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Die Rose von Angelâme (German Edition)

Die Rose von Angelâme (German Edition)

Titel: Die Rose von Angelâme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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Schließlich gelang es ihm, die Wohnung de Nogarets über erneute Umwege durch weniger bevölkerte Gässchen zu erreichen. Es hatte zu regnen begonnen, und Pierre glitt mehrmals auf dem faulig stinkenden Unrat aus, der die Straße bedeckte. Als er bei de Nogaret anlangte, war er völlig durchnässt, und sowohl seine Beinkleider als auch seine Schuhe waren verdreckt und stanken bestialisch. Außerdem hatte sein modisches Wams stark gelitten, seine Haare hingen strähnig über den Kragen seines Hemdes, und Rücken und Arme schmerzten von den Puffen und Kniffen der Meute, die sich gegenseitig gestoßen und gedrängt hatten, und zwischen die er auf seinem Weg geraten war.
    De Nogaret ließ Pierre lange im Flur seines Hauses warten, und ihm schließlich die Nachricht abnehmen, die der König ihm überbringen hatte lassen. Nach einer erneut endlos scheinenden Zeit kam der halbamtliche Großsiegelbewahrer in einen seidig schimmernden, smaragdgrünen Hausmantel gehüllt die Treppe herunter und blieb vor Pierre stehen. Was da draußen vor sich ging, schien ihn nicht im Geringsten zu interessieren.
    „Sag dem König, de Nogaret wird tun, wie ihm befohlen.“
    „Verzeiht, aber der König erwartet eine schriftliche Antwort auf einen schriftlichen Befehl“, beharrte Pierre auf einer der Anweisungen, die er seit Beginn seiner Tätigkeit bei Hofe auszuführen hatte. De Nogaret wusste das, und Pierre beherrschte sich nur mühsam. Er ahnte, dass der eiskalte Blick, den de Nogaret ihm zuwarf, und das zynische Lächeln, das dabei über seine schmalen Lippen huschte, wieder einmal der Beginn eines dieser ekelhaften Kompetenzkämpfe sein würde, den der Vertraute des Königs mit Pierre immer wieder führte.
    De Nogaret wiederum wusste sehr gut, dass Pierre sofort zum König zurücklaufen musste, was unter den gegebenen Umständen schon schwierig genug für den jungen Mann sein musste. Das diabolische Vergnügen darüber war ihm deutlich anzusehen, diese Verzögerung noch ein klein wenig zu vergrößern, was dem königlichen Adlatus zweifellos Ärger einbringen würde.
    „Du hast mir keine Vorschriften zu machen“, fuhr er ihn an. „Überbringe dem König meine Nachricht – du weißt, er wartet nicht gerne.“
    Pierre verneigte sich devot und wandte sich zum Gehen. Als er schon fast die Tür erreicht hatte, die eine schwer bewaffnete Wache für ihn öffnen wollte, rief de Nogaret ihn zurück.
    „Hast du nicht etwas vergessen?“
    „Herr?“
    Pierre wandte sich um und sah de Nogaret mit einem so unbefangenen Gesichtsausdruck an, dass diesem die Zornesröte ins Gesicht stieg. Diesmal hatte Pierre den stummen Kampf für sich entschieden, wobei er gleichzeitig ahnte, dass der Kanzler ihm das niemals verzeihen würde.
    De Nogaret warf ihm mit verächtlicher Geste ein gerolltes und versiegeltes Pergament zu, das zwischen ihnen beiden auf dem Boden landete. Pierre bückte sich blitzschnell danach und hob es auf, bevor de Nogaret, der so tat, als wolle er das selber tun, wie versehentlich darauf treten konnte. Pierre kannte diese Versehen . Er hatte gelernt ihnen zuvorzukommen, indem er schneller reagierte, als de Nogaret handeln konnte.
    Bevor dem ewig Halbamtlichen noch etwas einfiel, hatte Pierre das Haus verlassen und machte sich auf den Weg zurück zum Temple.

    Der König richtete sich mit seinen Begleitern im Hause seiner Gastgeber auf einen längeren Aufenthalt ein und sah sich in aller Ruhe um. Weniger aus ehrfurchtsvoller Bereitwilligkeit denn aus guter Miene zum seltsamen Spiel zeigten ihm der Komtur und SaintMartin zusammen mit einigen anderen Rittern und Priestern die Gebäude, die Kirche und die Gewölbe des Temple, in denen sie einen Teil der wahrlich sagenhaften Schätze ihres Ordens gelagert hatten. Der Orden hatte nicht nur ein wohldurchdachtes, ausgezeichnet funktionierendes Finanzwesen aufgezogen, sie bewahrten in ihren verschiedenen Komtureien unter anderem auch die beweglichen Güter und Kunstschätze derer auf, die diese entweder als Pfand für Kredite, zur Aufbewahrung während ihrer Reisen oder als Gegenwert für mögliche Vergünstigungen in die Obhut der Templer gegeben hatten. Manch einer war von so einem Unternehmen nie wieder zurückgekehrt, und die Schätze blieben vereinbarungsgemäß beim Orden, wenn niemand berechtigten Anspruch darauf erhob.
    Pierre hätte etwas darum gegeben, wenn sein Vater vor der Teilnahme an seinem Kreuzzug in den Tod das Vermögen der Mézerays diesen Männern anvertraut hätte,

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