Die Rose von Asturien
die Pferde schießen«, schlug sein Untergebener vor, erntete aber nur einen verächtlichen Blick.
»Ich töte den Anführer!«, sagte Abdul, zog den Bogen aus und ließ den Pfeil von der Sehne schnellen.
Konrad fühlte das Aufblitzen der Pfeilspitze in der Sonne mehr, als dass er es sah, und riss in einer Reflexbewegung den Schild hoch. Ein harter Stoß traf das mit Eisenbändern verstärkte Lindenholz, und als er hinschaute, sah er einen gefiederten Schaft herausragen, der noch unter der Wucht des Einschlags zitterte. Noch im selben Augenblick stieß er seinem Hengst die Sporen in die Weichen. So rauh hatte er das Tier noch nie behandelt, und es stürmte empört wiehernd voran. Die anderen Panzerreiter folgten ihm wie eine Wand aus Eisen. Auch die Knechte, die kaum oder nur schwach gerüstet waren, trieben ihre Gäule an.
Obwohl jeder Maure mehrere Pfeile abschoss, stürzten nur wenige Männer aus den Sätteln, und die gefährliche Stelle war bald passiert. Kurz darauf sahen Konrad und seine Männer etliche nach maurischer Art gesattelte Pferde vor sich.
Abdul hatte sechs seiner Leute als Wachen bei den Tieren gelassen. Diese kamen jedoch nicht dazu, ihre Bögen zu heben oder die Schwerter zu ziehen, so rasch waren die Franken über ihnen.
Konrad stieß dem Vordersten die Lanze in den Leib, ließ die Waffe fahren und griff zum Schwert. Er benötigte es jedoch nicht mehr, denn seine Leute hatten bereits den fünf anderen Pferdewächtern den Garaus gemacht.
»Los, nehmt die Tiere mit! Und dann nichts wie fort, bevor die anderen Mauren vom Berg herabkommen und auf uns schießen können«, rief Konrad seinen Leuten zu.
Rado und Just schnappten sich zwei Zügel und banden sie an ihren Sätteln fest. Beide grinsten, denn als Anführer standen Konrad die Tiere als Beute zu. Auch die anderen Panzerreiter griffen nach den Zügeln der Maurenpferde, die so dastanden, als hätten sie nur darauf gewartet, von ihnen abgeholt zu werden. Bei gut fünfzig Stuten mussten auch einige Knechte zugreifen. Die anderen sprangen aus den Sätteln und plünderten die toten Mauren aus. Beinahe ebenso schnell waren die Männer wieder auf ihren Gäulen und folgten ihren Freunden, die ein strammes Tempo anschlugen und den Platz des Überfalls rasch hinter sich ließen.
13.
A
bdul der Berber rannte so schnell wie noch nie in seinem Leben, doch er und seine Leute kamen zu spät. Auf dem Platz, an dem sie ihre Pferde zurückgelassen hatten, stand kein einziges Tier mehr. Dafür lagen dort sechs Erschlagene, die man ihrer Rüstungen und teilweise sogar ihrer Kleider beraubt hatte.
Abduls Unteranführer schleuderte seinen Bogen auf die Erde, als er die Bescherung sah. »Jetzt sag mir, wem Allah den Verstand genommen hat, du Narr?«, brüllte er Abdul an.
Dieser fand sich im Zentrum anklagender Blicke wieder. Seine Männer fluchten auf die Franken, weinten um ihre toten Freunde und scharten sich mehr und mehr um den Unteranführer, der Abdul kritisiert hatte.
Dieser begriff, dass die Männer nur auf einen kleinen Anlass warteten, um ihn für diesen Fehlschlag zur Verantwortung zuziehen. Allerdings war er nicht bereit, sich von den eigenen Leuten in Stücke hacken zu lassen. Bevor jemand reagieren konnte, zog er das Schwert und trennte seinem aufmüpfigen Stellvertreter mit einem Schlag das Haupt von den Schultern.
Er warf noch einen Blick auf den Kopf, der ein Stück den Weg entlangkollerte, dann wandte er sich mit herausfordernden Blicken an seine Männer. »Der Emir hat mich damit beauftragt, die Franken im Auge zu behalten! Wer das vergisst, wird den Zorn Abd ar-Rahmans zu spüren bekommen. Außerdem hat mich der Spitzel Said belogen. Er sprach von dreißig Franken, die ausgeritten sein sollten, doch wir hatten mehr als die doppelte Zahl gegen uns, und sie waren zudem gewarnt. Ich werde Said fragen, wie viel fränkisches Gold er dafür erhalten hat, und ihn danach bestrafen!«
Abdul wählte seine Worte mehr aus Not denn aus Überzeugung, aber sie verfehlten ihre Wirkung nicht. Die Männer sahen sich an, lösten ihre Hände von den Waffen und blieben vor ihm stehen. »Was sollen wir jetzt tun?«
»Die Franken verfluchen und dann nach Süden marschieren, um uns neue Pferde zu besorgen. Wir müssen schnell sein und heimliche Pfade benützen, denn wenn die ungläubigen Waskonen oder Asturier uns bemerken, bleibt uns nur der Kampf, und den können wir zu Fuß nicht bestehen. Die Bewohner dieser Berge wurden von Ziegen und nicht von
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