Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose von Angelâme (German Edition)

Die Rose von Angelâme (German Edition)

Titel: Die Rose von Angelâme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
Vom Netzwerk:
aufzuhetzen.“
    „Was für ein absurder Gedanke! Womit könnte er diese einfachen Leute gegen uns aufbringen und wozu?“
    „Das Volk ist erst in zweiter Linie eine Gefahr für uns, ehrwürdiger Herr“, versuchte SaintMartin zum wievielten Male auch immer, seine Gedankengänge zu erklären. „Die Bürger sind uns gegenüber in letzter Zeit recht misstrauisch gesonnen, seitdem immer mehr unglaubliche Gerüchte über den Orden in Umlauf kommen. Ich befürchte jedoch, unsere wirklich ernst zu nehmenden Feinde sind Philipp und sein Großsiegelbewahrer, die sich diesen Umstand zunutze machen könnten. Es wäre für sie ein Leichtes, den Pöbel für sich zu gewinnen und gegen uns aufzuhetzen. Wenn sie die Bürger erst einmal davon überzeugt haben, dass die Templer in ihren Komtureien die Möglichkeit horten, aus der vom Hof verursachten Misere herauszukommen, haben sie leichtes Spiel mit uns. Vergesst nicht, Bruder Komtur, dass in Zeiten jedweder Not gerne als Prügelknabe und Sündenbock herhalten muss, wer auch immer dafür feilgeboten wird. Wenn der König oder de Nogaret handeln werden, wie ich befürchte, sind wir Templer diese Sündenböcke, weil wir in mehrfacher Weise nützlich sind. Dann gnade uns Gott. Ich bitte Euch nochmals inständig, den Großmeister darüber zu informieren, was in Paris und bei Hofe geschieht.“
    „Behaltet Eure verqueren Gedanken für Euch“, verlangte der Komtur sichtlich genervt, und schritt auf das Portal des Haupthauses zu. Er fröstelte. „Ihr glaubt doch nicht etwa, Philipp streut Gerüchte darüber aus, was er in unseren Gewölben gesehen hat? Er ist nicht so dumm, den Pöbel davon wissen zu lassen, damit sie womöglich die Komtureien stürmen und plündern!“
    SaintMartin ballte wütend die Fäuste. Er hatte es satt, diesen schlichten Gemütern immer und immer wieder erklären zu müssen, dass die Welt da draußen weitaus böser war, als sie es sich vorstellen konnten.
    „Und wenn doch?“
    „Eure Fantasie ist wahrhaft einmalig, Bruder Olivier de SaintMartin!“
    „Das hoffe ich!“ Die Stimme SaintMartins klang ungewohnt zornig. Der Komtur musterte ihn einen Augenblick lang nachdenklich.
    „Was weiß denn dieser Junge, der dem König als Adlatus dient und bei Hofe lebt?“, wollte er dann wissen.
    „Seine Berichte bestätigen, was ich befürchte“, gab SaintMartin kurz angebunden zurück. Als der Komtur nichts darauf antwortete, sagte er mit leiser Ungeduld in der Stimme: „Da ist noch etwas, ehrwürdiger Herr.“
    „Sprecht!“
    „Ein Kurier hat mich mündlich darüber informiert, dass der Papst bereits im Mai oder Juni heimlich einen Brief an de Molay und de Villaret geschrieben und sie beide nach Frankreich zitiert hat.“ Nur mühsam unterdrückte er den brennenden Wunsch, seinen Komtur wachzurütteln, damit er endlich etwas unternahm.
    „Was sagt Ihr da?“
    „Der Mann kam am späten Nachmittag hier an, Herr, und ich wollte abwarten, bis der König und seine Männer uns verlassen hatten, bevor ich mit Euch darüber spreche.“ Er hatte sich wieder fest im Griff. Trotzdem schwelte eine glühende Ohnmacht in seinem Inneren, die jederzeit wie ein Vulkan ausbrechen konnte. Bewahre ihn Gott davor!
    „Das ist in Ordnung. Aber warum erhalten wir diese Nachricht erst heute?“
    „Weil der Kurier einen Brief an de Villaret zu überbringen hatte, bevor er sich auf den Weg zu uns machte. Er sagte, Papst Clemens hätte die beiden Großmeister aufgefordert, mit ihren besten Männern zu ihm zu kommen, weil er sich über einen möglichen neuen Kreuzzug beraten lassen wolle. Allerdings –„ SaintMartin zögerte.
    „Nun?“
    „Ich habe dem, was der Kurier mir erzählte entnommen, dass der Papst de Molay eindringlich vor einer Rückkehr nach Frankreich warnte.“
    „Ihr sprecht in Rätseln, Bruder! Lasst mich wissen, was Ihr genau meint!“
    „Nun, der Papst hat offensichtlich auf Betreiben des Königs die Absicht, unsere beiden Orden miteinander zu vereinen.“
    „Unsere beiden Orden? Den Orden der Templer mit dem Orden der Hospitaliter? Was für einen Sinn sollte das denn haben?“
    SaintMartin schwieg. Er hatte sich so oft über diese Angelegenheit ausgelassen, ohne je eine Reaktion seiner Gesprächspartner darauf erhalten zu haben. Jetzt zog er vor, sich nicht weiter dazu zu äußern. Er wusste sehr gut, dass die meisten Mitglieder des Ordens davor zurückschreckten sich auszumalen, was im Kopf von Leuten wie de Nogaret, dem undurchsichtigen Dominikanerpater

Weitere Kostenlose Bücher