde aus, die die

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