Die Rose von Angelâme (German Edition)
Fremden bewirteten, nur hin und wieder auf ihre derben Scherze eingingen und lediglich verhalten dazu lachten.
Vier große Tische waren eilends gesäubert worden, und die Männer um Pierres Herrn saßen laut schwatzend und lachend vor ihrem Met, den man in schweren Steinkrügen vor sie hingestellt hatte.
Die Mädchen trugen nach der dritten Runde des starken Gebräus dampfende Schüsseln voller Gemüse und gebratenen Fleisches herein, die sie auf den Tischen verteilten. Der Wirt, den die Mägde Cedric nannten, stellte Körbe mit frischem, duftendem Brot, einen Topf mit Schmalz und einen Teller geschmorter Äpfel dazu.
„Stoßt mir nicht eure Messer in den Tisch!“, warnte er sie mit erhobenem Zeigefinger. „Das bringt sieben Jahre Unglück!“
„Diese Männer haben gute Manieren“, ereiferte sich Pierre zu sagen. Cedric warf einen zweifelnden Blick in die Runde und Pierre wusste, der würde seine Gäste sehr genau im Auge behalten und notfalls einschreiten, wenn ihm etwas nicht passte.
Der junge Mann langte hungrig zu. Er nahm das letzte Stück Fleisch mit den Fingern aus einer Schüssel und biss hinein. Es war gerade richtig durchgebraten und mit Kräutern kräftig gewürzt. Dann aß er eine große Portion des schmackhaft zubereiteten Gemüses, das die anderen übrig gelassen hatten, tunkte zum Schluss einen Kanten Brot in die restliche Fleischsoße, rülpste und wischte mit dem Handrücken das Fett vom Kinn. Er hatte sich mit Wasser verdünnten Wein zum Essen bestellt, der ihm lieber war als das angebotene Bier, vor dessen Zusammensetzung ihn manchmal ekelte. Der außerdem angebotene Met war viel zu stark, er wollte einen klaren Kopf behalten.
Als er mit seinem Mahl fertig war und sich umschaute, entdeckte er zwei Männer, die er zuvor nicht bemerkt hatte. Sie sahen dem Treiben der Fremden aus einer Ecke der Schenke heraus interessiert zu und redeten ab und zu leise miteinander. Dabei tranken sie einen Weinkrug leer, warfen schließlich ein paar Münzen auf den Tisch, erhoben sich und gingen hinaus.
Ein knapper Wink der behandschuhten Linken des Königs bedeutete Pierre, ihnen zu folgen.
Er trat vor das Haus und sah sich um. Die beiden Männer standen unweit des Eingangs im Regen und unterhielten sich angeregt. Als Pierre zu ihnen trat, verstummten sie.
„Ich bin Pierre de Mézeray und gehöre zum Gefolge der Ritter, die in diesem Gasthause ihr Mahl eingenommen haben“, stellte er sich vor.
„Ritter? Das sind Söldner, junger Mann, keine Ritter!“
„Mag sein“, gab Pierre achselzuckend zu.
„Ihr werdet anständig bezahlen für das, was Ihr Euch nehmt“, bestimmte der Ältere der beiden, ohne seinen Namen preiszugeben, und musterte sein Gegenüber aufmerksam.
„Wir bezahlen, was gefordert wird“, gab Pierre zurück, um eine feste Stimme bemüht, und wies mit dem Kinn auf das Haus. „Das sind anständige Männer.“
„Anständig? Dass ich nicht lache! Bedrohen anständige Männer ihre Wirtsleute damit, ihnen das Haus über dem Kopf abzubrennen, wenn sie ihren Wünschen nicht umgehend nachkommen? Das hier ist eine Schenke, die jedem Reisenden Gastfreundschaft und Sicherheit in vielerlei Hinsicht bietet, wie Ihr es kaum besser antreffen werdet! Es bedarf keiner Drohungen, Herr, um den Wirtsleuten zu sagen, welche Pflichten sie Euch gegenüber haben!“
Pierre kannte das zur Genüge. Jedes Mal war es an ihm, die Wogen zu glätten und für Frieden zu sorgen, wenn jemand aus dem Tross sich ungebührlich aufgeführt hatte. Dank bekam er dafür nie. Bestenfalls war noch beißender Spott von den Männern zu hören, die keine Gelegenheit ausließen, seine Ungeschicklichkeiten gebührend herauszustreichen.
Er wusste auch jetzt sehr genau, dass sie seine Schritte mit hämischem Grinsen und heimlichem Spott verfolgten. Es betrübte ihn nicht so sehr wie am Anfang, als er in die Dienste des Königs aufgenommen worden war. Allerdings litt er darunter, dass ihn nicht einmal die einfachen Söldner um seinen Herrn anerkannten und dass er immer wieder Zielscheibe ihrer unverhohlenen Anzüglichkeiten und Spötteleien war.
„Keiner bedroht die Wirte.“ Pierres Stimme klang erstaunlich fest, denn die beiden Männer vor ihm schienen nichts an ihm lächerlich zu finden.
„Ach? Dann ist Euer Quartiermacher wohl ein Narr, der sich einen üblen Scherz mit dem Wirt erlaubt hat?“, fragte der Jüngere und starrte ihn finster an. „Bezahlt nach Eurem Mahl, was gefordert wird und vor allem: Lasst die Weiber
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