Die Rose von Asturien
ihnen das Leben zurückzugeben.
Konrad ließ seine Reiter in das Dorf einrücken und sich kampfbereit aufstellen. Danach befahl er Rado, zusammen mit den anderen Knechten die Häuser zu durchsuchen und alles an Lebensmitteln herauszuholen, was es dort zu finden gab.
»Sollte einer euch daran hindern wollen, so tötet ihn!« Er hoffte, die Waskonen würden sich diese Drohung zu Herzen nehmen. Diese sahen zwar aus, als wollten sie jeden Augenblick vor Wut platzen, und die Weiber kreischten und schrien verzweifelt, als die fränkischen Knechte in ihre Häuser eindrangen und alles herausschleppten, was ihnen brauchbar erschien.
»Habt Mitleid! Wovon sollen wir in den nächsten Tagen leben?«, flehte die Frau des Häuptlings, als die Stapel auf dem Dorfplatz immer größer wurden.
Konrad dachte an das Heer des Königs, das jeden Tag kommen konnte und dringend Lebensmittel brauchte, und rang sein Mitgefühl nieder. Die Anführer der Asturier und Waskonen hatten viel versprochen, aber bisher nichts gehalten. Daher war es nur gerecht, dass er sich das, was sie brauchten, von deren Untertanen holte. Dennoch wollte er nicht grausam sein.
»Wenn alles hier liegt, was ihr an Lebensmitteln habt, können eure Weiber den zehnten Teil wieder in die Häuser tragen«, erklärte er mit barscher Stimme.
Der Häuptling bedankte sich sogar, obwohl er wusste, dass er und seine Leute Roderich würden anflehen müssen, ihnen beizustehen, damit der Stamm über den Winter kam.
Während Konrad zusah, wie Rado und die anderen Schinken, Würste und andere essbare Dinge zusammentrugen, wandte sich einer seiner Männer an ihn. »Der König wird es nicht gerne sehen, wenn wir hier plündern.«
Konrad wandte sich ihm lächelnd zu. »Das siehst du falsch. Wir plündern nicht, sondern holen nur die Lebensmittel ab, die uns der König von Asturien versprochen hat.«
»Oder hältst du es nicht für eine Schweinerei, was die mit uns gemacht haben?«, sprang einer der Männer Konrad bei.
»Beim Heiland, die Asturier könnten sich nicht beschweren, wenn wir dieses Dorf hier anzünden und die Leute als Sklaven fortführen!«, rief ein Dritter dazwischen.
Konrad begriff, dass einige seiner Leute nur darauf lauerten, die Schwerter zu ziehen und über die Dörfler herzufallen. Doch das wollte er verhindern. Er räusperte sich und wies Rado an, schneller zu machen. Gleichzeitig befahl er einem Teil der Reiter, abzusteigen und die erbeuteten Lebensmittel auf die Stuten zu laden. Dabei dachte er, dass er Gräfin Urraxas Beleidigungen mit barer Münze heimgezahlt hatte, und freute sich gleichzeitig darüber, die Maurenpferde erbeutet zu haben, die er nun als Tragtiere nutzen konnte.
3.
K
önig Karl hatte darauf verzichtet, in der Stadt Quartier zu nehmen, sondern sein Lager direkt vor den Mauern aufschlagen lassen, damit die Bewohner Pamplonas und deren Herren sehen konnten, mit welcher Heeresmacht er erschienen war. In dieser Stunde trafen Dutzende von Anführern und Würdenträgernein, darunter auch Bischöfe, die sich von Karl Schutz für ihre Kirchen und Besitztümer erhofften, welche sich in der Gewalt der Mauren befanden oder von diesen immer wieder überfallen wurden. Auch die waskonischen Anführer, die sich Eneko von Iruñea angeschlossen hatten, machten dem König ihre Aufwartung.
Maite und Ermengilda standen in der Nähe des Lagereingangs und sahen den Ankömmlingen entgegen. Ermengilda betete stumm, ihr Vater möge kommen und sie mit nach Hause nehmen. Sie wollte fort von dem Mann, der keine eheliche Gemeinschaft mit ihr suchte und sie damit vor aller Welt lächerlich machte. Maite hingegen wartete auf Freunde, die ihr helfen konnten, ihre Position in ihrem eigenen Stamm und dem Bündnis, das sich um Eneko gebildet hatte, zu verbessern.
Als sie ihren Onkel auf das Lager zureiten sah, versteckte sie sich hinter ihrer Begleiterin. Okin war der Letzte, den sie treffen wollte. Gleichzeitig krauste sie verächtlich die Nase, denn er war nach der Art der Asturier in enge Hosen und eine bestickte grüne Tunika gekleidet. Dazu trug er ein Schwert an der Seite, das besser war als jenes, welches sie kannte, und an seiner rechten Hand blitzten zwei Goldringe. Seinem selbstzufriedenen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien er sich am Ziel seiner Wünsche zu fühlen.
Die Anführer der anderen Dörfer des Stammes begleiteten ihn. Voller Ingrimm sah Maite, wie Amets von Guizora, der ihn früher stets bekämpft hatte, Okin den Vortritt ließ, als
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