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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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und ließ sich ebenso wie dieser von Ermengilda und Maite versorgen. Konrad, der das Samariterwerk der beiden Frauen mit Argusaugen beobachtete, ertappte sich bei dem Wunsch, auch einmal eine Wunde davonzutragen. Dann würde er endlich die sanften Hände der Asturierin auf seiner Haut fühlen dürfen. Er sehnte sich nach ihrer tröstlichen Nähe, die es ihm leichter gemacht hätte, über den Tod seines treuen Hengstes hinwegzukommen, derihn von der Heimat bis in dieses Land getragen hatte und hier verendet war.
    Energisch schob er diesen Gedanken beiseite. Immerhin haftete er mit seinem Kopf dafür, dass Suleiman der Araber sich nicht heimlich in die Büsche schlug. So entging ihm nicht, wie der Maure fast unmerklich dem Rand der Gruppe entgegenstrebte, und folgte ihm.
    »Hiergeblieben, mein heidnischer Freund!«
    Als Suleiman nicht sofort stehen blieb, packte Konrad ihn am Oberarm.
    Der Maure machte keine Anstalten, sich zu wehren, sondern starrte verzweifelt nach Saragossa hinüber. »Ich verstehe das nicht«, flüsterte er mit blutleeren Lippen. »Wir hatten uns alle vom Joch dieses verfluchten Omaijaden befreien wollen! Meine Freunde und ich waren uns einig gewesen, zu diesem Zweck ein Bündnis mit König Karl einzugehen. Einer von ihnen war auch Jussuf Ibn al Qasi! Ich kann nicht begreifen, warum er sich nun Abd ar-Rahman unterworfen hat. Allah möge sie beide in der tiefsten Dschehenna verfaulen lassen!«
    Konrad begriff, dass der Maure vor den Trümmern seiner Pläne und Träume stand. Als der Mann aufgebrochen war, um mit König Karl zu verhandeln, war dies im Einverständnis mit den meisten Maurenfürsten des Nordens geschehen. Doch nun, da Karl in Spanien erschienen war, hatte nur die Stadt Girona den Franken freiwillig die Tore geöffnet. Die Bewohner der übrigen Städte hielten sich hinter ihren festen Mauern verschanzt, und hier vor Saragossa sah es ebenfalls nicht danach aus, als würde Karls Goldflamme demnächst anstelle der maurischen Fahnen über den Mauern flattern.
    Mit einem Mal rührte sich der König. »Verdammt sollen die Ungläubigen sein! Hier bräuchten wir die Posaunen von Jericho, um eine Bresche in diese Mauern zu schlagen!«
    Roland glühte vor Zorn, als er an Karls Seite trat. »Befiehl, dieStadt zu stürmen! Unsere tapferen Franken werden diese Mauern überwinden!«
    »Wenn sie Spinnen wären, die daran hochklettern können, wäre es möglich. Aber ich werde sie nicht sinnlos an dieser Feste verbluten lassen. Die Stadt auszuhungern, vermögen wir ebenfalls nicht, denn wir haben weder genügend Vorräte noch ausreichend Zeit.«
    Der Markgraf blickte ihn verdutzt an. »Keine Zeit? Was ist passiert?«
    Der König winkte den Umstehenden, ein wenig zurückzutreten, und zog Roland zu sich heran. »Ich habe Botschaft erhalten, dass die Sachsen sich rüsten. Sie werben in Dänemark Söldner an – und sie zahlen mit maurischem Geld.«
    Der Markgraf zuckte zusammen wie unter einem Peitschenschlag, doch bevor er etwas sagen konnte, befahl der König ihm zu schweigen. »Es darf noch keiner davon erfahren. Zuerst muss ich einen Ausweg finden, der uns nicht ins Verderben führt.«
    Roland konnte Karls Besorgnis verstehen. Tausende von Kriegern hatten auf Geheiß des Königs die Heimat verlassen, um in der Ferne für ihn zu kämpfen. Wenn die Männer jetzt erfuhren, dass am anderen Ende des Reiches Krieg drohte und ihre Familien Gefahr liefen, von aufständischen Sachsen niedergemetzelt zu werden, würde das den Zusammenhalt des Heeres gefährden. Brachen die Krieger jedoch auf eigene Faust in die Heimat auf, verlor der König jede Möglichkeit, hier in Spanien doch noch etwas zu bewirken. Zudem benötigte er diese Armee im Kampf gegen die Sachsen. Einen neuen Heerbann aufzurufen würde viele Monate dauern und dem rebellischen Volk an der Nordostgrenze die Möglichkeit bieten, das Reich auf Hunderte Meilen zu verwüsten.
    Es bestand noch eine weitere Gefahr. Viele Männer waren dem Aufruf zur Heerfolge nachgekommen, weil sie sich reiche Beuteerhofften. Blieb diese aus, war nicht auszuschließen, dass sie sich aus Enttäuschung gegen ihre Anführer wandten. Das würde Karls Macht ernsthaft erschüttern und zu Aufständen in einigen Teilen des Reiches führen. Die Gascogner und Aquitanier würden sich diese Gelegenheit ebenso wenig entgehen lassen wie die Bayern und Langobarden.
    Roland war froh, nicht in der Haut seines Vetters zu stecken. Wenn Karl eine falsche Entscheidung traf, konnte dies das

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