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Die Rose von Angelâme (German Edition)

Die Rose von Angelâme (German Edition)

Titel: Die Rose von Angelâme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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kümmern. Kein Mann seines Standes dachte jemals darüber nach, was sich aus seiner Begegnung mit einem Frauenzimmer ergab, geschweige denn, dass ihn die Nachkommenschaft seines besten Pferdes interessierte.
    Philipp hatte unterwegs ebenfalls mehrfach gehabt, was er seinem Körper schuldig zu sein glaubte. Pierre schätzte, dass er auf jeder Reise wenigstens einen Bastard zurückließ, wo immer er sich grunzend zu einem der Frauenzimmer gelegt hatte, die sein Lager teilten.
    Einen bedeutenden Unterschied jedoch gab es zwischen diesen Weibern und seiner Stute: Das Balg, das eine Hure oder gar eine Edelfrau gebar, die der König bestiegen hatte, würde möglicherweise in einem Eimer ertränkt werden, so nutzlos und unerwünscht war es. Das Fohlen seiner Stute würde Pierre gutes Geld einbringen und war somit alles andere als unerwünscht.
    So war das Leben.
     
    Als Philipp ihn nach ihrer Rückkehr in die Hauptstadt für ein paar Tage beurlaubte, ging Pierre sofort zu seinem Quartier in der Nähe der königlichen Residenz, die sich auf der Île de la Cité befand. Er brauchte ein wenig Zeit um alles zu verarbeiten, was in den vergangenen Tagen und Wochen geschehen war.
    Pierre wusste, dass das Gespräch und die Vereinbarung zwischen den beiden Männern im Süden des Landes die Welt verändern würde, wenn alles nach dem Willen des Königs lief. Er hoffte, er würde mit seinem Wissen jener Sache nützen können, die insgeheim sein Leben bestimmte.
    Der Junge brannte darauf, denen Bericht über das Gehörte zu erstatten, die ihm eine weitaus wichtigere Aufgabe gestellt hatten, als sein Herr ihm jemals stellen würde. Deshalb musste er schnellstens Kontakt zu ihnen aufnehmen.

    Der König stand am Fenster seines Schlafzimmers und starrte hinaus in die Nacht. Guillaume Imbert de Paris, sein Beichtvater, kniete hinter ihm auf einem weich gepolsterten, mit kostbaren Stickereien verzierten Schemel und hielt mühsam die Augen offen.
    „Ihr wart also erfolgreich in Eurer Mission“, wagte Guillaume schließlich, das versandete Gespräch wieder in Bewegung zu bringen oder endlich abzuschließen. Sein Herr hatte ihm von seiner Reise erzählt, war dann aber ins Stocken geraten und schwieg jetzt seit einer schmerzlich langen Zeit. Guillaume taten die Beine weh. Er war müde und wollte schlafen.
    „Das war ich, ja.“
    „Gibt es etwas, das Ihr mir noch erzählen wollt?“, fragte der Geistliche gähnend und erhob sich ächzend. Er konnte in dieser Position keinen Augenblick länger verharren. Sein massiger Körper war zu schwer geworden für solche Übungen. Als er sich schließlich aufgerichtet hatte, blieb er mit gefalteten Händen stehen. Sein Atem ging pfeifend vor Anstrengung.
    „Findet heraus, was Ihr über Angelâme erfahren könnt“, befahl der König und wandte sich abrupt zu ihm um.
    Guillaume erstarrte. Das Pfeifen hörte schlagartig auf. Er hatte den Atem angehalten.
    „Angelâme, Sire?“
    „Angelâme.“
    Einen Augenblick lang bemühte sich Guillaume um klare Gedanken. In seinem Kopf summte es mit einem Mal wie in einem Bienenstock.
    „Gestattet mir die Frage: Wonach genau soll ich suchen lassen?“
    Guillaume war heiser geworden und räusperte sich mehrmals. Das Pfeifen war wieder zu hören. Nervös zupfte er an seinem Gewand und legte schließlich seine Rechte über das prachtvolle Kreuz, welches an einer dicken Goldkette über seinem Bauch lag.
    Philipp schaute ihn finster an. Guillaume bemühte sich um einen möglichst emotionslosen Gesichtsausdruck, was ihm jedoch nur mühsam gelang.
    „Suchen lassen? Ich habe Euch den Auftrag gegeben, niemand sonst. Was auch immer zu finden ist, findet es.“ Der König wandte sich wieder dem Fenster zu. „Es scheint ein reiches Lehen zu sein, dieses Angelâme. Es stört mich daran nur, dass es ein freies Lehen ist. Findet heraus, was zu tun ist, um es – sagen wir – der Obhut des Königreichs zu unterstellen und in den Schoß der Heiligen Kirche zurückzuführen.“
    Guillaume wusste, dass dem König ausschließlich daran gelegen war, an die vermuteten Reichtümer dieses Lehens zu kommen. Das mit der Kirche war ein kaum ernst zu nehmender Nachsatz und als Köder für ihn als dessen Vertreter gedacht.
    „Findet heraus, warum sie autonom und damit vorlaut geworden sind. Eine starke Hand wird ihnen gut tun.“
    Guillaume nickte zustimmend.
    „ Meine starke Hand“, fügte Philipp hinzu. „Sie können sich unmöglich ohne den Schutz des Königs noch länger

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