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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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keiner Antwort, sondern verließ die Hütte, nicht ohne sich dabei den Kopf am Türbalken anzuschlagen. Er war noch immer durstig, und als er in der Nähe einen Bach rauschen hörte, stolperte er darauf zu und kniete nieder, um das Wasser mit den Händen zu schöpfen.
    Doch bevor er einen Tropfen über die Lippen bringen konnte, spürte er einen festen Griff an der Schulter und blickte auf. Maite stand hinter ihm und zog ein ernstes Gesicht.
    »Das würde ich nicht tun, Franke. Sieh dorthin!« Mit der freien Hand wies sie auf eine Stelle weiter oben im Bach.
    Konrad kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können, und schüttelte verwirrt den Kopf. »Was ist das?«
    »Ein Toter. Wahrscheinlich einer der Bauern hier, der seinen Hof nicht hatte räumen wollen. Ich schätze, die Mauren haben ihn erschlagen und ins Wasser geworfen. Es muss schon vor etlichen Tagen geschehen sein, denn der Leichnam fault bereits. Der Wein muss deine Nase betäubt haben, denn der Leichnam stinkt bis hierher.«
    Jetzt roch Konrad es auch. Angeekelt stand er auf und wischte sich die nassen Hände an seiner Lederhose ab. »Diese elenden Hunde. Dafür werden sie bezahlen!«
    »Aber nur, wenn du und deine Franken in der Lage seid, ihnendiese Rechnung zu stellen. Es dürfte in dieser Gegend überall so aussehen. Die Brunnen wurden versteckt, und in die Bäche hat man Leichen oder tote Tiere geworfen, um das Wasser zu verderben. Euer großer und mächtiger König wird sich etwas einfallen lassen müssen, wenn er vor Saragossa nicht dürsten will.«
    »Suleiman der Araber hat geschworen, dass er uns die Stadt übergeben wird«, wandte Konrad ein.
    »Manche Schwüre sind leichter ausgesprochen als erfüllt. Einige Rebellen warten vielleicht auf euer Kommen, doch in ihren Städten gibt es genug Mauren, die euch als Ungläubige verachten und sich lieber auf die Seite Abd ar-Rahmans stellen. Die Tore Saragossas, so befürchte ich, werden sich für euch nicht öffnen!«
    »Woher willst du das wissen?« Die heimliche Furcht, Maite könne recht haben, ließ Konrad harsch reagieren.
    Maite machte nur eine wegwerfende Handbewegung und ging. Unterwegs wurde sie auf ihre Stute aufmerksam, die an einer Stelle des Bodens mit einem Huf scharrte. Als sie hinging, hatte sie das Gefühl, als wehe ihr ein kühler Hauch entgegen.
    »Ich glaube, meine Kluge hat den verborgenen Brunnen entdeckt. Kommt, ihr tapferen fränkischen Krieger! Ihr dürft wieder graben!«

16.
     
    D
ie gefundenen Vorräte reichten nicht einmal für eine Mahlzeit für die Krieger und Knechte der Vorhut. Dafür aber konnten die Männer endlich genug trinken. Allen war bewusst, dass bald etwas geschehen musste. Doch die meisten Männer klammerten sich an die Hoffnung, in Saragossa all das zu erhalten, was ihnen auf dem Weg dorthin schmerzlich fehlte.
    Da Maite die Mauren besser kannte, teilte sie diese Hoffnung nicht. Die Sippe der Banu Qasim, die das Land im weiten Umkreis beherrschte, mochte sich zwar wünschen, der lästigen Herrschaft Córdobas ledig zu werden, aber sie würde sie niemals gegen das Joch der Franken eintauschen.
    Ermengilda teilte ihre Ansicht, fand aber weder bei ihrem Gemahl noch bei Konrad oder Philibert Gehör. Der Einzige, der ihr zuhörte, ohne ihr zu widersprechen, war Just, der stundenlang neben dem Wagen herlief oder sich zu Maite und Ermengilda setzte, um von ihnen so viel wie möglich über das Land um sie herum zu erfahren. Allerdings wusste auch er nicht, was er von den Befürchtungen der beiden Frauen halten sollte. Noch glaubte auch er unbeirrt an einen Sieg über die Mauren, aber er behielt diese Ansicht für sich, weil er es sich nicht mit seinen Gesprächspartnerinnen verderben wollte.
    Unterdessen hatte Rolands Trupp den Ebro erreicht und ritt durch die vom Fluss geprägte Landschaft immer weiter auf Saragossa zu, begleitet von einer wachsenden Zahl maurischer Streifscharen. Diese überschütteten den Vortrab immer wieder mit Pfeilen und verschwanden so schnell, dass die Reiter keine Chance bekamen, sie zu stellen.
    Unter diesen Umständen befürchtete auch Roland, dass Saragossa ihnen nicht freiwillig die Tore öffnen würde, und sandte einen Boten zum König. Als Antwort erhielt er nur den Befehl, so rasch wie möglich auf die Stadt vorzurücken.
    Es kam wie befürchtet. Als sie Saragossa erreichten, hatte die Stadt sich auf eine Belagerung eingerichtet und hielt die Tore geschlossen. Roland schickte einen Mann vor, um Verhandlungen einzuleiten, und

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