Die Rose von Asturien
Rebellen vorzugehen.«
»Das mit den Vorräten ist eine Lüge«, rief der Mann empört.
»Ich habe, als wir vorhin über den Burghof gekommen sind, selbst in volle Scheuern gesehen und die vielen Schinken entdeckt, die zum Trocknen aufgehängt sind. Ich finde, wir sollten weniger Federlesens machen und das Zeug mitnehmen.«
»Zu dritt?«, antwortete Konrad mit bitterem Spott. »Du vergisst, dass unsere Männer draußen vor der Burg lagern und uns nicht gegen die Leute der Gräfin helfen können.«
»Verdammt! Und was machen wir jetzt?«, fragte der andere.
»Wir verabschieden uns erst einmal von diesem Drachen und reiten zu Roland zurück.« Konrad ärgerte sich, weil er, von Urraxas Redeschwall gehindert, nicht dazu gekommen war, von Ermengilda zu sprechen. Daher deutete er eine Verbeugung an und wies dann auf die Tür. »Ihr werdet uns jetzt entschuldigen müssen. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.« Damit drehte er sich um und verließ die Halle mit festen Schritten. Seine beiden Begleiter folgten ihm mit den Händen am Schwertgriff.
Urraxa sah ihnen nach und fragte sich, ob sie richtig gehandelt hatte. Wohl hatte ihr Gemahl ihr vor seiner Abreise im Namen des Königs befohlen, die Franken abzuweisen. Doch sowohl Roderich wie auch ihr Halbbruder befanden sich in der Ferne. Wenn es nun den Franken einfiel, vor dem Feldzug gegen die Mauren erst einmal Teile des christlichen Spaniens zu unterwerfen, so würden ihr Land und ihre Burg das erste Opfer sein.
Konrad verließ Roderichs Feste und schritt zu der Wiese, auf der seine Männer ihr Lager aufgeschlagen hatten. Sein Gesicht wirkte ungewohnt hart, und um seine Lippen lag ein entschlossenerZug. Er winkte den Kriegern zu und befahl ihnen, die Pferde zu satteln.
»Wir kehren zu Roland zurück.«
»Ohne Vorräte?«, rief einer. »Das wird ihm gar nicht gefallen.« Konrad packte den Mann und drehte ihn so, dass er die Krieger auf den Mauern der Burg sehen konnte. »Wenn du einen Plan hast, wie wir die Burg erstürmen können, dann spuck ihn aus!«
»Aber wir dürfen die Asturier nicht angreifen. Der König hat es verboten, und Roland auch«, antwortete der andere verdattert.
»Gut, dass du es so siehst. Und jetzt sattle deinen Gaul.« Konrad ließ den Mann stehen und half Rado, die eigenen Pferde samt den beiden maurischen Beutestuten zu satteln. Obwohl er vor Zorn glühte, überlegte er sich seine Schritte genau. Er war ein Franke und würde sich nicht wie ein Hund von der Schwelle verjagen lassen. Zwar konnte er in der Festung nichts erreichen, aber inzwischen wusste er, wie weit Roderichs Machtbereich reichte. Also würde er sich in einem der Dörfer auf seinem Weg bedienen.
Als die Franken abrückten, stand Doña Urraxa auf der Mauer und blickte ihnen nach. Die Krieger um sie herum spotteten über die Schar und sparten dabei auch deren jungenhaften Anführer nicht aus. Urraxa selbst rief sich Konrads Gesicht in Erinnerung und wusste nicht so recht, was sie von ihm halten sollte. Der Dummkopf, als den ihre Leute den Mann bezeichneten, war er gewiss nicht. Nun erst erinnerte sie sich daran, dass der Franke ihrem Torwächter erklärt hatte, er bringe Nachricht von ihrer Tochter, und sie bedauerte, dass sie ihn nicht wenigstens zum Mahl eingeladen und nach Ermengilda gefragt hatte.
»Seid still!«, befahl sie den Männern, die den Franken verächtliche Worte nachriefen.
Diese sahen sich verwirrt zu ihr um, denn mehr als einer von ihnen hatte gehört, mit welch verletzenden Worten sie den Anführer der Franken abgewiesen hatte. Urraxas Miene wirkte nun aber so besorgt, als stünde ein Angriff von überlegenen Feinden bevor, und Roderichs Krieger begriffen mit einem Mal, dass das große Heer, das König Karl nach Spanien führte, sich genauso gegen sie wenden konnte wie gegen die Mauren.
2.
E
ines hatte Konrad der Zwischenfall mit den Mauren gelehrt: So schnell würde er sich nicht mehr überraschen lassen. Daher schickte er drei Reiter voraus und folgte mit dem Rest seiner Männer im Abstand von etwa zwei Bogenschussweiten. Doch sie trafen weder auf Mauren noch auf Asturier. Auch die Waskonen, die in Roderichs Grafschaft lebten, gingen ihnen aus dem Weg. Kurz vor der Grenze schlug Konrad jedoch nicht den Weg nach Pamplona ein, sondern ritt bergwärts auf ein Dorf zu.
Als sie dort ankamen, hatten die Waskonen das Tor ihrer Umfriedung geschlossen und scharten sich um ihren Anführer. Der wusste jedoch nicht, wie er sich verhalten sollte. Vor
Weitere Kostenlose Bücher