Die Rose von Asturien
zischte einen Fluch und versetzte Konrads Stute einen Schlag, dass dieser alle Mühe hatte, das empörte Tier zu bändigen.
»Spiel dich nicht so auf, Bürschchen! Sonst könnte es sein, dass dich andere auf das dir zustehende Maß zurechtstutzen!« Mit diesen Worten wollte Ermo sich umdrehen und gehen.
Doch auf Konrads Wink packten ihn zwei Reiter und warfen ihn zu Boden. »Durchsucht ihn und nehmt ihm alles ab, das er nicht durch den Eid zweier Männer als sein Eigentum erklären kann.«
Ermo wand sich wie eine Schlange und sah zu Hasso auf, der mit verschränkten Armen auf seinem Pferd saß. »Das darfst du nicht zulassen. Ich bin einer deiner Unteranführer mit einer eigenen Schar.«
»Gerade deshalb solltest du den einfachen Kriegern ein Vorbild sein! Diese Mauren wurden von Konrads Leuten besiegt. Daher ist es allein deren Recht, die Toten zu durchsuchen und die Beute einzusammeln.« Hasso hatte sich in der Vergangenheit häufig über den Mann geärgert und war nicht bereit, ihm beizuspringen. Ohne eine Miene zu verziehen, sah er zu, wie die Reiter Ermos Taschen ausräumten, in die er alles gesteckt hatte, was ihm in die Finger geraten war. Selbst Hasso staunte über das, was alles zum Vorschein kam. Plötzlich stutzte er und hob mehrere Geldstücke auf, die einer der Reiter auf seinen umgedrehten Schild geworfen hatte.
»Diese Münzen kenne ich. Das Geld habe ich dir gegeben, damit du Pferdefutter und Vorräte kaufen solltest!«
»Du musst dich irren, Hasso«, wehrte Ermo ab. Seine Stimme zitterte jedoch, und er wagte es nicht, den Gaugrafen anzublicken.
Dieser hielt ihm eine der Münzen vor das Gesicht. »Du lügst! Hier, dieses Geldstück weist noch den Kratzer auf, den ich aus Versehen selbst verursacht habe. Du hast die Sachen, die du besorgen solltest, also nicht richtig bezahlt.«
»Doch, das habe ich«, rief Ermo aus. »Es war alles nur billiger als gedacht.«
»Dann hättest du mir den Rest der Summe zurückgeben müssen. So aber bist du ein Dieb und womöglich noch Schlimmeres!« Hasso versetzte Ermo einen Fußtritt und wies dann seine Leute an, den Mann zu fesseln. »Der König soll Gericht über ihn halten!«
»Ich habe nichts getan!«, heulte Ermo auf, doch der Gaugraf würdigte ihn keiner Antwort.
Konrad war nicht weniger wütend als Hasso, warf der Vorfall doch einen üblen Schatten auf den Erfolg, den sie errungen hatten. Er wartete unwillig, bis seine Männer die Mauren durchsucht hatten, und winkte ihnen dann mit einer knappen Geste, ihm zu folgen. »Kommt! Roland wartet auf uns und unseren Bericht.«
Dann zog er sein Pferd herum und ritt zu Eward, der sich wider Erwarten im Sattel gehalten hatte. »Ihr werdet bald ärztliche Hilfe erhalten, Herr. Wie gut Markgraf Rolands Heiler ist, habt Ihr bereits an Philibert gesehen. Der ist heute wieder wie neu.«
»Jetzt nicht mehr ganz, aber schlimm ist meine Wunde wirklich nicht«, antwortete Philibert und versetzte ihm einen freundschaftlichen Stoß.
»Mein Trupp hat keinen einzigen Mann verloren, aber mehr als zwei Dutzend dieser Heiden erwischt. Das wird sie lehren, fränkische Schwerter und Speere in Zukunft zu fürchten!«, erklärte Konrad und beschloss, diesen Tag allen Ermos dieser Welt zum Trotz zu feiern.
15.
A
ls sie wieder auf den Heerzug stießen, nahm Markgraf Roland Konrads Bericht mit grimmiger Zufriedenheit entgegen. Ihn hatte schon lange gestört, dass die Mauren zwar seinen Trupp überwachten, aber niemand von ihnen versucht hatte, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Suleiman Ibn al Arabis Erklärungen zufolge hätte der gesamte maurische Norden von al Andalus, wie er Spanien nannte, sich den Franken anschließen müssen.
Doch das Gegenteil war der Fall. Trafen sie auf ein maurisches Dorf, so fanden sie dieses verlassen vor. Die Einwohner hattenalles Vieh weggetrieben und kein Getreidekorn zurückgelassen. Selbst ihre Brunnen hatten sie mit Mist und toten Tieren unbrauchbar gemacht.
Karls Hauptheer hatte zwar einiges an Vorräten mit nach Spanien gebracht und einen Teil davon Rolands Schar abgetreten. Dafür aber machte ihnen der Mangel an sauberem Trinkwasser zu schaffen. Konrad mochte sich gar nicht vorstellen, wie es dem Hauptheer unter König Karl ergehen mochte.
»Ich hoffe nur, dass die Mauren von Saragossa uns versorgen oder Hildiger bald mit Vorräten aus Asturien erscheint«, sagte er zu Philibert, der auch an diesem Tag wieder neben ihm ritt.
»Wenn mir früher einer gesagt hätte, ich würde Hildigers
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