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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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und die Knechte machten sich sofort daran, Karls Zelt aufzuschlagen. Es bestand aus zwei Teilen, einem, in dem er schlief, und einem größeren, in dem er sich mit seinen Vertrauten beraten konnte.
    Dann hieß es wieder warten. Die Sonne war inzwischen zum Zenit gestiegen und begann ihre Reise zum westlichen Horizont. Die Luft stand, und es war heiß. Roland bedauerte die Männer, die durch diese Gluthitze marschieren mussten, und ärgerte sich, weil er weder ausreichend Wein für alle hatte noch genügend von dem getrockneten Schweineschinken dieser Gegend, der so gut mundete. Wenigstens reichte es für die Tafel des Königs, sagte er sich, als ein Hornstoß Karls Erscheinen ankündigte.
    Roland schritt dem König entgegen und beugte das Knie, ohnezu Karl aufzusehen. »Verzeiht mir, mein Herr, doch ich habe Euch schwer enttäuscht.«
    Hinter ihm stießen Eward und Hildiger sich grinsend an. Obwohl Karl auf Roland herabsah, entging ihm das nicht, und er presste die Lippen zusammen. Mit einer energischen Bewegung schwang er sich aus dem Sattel und warf die Zügel einem herbeieilenden Knecht zu.
    »Gut abreiben, ausreichend tränken und mit Hafer füttern. Und du stehst auf und schaust mir ins Gesicht!« Der letzte Satz galt Roland. Dieser erhob sich schwerfällig und zog dabei eine Miene, als wolle er die ganze Welt fressen.
    »Mein Herr, ich …«
    »Später«, unterbrach ihn der König. »Jetzt will ich mich erst einmal umsehen.« Er schenkte dabei dem Lager selbst keinen Blick, sondern schritt in die Richtung, in der Pamplona lag.
    Roland und der Truchsess Eginhard gesellten sich sofort zu ihm, Eward und Hildiger aber folgten nur zögerlich. Dabei sahen sie so aus, als würden sie sich am liebsten wieder hinter den Schutzwall des Lagers zurückziehen.
    Nach einem kurzen Blick auf die beiden schüttelte Karl wütend den Kopf. »Ich habe seiner Mutter versprochen, einen Mann aus ihm zu machen. Bei Sankt Dionysius, das werde ich auch tun!«
    »Dann solltet Ihr Hildiger fortschicken«, wandte Roland ein.
    »Wenn es nötig wird, tue ich es«, erklärte der König. »Zu Beginn hoffte ich, ein guter Freund könne Eward ein Vorbild sein, doch diese Freundschaft dringt mir ein wenig zu tief!« Karl schüttelte mit einem bitteren Lachen den Kopf. Mehr als ein Mal hatte er mit eiserner Faust dreinschlagen wollen, aber seine Erinnerung an die Zuneigung, die sein Vater Eward entgegengebracht hatte, hinderte ihn auch jetzt daran, seinen Halbbruder härter anzufassen. Außerdem gab es im Augenblick Wichtigeres zu tun.
    Er legte Roland den Arm um die Schulter und sah ihn an. »Wie ich deinen Botschaften entnehmen konnte, hat Eneko sich geweigert, dir die Tore der Stadt zu öffnen.«
    Roland nickte. »Er ließ mich wissen, er hätte geschworen, Euch, mein König, die Stadt zu übergeben, sobald Ihr ihn zu deren Grafen ernennt. Diese Ernennung sei jedoch noch nicht erfolgt, und so sähe er keinen Grund, mich und meine Männer in die Stadt zu lassen.«
    »Nun, dann will ich zusehen, ob ich ihn nicht dazu bringen kann, uns etwas eifriger zu unterstützen. Ich will die Stadt, die ich als unseren ersten festen Stützpunkt in Spanien vorgesehen habe, nicht erobern müssen. Außerdem brauchen wir die Vorräte, die Eneko uns versprochen hat. Komm mit! Ich will mit ihm sprechen.«
    »Aber was ist, wenn er Euch seine Hilfe versagt?«
    Karl musterte Roland erstaunt. »Was bringt dich auf diese Idee?«
    »Bei unseren Gesprächen, die er von der Mauerkrone und ich vom Sattel meines Hengstes aus führten, schien er mir nicht gerade ein Freund der Franken zu sein.«
    »Er wird es werden müssen, wenn er hier leben und herrschen will. Tut er es nicht, wird er es bereuen. Aber was ist mit den Asturiern? Du hast mir ausrichten lassen, dass Silos Unterstützung ebenfalls auf sich warten lässt.«
    »Er hat kein einziges Getreidekorn und auch keinen einzigen Mann geschickt, außer einem Boten des Grenzgrafen Roderich, der aber auch nur eine Kiste mit Gewändern für dessen Tochter gebracht hat.«
    »Ist Ermengilda inzwischen gefunden worden?«
    »Ja, aber sie wurde nicht von den Waskonen ins Lager gebracht, sondern von Konrad vom Birkenhof. Er musste einige Kerle dieses Berggesindels erschlagen, weil die ihm das Mädchen verweigern und ihn und seinen Begleiter umbringen wollten.«
    »Darüber werde ich ebenfalls mit Eneko reden. Was ist mit Konrad? Macht er sich gut?«
    »Das tut er, nur glaube ich nicht, dass er bei Ewards Reitern glücklich wird.«

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