Die Rose von Angelâme (German Edition)
in Frieden!“
„Wenn es Dirnen sind, die den Männern zu Diensten sein wollen, werden jene sich nehmen, was sie bezahlen können“, entgegnete Pierre ungerührt.
„Solche Frauenzimmer gibt es hier nicht“, antwortete der Ältere bestimmt.
„Wir werden sehen.“
„In diesem Weiler herrscht Ordnung, habt Ihr mich verstanden?“, brauste der Jüngere auf. „Wer sich nicht daran hält, hat mit empfindlichen Strafen zu rechnen. Das betrifft auch Fremde, mein Herr!“
„Hört zu, Messieurs“, versuchte Pierre die beiden zu beschwichtigen und schielte zur Tür hinüber, in der er eine Bewegung wahrgenommen hatte. Er griff in seinen Ärmel und zog einen verschnürten Lederbeutel hervor, den er jetzt aufnestelte. „Ich bin der, der für das Mahl bezahlen wird. Wir werden den Wirtsleuten nichts schuldig bleiben.“
„Hehe!“ Die Stimme gehörte Pierres Herrn, der aus dem Haus getreten war und breitbeinig Aufstellung genommen hatte. „Wem gehören dieser Weiler und diese Schenke hier?“, wollte er wissen.
„Dem Hause Angelâme.“ Die Stimme des Älteren klang beinahe trotzig. „Die Wirtsstube ist mit allen Konzessionen ausgestattet, die verlangt sind.“
„Dem Hause Angelâme?“, fragte der, dem die Antwort galt, ohne auf die weiteren Äußerungen einzugehen. „Angelâme!“ Er wiederholte es halblaut und es klang, als erinnere er sich an etwas, was bislang tief in seinem Gedächtnis verborgen gewesen war und jetzt aus der Vergessenheit auftauchte. Etwas, das mit diesem Namen in Zusammenhang stand und äußerst gemischte Gefühle in ihm wach zu rütteln schien.
„Angelâme.“ Er sah sich um.
Die übrigen seiner Männer waren ebenfalls aus dem Haus getreten. Sie standen neugierig und hämisch grinsend da und ließen ihre Blicke zwischen Pierre und den beiden Männern im Hof hin und her wandern.
„Ich bin Jacques, Comte von Angelâme“, stellte sich der Ältere vor.
„Comte von Angelâme?“, unterbrach ihn Pierres Herr und pfiff leise durch die Zähne. „Wie kommt es, dass Ihr hier in dieser armseligen Schenke seid, billige Mahlzeiten esst, und nicht auf Eurer Burg speist, wie es sich für einen so edlen Mann wie Euch gebührt?“, fügte er hinzu und zog dabei spöttisch die Mundwinkel herunter.
Der Comte fixierte sein Gegenüber mit zusammengekniffenen Augen.
„Wir sind hier, weil uns wie Euch das Essen, der Wein und der Met in dieser Schenke vorzüglich munden.“
„Ihr habt doch eine Burg, Comte von Angelâme, nicht wahr?“, fuhr der andere mit verächtlichem Blick auf die gute, aber einfach gehaltene Kleidung der beiden Männer fort, und schaute sich um.
Durch das offene Tor konnte er einen Blick in die Gasse vor dem Gasthof werfen, die von zweistöckigen, lehmverputzten Häusern gesäumt wurde. Sie führte in leichtem Bogen zu einer kleinen Kirche hinauf, deren massiver Turm rechter Hand über die Dächer ragte. Einige Bauern und Händler zogen mit ihren Karren vom nahen Marktplatz her an ihnen vorbei, und strebten dem Tor in der Wehrmauer zu, verfolgt von einer grölenden Horde Kinder.
„Der Rock, den Ihr tragt, Jacques von Angelâme, ist nicht gerade der eines Edelmannes, und schon gar nicht der eines Comte!“, ließ sich der Herr verlauten, nachdem er sich dem Comte wieder zugewandt hatte.
„Ein guter Lehnsherr ist hin und wieder bei seinen Leuten“, antwortete jener ungerührt und trotzte dem jetzt wieder fest auf ihn gerichteten Blick. „Die Kleidung spielt keine Rolle und sagt nichts über den Mann aus, der darin steckt, Herr! Der ärgste Lump kann im teuersten Wams stecken.“ Er hielt kurz inne. „Wenn Ihr die Gastfreundschaft dieses Weilers und seines Gasthofes nicht achtet, liegt es an mir, mit Euch zu tun, was mir nach den Gesetzen zusteht. Solltet Ihr nicht bezahlen, was Ihr verzehrt habt und Euch ungebührlich benehmen, werde ich Euch allesamt einsperren lassen bis feststeht, was Ihr hier zu suchen habt und wer Ihr seid. Denn Eure Papiere können so falsch sein wie Euer Anliegen es sein kann, das darin verzeichnet steht.“
„Eure Söldner haben unsere Passierscheine geprüft und für in Ordnung befunden, und mehr müsst Ihr nicht wissen“, gab Pierres Herr ungerührt zurück.
Der Comte hob entschlossen das Kinn. „Das mag sein. Aber als Ihr unser Tor durchritten hattet, habt Ihr Euch unseren Gesetzen unterstellt, an die Ihr Euch halten werdet.“
„Eure Gesetze interessieren uns nicht im Mindesten. Für uns gelten die Gesetze unseres Königs und
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