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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Milch.« Abdul spie die Worte aus, als hadere er mit seiner Zunge, weilsie sich nicht schneller bewegte. »Was hast du noch erfahren?«
    »Der Franke Roland, dem Karl seine Vorhut anvertraut hat, hat einen Reitertrupp nach Asturien ausgesandt, um dort die versprochene Hilfe einzufordern.«
    »Ich habe vorhin Spuren von Reitern gesehen. Sie wollen also nach Asturien …« Abdul sann einen Augenblick nach und schnellte seine nächste Frage ab wie einen Pfeil. »Weißt du, um wie viele Männer es sich handelt?«
    »Leider nicht. Zumindest nicht genau. Im Lager sprach man von dreißig Reitern, die der Feldherr der Ungläubigen auf diesen Ritt geschickt hat.«
    Über das Gesicht des Kriegers huschte ein grimmiger Schatten. »Nicht mehr? Die werden ihr Lager nicht mehr wiedersehen! Hab Dank, Said. Für diese Nachricht hast du eine Belohnung verdient. Du wirst jetzt nicht mehr zu den Franken zurückkehren, sondern nach Saragossa reisen und Jussuf Ibn al Qasi im Auge behalten. Dessen Treue zum Emir ist nicht so fest, wie er vorgibt, und ich will nicht, dass er sich für die falsche Seite entscheidet.«
    »Aber was kann ein armer Tuchhändler wie ich schon machen, wenn der ruhmreiche Jussuf Dinge tun will, die dem Willen des mächtigen Emirs Abd ar-Rahman widersprechen?« Der Blick, mit dem Said diese Worte begleitete, sagte jedoch etwas anderes. Mit einer beiläufigen Bewegung holte er einen unter seiner Tunika versteckten Dolch heraus und steckte ihn in den Gürtel.
    Abdul der Berber nickte bestätigend. »Wenn Jussuf Ibn al Qasi vom rechten Pfad abweicht, muss er sterben. Saragossa darf seine Tore niemals den Franken öffnen, denn in der Stadt liegen genug Vorräte, um Karls Heer ein Jahr lang zu versorgen. Außerdem sind ihre Mauern zu stark, als dass wir die Stadt zurückgewinnen könnten.«
    Für einen Mann wie Abdul sind das erstaunlich viele Worte, fuhr es Said durch den Kopf, und er begriff, wie besorgt der Emir und all jene Männer sein mussten, die mit der Abwehr der Feinde beauftragt waren. Sie fürchteten weniger die Schwerter der Franken, denn ihre eigenen Klingen waren nicht weniger scharf. Was sie schreckte, war der Ruf des Erobererkönigs, der bis jetzt noch jeden seiner Feinde niedergeworfen hatte.
    »Habe keine Sorge, oh Schwert des Emirs. Die Tore Saragossas werden den Franken verschlossen bleiben, selbst wenn Jussuf Ibn al Qasi den Befehl erteilen sollte, sie zu öffnen. Dann nämlich, das schwöre ich, wird er seinen Weg in die Tiefen der Dschehenna antreten.« Said verneigte sich noch einmal vor Abdul dem Berber, verließ den Wald und schlug einen Weg ein, der ihn nach Saragossa bringen würde, ohne dass er Gefahr lief, auf fränkische Patrouillen zu treffen.
    Abdul sah ihm nach, bis er außer Sichtweite war, und streichelte dabei den Knauf seines Schwertes. Dann stieß er einen kurzen Pfiff aus.
    Innerhalb weniger Augenblicke schälten sich weitere Reiter aus dem Halbdunkel des Waldes. Sie trugen einfache Leinenhosen und weiße Hemden über ihren Kettenpanzern. Weiß leuchteten auch die Tücher, die sie um ihre Helme gewunden hatten, und ihre Lederschilde. Es waren Berber aus Abduls Stamm und die treusten Anhänger Abd ar-Rahmans, der durch das Blut seiner Mutter verwandtschaftlich mit ihnen verbunden war.
    Abdul warf einen Blick in die Runde und zeigte nach Westen. »Bisher haben wir die Franken nur beobachtet, doch nun ist die Zeit gekommen, die Schwerter zu ziehen. Ein Trupp dieser Ungläubigen ist nach Asturien unterwegs. Dort soll er sein Grab finden!«

11.
     
    A
m nächsten Tag ritten Herolde des Königs in Rolands Lager bei Pamplona ein, um Karls Ankunft anzukündigen, und am Abend tauchte der Vortrab des Hauptheers auf. Roland wusste, dass sein Herr mit dem bisherigen Verlauf des Feldzugs nicht zufrieden sein konnte, und sah dem Zusammentreffen mit einer stärkeren Anspannung als sonst entgegen.
    Eward und Hildiger waren froh um die Schwierigkeiten, mit denen der Markgraf sich herumschlagen musste. In dieser Situation würde Karl keine Zeit finden, sich mit ihnen zu befassen oder mit dem Weib, das er Eward aufgezwungen hatte. Am folgenden Morgen zogen die beiden ihre besten Kleider an, um einen möglichst guten Eindruck auf den König zu machen. Roland hingegen trug seinen schon recht abgeschabten roten Waffenrock über der Rüstung und scheuchte seine Männer umher, die den Lagerplatz für das Hauptheer vorbereiten sollten.
    Am späten Vormittag erreichte die Spitze des Heerwurms das Lager,

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