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Die Rose von Angelâme (German Edition)

Die Rose von Angelâme (German Edition)

Titel: Die Rose von Angelâme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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gelegt hatte und zuschnappen würde, sobald seine Zeit gekommen war.
    Zeit.
     
    Auch Philipp hatte Zeit für seine Vorhaben. Viel Zeit, und die nützte er geschickt aus.
    Er glaubte felsenfest daran, dass er jeden Preis bezahlen könne, den die Vernichtung der inzwischen abgrundtief verhassten Ordensgemeinschaft der Templer auch fordern möge: Er würde geschickt die Möglichkeit schaffen, sich ihrer Schätze zu bemächtigen, ihre Tempel und Kirchen plündern zu lassen, ihre Ländereien an sich zu reißen, und danach jegliche Schuld gegenüber seinen diversen Gläubigern begleichen zu können.
    Wobei das größte Darlehen von denen stammte, die er vernichten wollte. Auch das würde damit getilgt sein. Der König hatte noch mehr Gründe, warum er diesen Orden lieber heute als morgen aufgelöst sehen wollte. Philipp wurde krank vor Wut, wenn er an die vielen nützlichen Verbindungen dachte, die der Orden pflegte, und die er an sich zu reißen gedachte.
    Er neidete ihnen das Vertrauen, welches sie in aller Welt genossen.
    Er gierte nach ihrem Wissen, ihrem Geld und ihren Gütern.
    Er zürnte ihnen vor allem, weil sie ihn als Mitglied und möglichen neuen Großmeister abgelehnt hatten.
    Er wollte ihr Verderben und hatte in de Nogaret und seinem königlichen Beichtvater zwei willige Helfer gefunden.
    Der König nützte ihre Gier nach Macht und Geld und billigte ihre Vorgehensweisen, mit denen sie an ihr Ziel zu gelangen gedachten.
    Ein Ziel, das auch das seine war, selbst wenn er niemals etwas darüber hatte verlauten lassen, und alle im Glauben ließ, es ginge ihm ausschließlich um die weltlichen Güter dieses Ordens.
    Toren, alle miteinander!
    Er wollte die Vernichtung dieses Ordens, koste es, was es wolle.
    Angelâme.
    Endlich hatte sich ihm die Lösung des uralten Rätsels erschlossen, welches bislang noch niemand zu ergründen vermochte.
    Angelâme.
    Ein Lehen, das seit Generationen weder Kirche noch König antasten konnten. Das Vergessen im Herzen des Frankenlandes existierte. Das von geheimen Bruderschaften geschützt und verwaltet wurde. Das niemanden wirklich interessiert hatte, weil es nichts gab, wodurch es auf sich aufmerksam gemacht hätte.
    Angelâme.
    Dort musste sich der Heilige Gral befinden, der im Laufe der Geschichte zur Sage gemacht worden war, die an den Feuern der Bauern und Handwerker genauso für Unterhaltung und Spannung sorgte, wie an den Höfen von Fürsten und Bischöfen.
    Philipp glaubte fest an diesen Gral.
    Er kannte geheime Schriftstücke, hatte die Stellen genau herausgelesen, die sich in den alten Erzählungen um den machtvollen Kelch niemals veränderten, wie sich doch die meisten erdachten Geschichten zu verändern pflegten, je nachdem, wie fantasievoll ihre Erzähler waren.
    Der König hatte seine eigenen Schlüsse gezogen.
    Seine beiden engsten Vertrauten hatten ihm schließlich unbewusst den Ort aufgezeigt, der auf seine Vermutungen am ehesten passte.
    Philipp würde rechtzeitig da sein, wenn der Schatz gehoben war, wenn de Nogaret und der fette Beichtvater die Drecksarbeit gemacht hatten und es nur noch darum ging, ihnen zu entreißen, was sie gefunden hatten.
    Er würde über alle triumphieren. Über seine Vasallen, sein Volk, seine Minister. Alle. Auch über die Kirche, die sich mit ihrem unfähigen Oberhaupt bereits jetzt schon artig seinen Wünschen und Befehlen beugte und ihm die Füße küsste.

    Auf Drängen SaintMartins hatte Pierre kurz nach des Königs Besuch im Temple seinen Dienst bei Philipp quittiert, als jener seine engsten Vertrauten und Mitarbeiter neu zusammenstellte. Der König ließ ihn nicht zuletzt auf Anraten de Nogarets ziehen, der sich in den vergangenen Wochen ständig mit dem jungen Mann in den Haaren gelegen hatte.
    Das heißt vielmehr, de Nogaret hatte die ungeheuerliche Erfahrung gemacht, dass der eigensinnige Adlatus des Königs ihn durchschaute und ihn seiner kleinen, perversen Freuden beraubte.
    Philipp mochte über vieles informiert gewesen sein, das an seinem Hofe und andernorts geschah. In seinem Eifer und seiner Arroganz hatte er jedoch völlig übersehen, was für eine Aufgabe sein Adlatus in Wahrheit innehatte.
    Pierre war gerade noch lange genug in den Diensten des Königs geblieben, um zu erfahren, dass dieser den entscheidenden Schlag gegen den Orden der Templer auszuführen gedachte. Er hatte umgehend SaintMartin darüber informiert, auch über den mutmaßlichen Zeitpunkt des Handstreichs im Herbst des kommenden Jahres. Das hatte Pierre

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