Die Rose von Asturien
richtig behandelt. Meine Mutter hätte mir eine Salbe auf die Wunde geschmiert, und mit der wäre sie längst verheilt.«
Konrad legte seinem Freund die Hand auf die Schulter. »Aberauch nur, wenn die Heiligen Kosmas und Damian ein Wunder getan hätten. Deine Wunde ist noch zu frisch, Philibert. Heile sie richtig aus, dann können wir wieder Seite an Seite reiten.«
»… wenn du unbeschadet aus Asturien zurückkommst. Pass auf dich auf!«
»Mach ich!« Obwohl ihm eher zum Weinen zumute war, versuchte Konrad zu lächeln. Er konnte sich immer noch nicht vorstellen, wie er dreißig erfahrene Krieger dazu bringen sollte, sich seinem Kommando zu unterstellen. Da er aber Philibert nicht weiter mit seinen Sorgen belasten wollte, wandte er sich dem Teil des Zeltes zu, in dem seine Ausrüstung lag, und hob sein Panzerhemd auf, um hineinzuschlüpfen. Da er jemanden brauchte, der ihm dabei half, rief er nach Just.
Der Junge schoss so schnell herein, als hätte er draußen gewartet. »Ich habe schon deinen Hengst gesattelt und meinen Gaul ebenfalls. Sobald Rado seine Mähre aufgezäumt hat, können wir aufbrechen.«
»Ich brauche dreißig Männer, und nicht nur zwei, von denen einer gerade mal ein halber ist«, wies Konrad ihn zurecht.
Auf Justs nicht ganz sauberem Gesicht erschien ein breites Grinsen. »Draußen losen sie bereits aus, wer mit dir reiten darf.«
»Was sagst du da?« Konrad starrte ihn verwirrt an.
Der Junge trat zum Zelteingang und hob die Plane. »Sieh selbst!«
Tatsächlich ballten sich etliche Krieger auf der Lagergasse, ließen sich in aller Eile von ihren Knechten die Panzer anlegen und die Schwerter gürten. Konrad sah in erwartungsfrohe Gesichter und konnte kaum begreifen, wie ihm geschah.
Just zurrte ihm das Panzerhemd fest, wand ihm den Schwertgurt zweimal um die Hüfte und zog die Schnalle fest.
»Die Klinge ist wieder scharf. Ich habe sie selbst geschliffen. Rado hat mir gezeigt, wie das geht!«
»Brav!«, lobte Konrad ihn, zog seine Handschuhe über und nahm seinen Schild entgegen. Dieser hatte beim Kampf mit den waskonischen Hirten Schaden genommen, war aber inzwischen wieder repariert worden. Statt des einfachen Symbols, das eine Birke darstellen sollte und das er selbst daraufgemalt hatte, war nun das Bild eines großen Keilers zu sehen, der angriffslustig dahinstürmte. Das Tier wirkte so echt, als sei es von einem begabten Künstler festgehalten worden.
»Wer hat das gemacht?«, fragte Konrad verblüfft.
Just grinste. »Ich! Rado hat mir von dem Keiler erzählt, den du erlegt hast, und da du damit dem König aufgefallen bist, habe ich mir gedacht, den müsste man auf deinen Schild setzen.«
»Zeig mal!«, forderte Philibert Konrad auf und stieß beim Anblick des Symbols einen anerkennenden Pfiff aus.
»Weißt du was, Kerlchen? Wenn du zurückkommst, wirst du auch meinen Schild bemalen. Wo hast du das überhaupt gelernt?«
»Eigentlich nirgends. Ich habe immer gerne gezeichnet und gemalt, aber meistens nur mit einem abgebrochenen Zweig im Sand oder einem angekohlten Stock an einer Hausmauer. An Farbe bin ich nur selten gekommen. Hier hat Rolands Waffenschmied mir welche gegeben.«
Konrad betrachtete den Schild und klopfte dem Jungen auf die Schulter. »Das hast du ausgezeichnet gemacht. Ich hoffe, ich kann dich bald dafür belohnen.«
»Da fällt uns sicher was ein«, sagte der Junge fröhlich und schlüpfte nach draußen.
Konrad folgte ihm und wurde sofort von einer begeisterten Schar eingekeilt. Die Männer begrüßten ihn jubelnd, und es fehlte nicht viel, dann hätten sie ihn auf die Schultern gehoben und durch das Lager zu den Pferden getragen. Nun erst begriff Konrad, dass ihm der Auftrag, Ermengilda zu holen, viel Ansehen unter den Reitern verschafft hatte. Aus fast allenAufgeboten, die Roland unter sich vereinigte, hatten sich Krieger für diesen Ritt gemeldet, nur von Ewards Schar war niemand dabei.
Konrad saß auf, blickte über den Trupp, der eher aus vierzig denn aus dreißig Panzerreitern bestand und dem noch einmal dieselbe Zahl an bewaffneten Knechten folgte, und fühlte sich wie auf den Schwingen eines Adlers.
Auch Hildiger, der zu ihm herüberstarrte und eine verächtliche Geste machte, konnte seine Laune nicht trüben.
9.
N
achdem Konrads Schar das Lager verlassen hatte, kehrte jene Ruhe zurück, die sich wie ein lähmender Bann über dem fränkischen Lager breitmachte. Trotz Rolands wiederholten Forderungen blieb ihm die Stadt verschlossen, und
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