Die Rose von Angelâme (German Edition)
Berater – die Ihr für einen Haufen Dilettanten oder unfähiger Ignoranten zu halten scheint. Zu denen wollt Ihr ja wohl kaum gehören, nicht wahr?“
„Eurer Berater? Ich erinnere mich daran, über die Berater unseres Königs gesprochen zu haben! Zu denen will ich wahrhaftig nicht gehören!“
„Was, wenn ich der König wäre?“
„Dann würde ich nicht anders zu Euch gesprochen haben.“ Der Comte musterte sein Gegenüber mit zusammengekniffenen Augen.
„Was macht Euch so sicher, dass der König unrechtmäßig auf seinem Thron sitzt?“, fragte der Angesprochene, sich an die beleidigende Äußerung des Comte erinnernd.
„Der König weiß es. Mit ihm würde es sich wahrhaftig lohnen darüber zu reden.“ Er wartete einen Augenblick lang, bevor er ein letztes Wort an den Herrn richtete: „Sire!“
Damit verneigte sich der Comte mit eleganter Bewegung. Sein jüngerer Begleiter tat es ihm gleich. Dann wandten sie sich um und ließen den Herrn samt seinen Mannen einfach stehen. Jemand brachte zwei Pferde aus den Stallungen neben dem Hauptgebäude. Jacques von Angelâme und sein Begleiter ließen sich in die Sättel helfen und verließen das Anwesen durch das breite Tor. Kurze Zeit später verschwanden sie zwischen den Häusern.
Pierre hatte die Luft angehalten und darauf gewartet, dass sein Herr seine Begleiter aufforderte, die beiden zu stellen, bevor sie das Tor durchritten hatten. Aber nichts dergleichen geschah.
Der junge Mann drückte dem Wirt kurz darauf ein paar Münzen mehr als gefordert in die Hand und lief dann zu seinem Pferd.
Der Hengst seines Herrn stand mit geblähten Nüstern da und starrte mit weit aufgerissenen Augen und wie zu einem Grinsen entblößten Zähnen zu Pierres Stute herüber. Sein Reiter schlug ihm ein paar Mal fluchend mit den Zügeln auf die Kruppe und trieb ihn wütend aus dem Hof.
„Halte diese Hure von meinem Hengst fern!“, schnauzte er Pierre im Vorbeitraben an. „Es ist eine gute Sitte, kein weibliches Viehzeug mitzunehmen, wenn Männer unterwegs sind. Nur Idioten halten sich nicht an diese Regel!“
Pierre streichelte die erregt zitternden Nüstern seines Pferdes.
„Ah! Mein hoher Herr belieben seine Wut an meiner Stute auszulassen!“, murmelte er grinsend, und kraulte die Stute hinter den Ohren. „Ich mache mich schon seit Wochen zum Gespött der anderen, weil ich eine Stute reite. Aber ich weiß, was es heißt, ein gutes Pferd unterm Hintern zu haben, meine Beste!“ Er lachte leise und klopfte den sanft gebogenen Hals seines Tieres. „Wenn’s drauf ankommt, bist du den dickarschigen Sitzplätzen der wohlfeinen Edelleute weit überlegen! Wenn wir Eindruck mit unseren Gäulen schinden wollen, bist du die Edelste unter allen.“ Prüfend glitten seine Hände über die Fesseln der Stute. „Es sind harte Männer, solange sie unter sich bleiben und ihre derben Witze reißen können. Ist jedoch ein Weib in ihrer Nähe, kennst du sie nicht wieder. Genau wie beim Vieh. Ihre Hengste werden durch dich unruhig, das macht das Reiten auf ihnen nicht gerade zum Spaß.“ Er lachte erneut und zog den Sattelgurt fester. „Eine Stute ist in ihren Augen genau so wenig wert wie ein Weib. Aber ich sage dir: Heute Nacht gehört der graue Bastard, da vorne dir, so wahr ich Pierre de Mézeray bin! Einem lüsternen Hengst ist es doch egal, was für eine Stute er besteigt, solange sie ihm den Arsch hinhält, meine Süße. Du sollst haben, was du willst. Da verlasse ich mich ganz auf deinen Instinkt. Wir werden ja sehen.“
Er stieg auf und folgte dem Trupp in einiger Entfernung.
Cedric, der Wirt, indes betrachtete das Geld in seiner Hand und strahlte. Er hatte ein gutes Geschäft gemacht. Außerdem war er froh, dass es zu keiner handgreiflichen Auseinandersetzung gekommen war.
Dann jedoch erkannte er überrascht das Profil jenes Mannes auf den Münzen in seiner Hand, der gerade zornig auf seinem grauen Hengst den Hof verlassen hatte.
Die Münzen trugen das Konterfei Philipp IV., des Königs der Franken aus dem Hause Capet.
Sie erreichten Paris zwei Wochen später, und Pierre war froh, dass es unterwegs keine nennenswerten Zwischenfälle gegeben hatte. Auch lobte er sich und war stolz dafür, keinen Anlass für den üblichen Spott der Männer um den König mehr gegeben zu haben.
Die kleine Affäre seiner Stute mit dem Hengst seines Herrn würde erst zutage kommen, wenn das Ergebnis dieser Begegnung geboren wurde. Dann würde sich der König nicht mehr darum
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