Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
als der Händler ihm einen Preis nannte, für den er auf dem Markt von Saragossa als Betrüger und Halsabschneider beschimpft worden wäre, sondern zahlte anstandslos die verlangte Summe.
    Während der Händler das Tuch abmaß, wandte Eward sich an Hildiger. »Was meinst du, soll ich meinem Weib auch ein Stück Stoff kaufen, damit sie sich ein Kleid nähen kann? Karl würde es von mir erwarten.«
    »Dann soll er ihr Stoff schenken. Du wolltest das Weib nicht und darfst jetzt nicht schwach werden. Sonst bildet sie sich noch Wunder was ein und verlangt, dass du den Hengst für sie spielen sollst.«
    Hildigers Worte verrieten Ärger und heimliche Angst. Er kannte seinen Bettgespielen gut genug, um zu wissen, dass dieser sich in absehbarer Zeit Karls Befehl beugen würde. Daher blieb ihm nur die Hoffnung, dass Eward keine Freude an dem Weib fand. Ihm war klar, dass seine und Ewards enge Verbindung das Missfallen des Königs erregte. Zwar hatte seinFreund ihm versprochen, ihn zu seinem Marschall zu machen, sobald er die versprochene Markgrafschaft bekommen hatte, doch ein Wort war ebenso schnell gesagt wie vergessen. Deswegen musste er weiterhin dafür sorgen, dass Eward ihm verfallen blieb. Da er keine nennenswerten Besitztümer oder einflussreiche Verwandte sein Eigen nannte, würde er sich als einfacher Reiter wiederfinden und die Befehle eines Bauernlümmels wie Konrad befolgen müssen.
    Eward bemerkte die Verstimmung seines Freundes und gab den Gedanken auf, etwas für Ermengilda zu kaufen. Stattdessen wies er auf einen Zipfel leuchtend grünen Tuches, das unter anderen Ballen hervorlugte.
    »Wäre das nichts für dich?«
    Hildiger nickte, und so zog Eward seinen Beutel ein zweites Mal hervor.
    Der Maure gab sich untertänig und lobte den feinen Geschmack der jungen Herren, während er insgeheim über sie lachte. Selbst wenn Karl von Franken es gelingen sollte, einen Teil Spaniens zu erobern, würden Männer wie Eward und Hildiger das Errungene nicht halten können.
    Kaum waren die Schwertbrüder gegangen, schlug der Händler seinen Verkaufstisch ab und lud seine Ware auf einen Esel. Humpelnd wie ein alter Mann schritt der Maure auf das Lagertor zu und zerrte das Tier hinter sich her. Da die Wachen ihn kannten, machten sie ihm Platz.
    »Schöne Stoffe hast du«, sagte einer. »Sobald wir die ersten maurischen Städte eingenommen haben und Beutesilber in meinem Beutel klimpert, werde ich dir einen Ballen davon für meine Alte abkaufen. Sie wird sich darüber freuen.«
    »Ich auch, mein Herr, ich auch!« Der Maure verbeugte sich mehrmals und verließ das Lager wie ein Mann mit lahmen Gliedern. Doch kaum hatte er drei Bogenschussweiten zurückgelegt, bog er von der Straße nach Pamplona in südlicherRichtung ab und begann leichtfüßig dahinzutraben. Nach weniger als einer Stunde betrat er einen kleinen Steineichenwald und band seinen Esel an einen der mächtigen Stämme. Dabei pfiff und trillerte er wie eine Lerche.
    Eine Zeitlang tat sich nichts, und der Maure wollte den Wald schon enttäuscht verlassen, da tauchte ein Reiter neben ihm auf. »Salem aleikum, Said. Du kommst spät!«
    Said der Händler verbeugte sich devot. »Verzeih, oh Abdul, du scharfes Schwert des Emirs und Verderber der Ungläubigen, du mächtiger und starker Krieger, du …«
    Der Krieger, dessen schlanke, sehnige Gestalt mit dem Pferd verwachsen schien, unterbrach den Händler harsch. »Spar dir dein Winseln für die Franken auf. Ich will wissen, was du erfahren hast, und zwar schnell!«
    »König Karl soll in wenigen Tagen erscheinen. Er hat seinen Marsch beschleunigt, weil die Waskonen und Asturier seine Vorhut nicht so unterstützen, wie er es erwartet hat.«
    »Das weiß ich längst. Oder glaubst du, du wärst mein einziger Zuträger?«
    Said kniff die Lippen zusammen, denn manchmal war Abduls Unhöflichkeit kaum zu ertragen. Der Gedanke an das reizbare Gemüt des Berbers und dessen Fertigkeit mit dem Krummschwert brachte ihn jedoch dazu, seine untertänige Haltung beizubehalten.
    »Wer bin ich, dass ich mir anmaßen könnte, das einzige Auge und Ohr eines so großen und vornehmen Kriegers wie du sein zu wollen? Doch wissen deine anderen Späher auch, dass Karls Heer große Mengen an Vorräten mit sich führt, um einen langen Krieg durchstehen zu können?«
    »So groß sind diese Vorräte auch wieder nicht. Sie reichen für ein, zwei Wochen, dann muss Karl sein Heer aus dem Land ernähren, und das gibt so viel her wie eine alte Vettel

Weitere Kostenlose Bücher