Die Rose von Asturien
Saragossa zu würde er es tun. Sein Bruder Fadl war schon dabei, die Berber zu sammeln, die in der Umgebung der Stadt wohnten. Diese Männer würden ihm mit Freuden folgen, denn Fadl und er waren durch die Mutter des Emirs mit diesem verwandt und galten als seine treuesten und gefährlichsten Krieger.
»Was ist, Abdul? Lassen wir sie heute nahe genug herankommen, um ihnen ein paar Pfeile aufbrennen zu können?«, fragte sein neuer Stellvertreter, der den Mann ersetzte, dem er imGrenzgebiet zwischen Asturien und dem Waskonenland den Kopf abgeschlagen hatte.
Abdul überlegte kurz und nickte. »Das tun wir! Die Franken sollen merken, dass sie sich den Weg in unser Land nur mit ihrem Blut erkaufen können.« Er holte seinen Bogen heraus und legte einen Pfeil auf die Sehne. Gleichzeitig versuchte er den Anführer der Franken zu bestimmen, um das Geschoss auf diesen abschnellen zu können. Ein Krieger auf einem dunklen Ross stürmte den anderen voran. Ein weißgekleideter Reiter folgte ihm, und dahinter trabte die restliche Schar.
»Ich nehme diesen Giaur auf dem Braunen, du den hinter ihm. Die Übrigen suchen sich ihre Ziele unter den anderen Kriegern aus«, befahl er und blieb mit dem über das Sattelhorn gelegten rechten Bein auf seinem Pferd sitzen. Die Stute tänzelte unruhig, auf einen leisen Befehl hin aber stand sie so starr wie eine Statue.
Nur wenige hundert Schritt von ihm entfernt wunderte Philibert sich über die veränderte Taktik der Mauren. »Es sieht fast so aus, als wären sie heute auf Kampf aus«, rief er Eward zu. Dabei entblößte er die Zähne zu einem zufriedenen Grinsen. Ihm war es lieber, wenn er selbst Gelegenheit fand, sich als Krieger auszuzeichnen, als wenn Konrad dies tat.
»Die halten Bögen in der Hand!«, rief Eward mit schriller Stimme. Nur mit Mühe widerstand er dem Wunsch, sein Pferd zu wenden und zum Haupttrupp zu fliehen.
Abdul der Berber schätzte die Entfernung zu den anstürmenden Franken ab, hob dann seinen Bogen, zielte kurz und ließ den Pfeil von der Sehne schnellen. Das Geschoss war noch in der Luft, als er seine Stute herumriss und ihr die Sporen gab. Während das Tier in Galopp fiel, warf Abdul einen Blick über die Schulter. Sein Pfeil hatte getroffen. Der vorderste Reiter saß zwar noch auf seinem Pferd, doch er schwankte und vermochte sich nur mit Mühe im Sattel zu halten.
Auch das Geschoss seines Stellvertreters traf sein Ziel. Zwar fiel auch dessen Opfer nicht vom Pferd, dafür aber etliche der anderen Franken, die von den Pfeilen seiner Krieger getroffen worden waren. Abdul dachte zufrieden, dass diese ungläubigen Hunde jetzt wohl begriffen hatten, dass sie nicht ungestraft in die Länder der Mauren eindringen durften.
Da Abdul und seine Krieger nach hinten spähten, um zu sehen, wie viele Franken sie aus den Sätteln geholt hatten, entging ihnen der Reitertrupp, der sich bei einem einzeln stehenden roten Felsen gesammelt hatte und sich nun zu einer Angriffslinie formierte. Als die Mauren die neuen Gegner entdeckten, war es zu spät, denn Konrads Trupp kam wie eine Gewitterwand auf sie zu. Wohl gelang es einzelnen Mauren, ihre Pfeile abzuschießen, doch sie trafen schlecht und sahen sich Augenblicke später den stählernen Spitzen der fränkischen Lanzen gegenüber.
Konrad ritt auf Abdul zu, den Berber, den er als Anführer ausgemacht hatte. Dieser wollte noch einen Pfeil aus dem Köcher ziehen, warf dann aber den Bogen weg und griff zum Schwert. Bevor er es jedoch ziehen konnte, rammte ihm der junge Franke den Speer in den Leib.
Konrad ließ den Schaft los und zog selbst das Schwert. Er musste jedoch nicht mehr eingreifen, denn bis auf zwei Mauren, denen es gelungen war, zwischen seinen Reitern durchzubrechen, waren alle niedergemacht worden. Er blickte den Fliehenden nach und wollte schon die Stute herumziehen, um ihnen zu folgen. Da fasste ihn einer seiner Männer am Arm.
»Die kommen nicht weit. Ich sehe dort Reiter von uns!«
»Wo?« Konrad stellte sich im Sattel auf und entdeckte nun selbst die Schar Panzerreiter, die aus östlicher Richtung auf sie zukam. Es mochten etwas weniger als hundert Mann sein, die gerade auf die beiden Mauren aufmerksam geworden waren.Der Anführer gab ein Zeichen, und sofort schwärmte der Trupp aus, um den Feinden den Weg zu verlegen.
Die Mauren versuchten noch, an ihnen vorbeizukommen, doch da brausten Philiberts Reiter von der anderen Seite heran und verlegten ihnen den Weg. Auch Konrad ließ seine Männer wieder
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