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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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nächsten Morgen erwachte, spürte er einen warmen Körper neben sich, der sich im Schlaf an ihn schmiegte. War Hildiger in der Nacht zurückgekehrt?, fragte er sich und tastete danach. Doch statt fester Muskeln berührten seine Finger zartes Fleisch und eine weibliche Brust.
    Neben ihm lag ein Weib. Er wollte zornig auffahren, als er im Licht des beginnenden Tages Ermengilda erkannte. Er hatte sie am Abend pflichtgemäß bestiegen, dann aber nicht weggeschickt, sondern sich mit ihr unterhalten, weil er einfach einen Menschen gebraucht hatte, mit dem er reden konnte.
    An diesem Tag würde er zum ersten Mal einem richtigen Feindgegenüberstehen. Sein Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken, und er spürte, dass die Angst wie schleichendes Gift in ihm aufstieg.
    »Du bist ein Mann!«, rief er sich zur Ordnung und beneidete mit einem Mal Ermengilda, die sorglos in den neuen Tag hinein schlief. In diesem Augenblick wäre er auch lieber eine Frau gewesen, die im Lager bleiben und den abreitenden Männern zusehen konnte. Doch er war König Karls Halbbruder und musste in wenigen Stunden seine Männer in die Schlacht führen.
    Nein, eine Schlacht würde es nicht werden, korrigierte er sich in Gedanken, höchstens ein Scharmützel. Doch dabei konnte man sich ebenfalls einen tödlichen Schwerthieb einfangen.
    Da Eward sich unruhig hin und her warf, wachte Ermengilda auf und sah ihn verwundert an. »Verzeih, aber ich bin neben dir eingeschlafen.«
    Sie wollte aufstehen und in den Teil des Zeltes gehen, der ihr und Maite zur Verfügung stand, doch Eward griff nach ihrer Hand.
    »Ich habe Angst«, flüsterte er und fürchtete im gleichen Augenblick, Verachtung auf ihrem Gesicht zu lesen.
    Ermengilda blickte ihn nachdenklich an. Längst hatte sie begriffen, dass in Ewards schönem, kraftvollem Körper der Geist eines Kindes ruhte – oder der eines Weibes. Zwar versuchte er, dies zu verbergen, aber es gelang ihm nicht immer.
    »Ich glaube, jeder Krieger, der in den Kampf reitet, hat Angst. Selbst bei meinem Vater war es so«, antwortete sie daher freundlich und verständnisvoll.
    Graf Roderich hatte zwar weniger den Tod in der Schlacht gefürchtet, als vielmehr durch einen eigenen Fehler zu unterliegen, doch als Ermengilda sah, wie ihre Worte Eward aufrichteten, bedauerte sie die kleine Lüge nicht. Seit sein Schwertbruder fort war, kam sie mit ihrem Gemahl besser aus, und siebetete im Stillen, Hildiger würde fern von ihnen im Kampf fallen. Dann konnte Eward sich endlich dem Einfluss dieses Mannes entziehen und vielleicht doch noch ein akzeptabler Ehemann werden. Es war zwar eine schwere Sünde, einem Menschen den Tod zu wünschen, aber ihr war klar, dass sie nur in dem Fall darauf hoffen konnte, ein halbwegs erfülltes Leben als Ehefrau zu führen.
    Während sie versuchte, sich ihre Zukunft rosiger auszumalen als die Gegenwart, wusch Eward sich Gesicht und Hände und zog anschließend Hosen und Tunika an. Seine Finger zitterten dabei so, dass Ermengilda ihm helfen musste.
    Er starrte sie verzweifelt an. »Ich wollte, ich könnte bei dir bleiben.«
    Sie strich ihm über die Wange wie einem Kind. »Das kannst du aber nicht. Also fasse Mut und vertraue auf unseren Heiland. Er wird dich beschützen.«
    Eward bekreuzigte sich und sprach ein kurzes Gebet, um die Unterstützung von Jesus Christus und aller Heiligen zu gewinnen. Danach gelang es ihm sogar, ein wenig zu lächeln. Auch wenn Ermengilda eine Frau war, so hatte es doch gutgetan, mit ihr zu sprechen. Ruhiger geworden, zog er sich weiter an und bat sie, ihm in das Panzerhemd zu helfen.
    Ermengilda musste Maite rufen, um das schwere Ding so halten zu können, dass Eward es überstreifen konnte. Maite schloss die Schnallen, legte ihm den Schwertgurt um und reichte ihm Panzerhandschuhe und Schwert. Er klemmte die Handschuhe unter den Arm und verließ das Zelt ohne Gruß. Dabei wunderte er sich über sich selbst. Bis jetzt hatte er geglaubt, es in der Nähe von Frauen nicht aushalten zu können. Nun aber zog er ihre freundliche, gelassene Art dem rauhen Ton vor, der unter den Kriegern herrschte. Es kostete ihn zwar immer noch Überwindung, mit Ermengilda das Lager zu teilen, und er musste sich meist vorstellen, ihre Rollen wären vertauschtund sie der Mann. Dennoch fand er es nicht so schrecklich abstoßend, mit ihr zu verkehren, wie Hildiger es dargestellt hatte.
    Obwohl Eward sich beeilte, zum Sammelplatz zu kommen, saßen die anderen Krieger bereits auf den Pferden. Ein Knecht

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