Die Rose von Asturien
musste zusehen, wie sein Bote von Dutzenden maurischer Pfeile durchbohrt tot vor dem Stadttor liegen blieb.
»Der arme Hund«, sagte Rado, der ebenfalls Zeuge der Ermordung des Unterhändlers geworden war.
»Dafür werden sie bezahlen!« Konrad ballte die Faust und dachte dabei an Maites Worte, dass er und die anderen Franken erst einmal in der Lage sein müssten, den Mauren die Rechnung zu präsentieren.
»Es wäre nicht die erste Stadt, die wir eingenommen haben. Auch Pavia in Italien musste uns die Tore öffnen.« Rado spuckte aus und zeigte dann auf die Stelle, an der bereits der Aufbau des Lagers in Angriff genommen wurde.
»Wir sollten uns ein gutes Plätzchen sichern, sonst geraten wir zu nahe an den Fluss. Von dem steigen gewiss üble Dämpfe auf, die Krankheit und Tod mit sich bringen.«
»Tu das. Nimm Just und die beiden Stuten mit. Philibert und ich kommen gleich nach.« Für sich dachte Konrad, dass er sich längst einen Sklaven hätte besorgen müssen, der Rado zur Hand ging. Immerhin war dieser ein freier Krieger und nur aus Anhänglichkeit bei ihm geblieben. Just half ihm zwar, aber er war nur ein Knabe und sollte keine schweren Arbeiten verrichten.
»Also warten wir auf König Karl«, murmelte er und wollte Rado folgen.
Da tauchte einer von Rolands Bretonen neben ihm auf. »Der Markgraf wünscht, dass du mit einer Schar Reiter die Gegend durchkämmst und jeden Mauren, der sich hier herumtreibt, fängst oder vertreibst.«
»Dann habe ich wenigstens etwas zu tun und muss nicht herumsitzen, bis das Hauptheer eintrifft.« Konrad winkte dem Mann zu und wollte antraben. Doch obwohl sie heute eine kürzere Strecke zurückgelegt hatten als die Tage vorher, keuchte sein Hengst wie ein Blasebalg und trippelte unruhig hin und her.
»Ich fürchte, dein Pferd ist krank«, sagte Philibert.
Erschrocken sprang Konrad ab. »Das darf nicht sein!«
»Es ist aber so! Leider ist er nicht der einzige Gaul, der diese Anzeichen zeigt. Erst gestern ist einer fast unter seinem Reiterkrepiert. Es muss das schlechte Wasser sein. Einige Krieger, die es getrunken haben, klagen jedenfalls über Bauchweh und noch Schlimmeres.« Philibert musterte den Hengst, der dürrer und schwächer wirkte als früher. Die Augen des Tieres waren blutunterlaufen, und aus seinen Nüstern rann der Rotz.
»Ich glaube nicht, dass das Tier noch zu retten ist. Lass den Gaul hier. Rado soll sich um ihn kümmern. Nimm die größere deiner beiden Stuten. Wir reiten ja nicht Sattel an Sattel in die Schlacht, sondern wollen Mauren jagen!« Philibert kannte die enge Verbundenheit zwischen Konrad und dessen Reittier. Doch das Leben ging weiter, und es galt, Rolands Befehl auszuführen.
Konrad nahm nun den elenden Zustand seines Hengstes wahr und kämpfte mit den Tränen. Das Tier hatte ihn so viele hundert Meilen brav getragen und würde so kurz vor dem Ziel ein unrühmliches Ende finden.
»Es wäre besser, er wäre in der Schlacht gefallen, als so zu krepieren.« Einen Augenblick erwog er, Rado um dessen Wallach zu bitten. Dann entschied er sich doch für die helle, gefleckte Stute.
»Kümmere dich um den Hengst, während ich weg bin, Rado«, sagte Konrad mit brüchiger Stimme, obwohl er keine Hoffnung hatte, sein Begleiter könne dem Tier helfen.
Dieser nickte. »Ich habe mir schon gedacht, dass es nicht allein die Erschöpfung des langen Marsches ist, die ihm so zusetzt. Er ist ein treues Tier. Einen besseren Gaul wirst du so rasch nicht finden.«
Dann wandte Rado sich an Just. »Sattle die große Stute für Konrad, schnell!« Er seufzte und sah Konrad treuherzig an. »Ich wollte, ich könnte mit dir kommen und den Mauren das Wasser heimzahlen, das sie verdorben haben. Versprich mir, ein paar Heidenschädel zu spalten, wenn du nahe genug an sie herankommst.«
»Das werde ich, mein Guter! Darauf kannst du dich verlassen.« Konrad nickte ihm zu und stieg auf das Maurenpferd, das Just herangeführt hatte.
»Darf ich einen Wunsch äußern?«, fragte der Junge.
»Gerne.«
»Wenn es möglich ist, dann bringt mir einen Text in der Sprache und Schrift der Mauren mit. Maite hat versprochen, mir zu zeigen, was diese Zeichen bedeuten.«
»Junge, unser Herr reitet doch nicht in ein Kloster, um ein Schriftstück zu besorgen, sondern in den Kampf. Glaubst du denn, die Mauren tragen beschriebenes Pergament bei sich?« Just nickte zaghaft. »Das hat Maite mir erzählt. Die meisten ihrer Krieger sollen Zettel mit den Aussprüchen ihres Propheten als
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